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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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ich, was er dachte. Er hatte es doch gesagt, oder? »Wenn nicht du, Adam, wer dann?« Er hatte gedacht, es könnte Mia sein, deshalb war er so kirre, als er von Newsomes Experiment erfuhr. Doch in dem Moment, als er erfuhr, dass Mia gar nicht meine Tochter ist, änderte er seinen Plan.
    Er dachte nicht mehr an Mia.
    Jetzt ist mir sonnenklar, dass Sarah und unser Baby in Gefahr sind. In großer Gefahr. Sauls Zeit geht zu Ende. Er könnte jemand Zufälligen wählen, aber das will er nicht. Er möchte ein Leben stehlen, das ihm nicht nur zusätzliche Jahre, sondern auch zusätzliche Kräfte schenkt, und er hat nur noch weniger als achtundvierzig Stunden Zeit, so ein Leben zu finden.
    Jetzt hat er gefunden, was er sucht.
    Wir wissen nicht, wann der Stichtag für unser Baby ist, aber darauf wird Saul nicht warten. Er kann gar nicht warten.
    Sarah ist nicht dumm und sie hat Saul nie getraut, doch sie weiß nicht, was ich weiß. Und meine Fäuste haben uns keine Zeit gelassen, drüber zu sprechen. Es sollte mir leidtun. Jetzt bin ich wieder eingesperrt. Es tut mir auch leid, aber nur, dass ich meine Aufgabe nicht vernünftig zu Ende geführt habe. Saul ist ein Monster. Ich hätte ihn töten sollen. Ich werde ihn töten.
    Ich laufe von einer Zellenwand zur andern. Zweieinhalb Schritte hin, zweieinhalb Schritte zurück. Immer wieder. Dann lasse ich mich zu Boden fallen und mache ein paar Liegestütze. Die Blutergüsse schmerzen, aber ich beiße die Zähne zusammen und mache weiter. Fünfzig und ich bin immer noch frisch. Noch einmal fünfzig und ich spüre es langsam in meinen Armen. Schon besser. Noch mal fünfzig und ich schwitze.
    Ich will müde werden und ich will aufhören nachzudenken, doch statt meinen Kopf frei zu bekommen, geben die Übungen meinen Gedanken ein Ziel. In der Zelle gibt es nichts, wo man sich verstecken könnte. Ich spanne meinen Körper, stemme ihn mit den Armen hoch, doch ich denke weiter an die Menschen, die nicht hier sind. An Sarah und Mia und die Gefahr, in der sie sich befinden. Und dann an Oma und Mum. Ich weiß nicht, wo sie sind. Irgendwo? Nirgendwo? Plötzlich wird die Trauer um sie, das Gefühl, sie zu vermissen, zu etwas Körperlichem. Zu einem Schmerz hinter den Augen, einem Zusammenziehen der Magenwände.
    Ich bleibe am Boden, liege dort flach, mit dem Kopf zur Seite, die eine Wange auf dem kalten Beton. Ich bin panisch vor Angst und es trifft mich wieder am ganzen Körper, dass ich der einzige Überlebende meiner Familie bin. Ich habe niemanden, den ich um Rat fragen kann. Sie sind tot. Wird Adrian uns helfen? Ich kann die Skepsis nicht abstellen, dass er es nicht wird – nicht in letzter Konsequenz.
    Ich werde es selbst tun müssen. Wenn ich meine Sinne zusammenhalte, wird mir etwas einfallen, es wird eine Gelegenheit geben. Ich muss nur wachsam bleiben.
    Es gibt irgendeinen Weg hier raus, und es wird mir gelingen, ihn zu finden. Ich weiß es. Ich werde es schaffen.
    Ich muss Sarah beschützen, uns hier rausbringen … und Saul töten.

SARAH
    Noch ein Arzt kommt, um Mia zu testen, eine Frau. Seit wir zurück in der Zelle sind, ist Mia ganz blass und stumm und weint nicht mehr. Sie liegt reglos auf dem Bett. In weniger als zwei Tagen habe ich zusehen müssen, wie sie sich von einem glücklichen Mädchen in ein verängstigtes Etwas verwandelt hat.
    Die Ärztin macht ein paar Routineuntersuchungen.
    »Ihre Temperatur ist jetzt wieder in Ordnung. Die Herzfrequenz ist gut. Sie braucht nur ein bisschen Ruhe, Zuneigung und Fürsorge.«
    Zuneigung und Fürsorge. Ich möchte ihr ins Gesicht spucken. Ich beiße mir auf die Zunge, doch als sie weg ist, bereue ich es. Ich hätte ihr sagen sollen, was los ist. Was haben wir zu verlieren?
    Adrian bringt uns zu essen und zu trinken.
    Ich versuche Mia etwas Milch zu geben. Sie nimmt den Becher, trinkt aber nicht.
    Adrian geht sofort ins Bad und stellt die Dusche an.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragt er flüsternd, während das Wasser rauscht. Er wirkt verärgert.
    Ich zucke die Schultern. »Sie haben versucht uns zu töten – was glaubst du wohl, wie es uns geht?«
    »Es tut mir leid. Es tut mir so leid«, antwortet er und ich glaube ihm.
    »Ist Adam wieder in Isolationshaft? Hast du ihm die Nachricht gebracht, ich meine davor?«, will ich wissen. Ich hatte bis jetzt keine Gelegenheit, ihn zu fragen.
    »Ja«, sagt er und schaut weg. »Aber er konnte nicht antworten. Zu viele Kontrollen.«
    »Danke trotzdem. Gibt es irgendeine

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