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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Möglichkeit, heute Nacht hier rauszukommen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich brauche etwas Zeit, um alles vorzubereiten. Ich organisiere Hilfe von außen. Es dauert nicht mehr lange. Noch ein, zwei Nächte.«
    So lange kann ich nicht warten.
    »Ich weiß nicht, ob ich so lange durchhalte.«
    »Warte hier drinnen«, sagt er. »Ich weiß, es ist schwer. Du musst dich ausruhen, verstehst du. Du siehst erschöpft aus. Ich kann dir eine Tablette besorgen …«
    Meine Beine sind wie Pudding und ich spüre, wie die Haut unter den Augen schlaff wird.
    »Ich brauche keine Tablette«, sage ich. Ich hasse den Gedanken, hier zu schlafen, aber ich spüre, wie mich die Erschöpfung überkommt.
    Ich sträube mich, als ich am nächsten Morgen merke, wohin sie mich bringen – zurück in den Untersuchungsraum mit dem Spiegel. Es macht keinen Unterschied, was ich tue oder sage. Der einzige Punkt, in den sie einwilligen, ist meine Forderung, dass Mia mitkommt. Ich will sie nicht aus den Augen verlieren. Und wenn ich diesmal sehe, dass jemand den Raum verlässt, werden wir mitgehen – auf keinen Fall lasse ich zu, dass wir hier drin noch mal eingesperrt werden.
    Mia beginnt zu wimmern, als wir ankommen. Ich halte fest ihre Hand, streichle ihre Finger mit meinem Daumen. Doch heute Morgen scheint niemand an ihr interessiert. Sie geben ihr wieder Wachsmalkreiden und Papier und schon bald liegt sie auf dem Boden unter dem Bett und kritzelt vor sich hin. Die ganze Aufmerksamkeit der Leute gilt diesmal mir. Sie sagen, sie wollen eine Ultraschall-Untersuchung wegen des Babys machen. Einen Scan.
    Ich möchte weder Newsome noch irgendeinen seiner Gehilfen je wieder in meiner oder Mias Nähe haben, aber ein Teil von mir ist neugierig und möchte das Baby in mir sehen. Bei Mia hatte ich keine Ultraschall-Untersuchung. Sie war mein Geheimnis. Noch nicht mal bei der Geburt hatte ich Hilfe. Ich hatte gehofft, dass es diesmal anders sein würde. Na ja, anders ist es, so viel ist sicher – aber nicht im positiven Sinne.
    Und plötzlich ist Newsome da. Ich sehe ihn misstrauisch an.
    »Hast du irgendwelche pränatale Vorsorge bekommen?«, fragt er.
    »Irgendwelche was?«, keife ich zurück.
    Er stöhnt und versucht seine Aggression im Zaum zu halten. »Pränatale Vorsorge. Ob du bei einer Hebamme warst?«
    »Natürlich nicht. Ich habe im Freien gelebt.«
    Newsome mokiert sich. »Du hast aber eine Verantwortung für dein Kind, eine Fürsorgepflicht.«
    Das reicht. Ich brauche keine Belehrung von ihm.
    »Gestern haben Sie sich einen Scheißdreck um das Baby gekümmert. Sie haben uns beide fast umgebracht. Und Mia dazu.«
    Er hat den Anstand, sich verlegen zu geben.
    »Das war etwas … anderes«, sagt er. »Ich bemühe mich hier um ein Gleichgewicht zwischen Medizin und wissenschaftlicher Untersuchung. Das ist nicht einfach.«
    »Mir kommen die Tränen«, antworte ich und sein Gesicht wird dunkelrot.
    »Sarkasmus konnte ich noch nie leiden«, sagt er. »Machen wir weiter, einverstanden?«
    »Nein«, widerspreche ich. »Ich will nicht, dass Sie es tun. Ich will von einer Frau untersucht werden.«
    »Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen«, legt er los, doch plötzlich dringt eine Stimme über den Lautsprecher herein. Der tiefe, energische Ton lässt mir die Luft im Hals stecken bleiben.
    »Tu, was sie sagt, Newsome.«
    Es ist Saul.
    Ich kann nicht verhindern, dass ich zu der verspiegelten Wand schaue. Das Einzige, was ich dort sehe, ist mein ausgemergeltes Gesicht, das mich anblickt, aber ich weiß, dass er dort steht.
    Hinter dem Spiegel.
    Uns zusieht.
    Ich will vom Bett und raus hier, aber jemand legt mir eine Hand auf den Arm und hält mich zurück. Ich schaue hoch und eine Frau in weißem Kittel steht da, dieselbe, die letzte Nacht Mia untersucht hat.
    »Lehn dich bitte einfach zurück«, sagt sie.
    Sie hebt mein T-Shirt an und drückt eine kalte, durchsichtige Masse auf meinen Bauch. Meine Haut ist straff gespannt.
    »Versuch dich zu entspannen«, sagt sie. »Gleich haben wir ein Bild.«
    Neben ihr auf einem Tisch steht ein Monitor. Sie schaltet den Bildschirm an und drückt mit einem pistolenartigen Plastikteil auf meine Haut, fährt mit dem Ding hin und her und drückt und neigt es.
    »Jetzt sind wir so weit. Hier ist eine Hand, das Rückgrat. Da liegt das Herz. Kannst du es sehen?«
    Ich recke den Kopf ein bisschen nach vorn und dann sehe ich es. Auf dem Bildschirm ist ein Baby, das Rückgrat eingerollt, die Arme vorn, die

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