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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Delrio
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er das sagte, brachte der Jupiter die Arme mit den enormen Autokanonen hoch und drehte gleichzeitig den Rumpf, um mit den PPKs zu zielen. Die Urgewalt der Breitseite traf den Ryoken II wie der Donnerkeil, der einem der schwereren Mechs vergangener Zeiten den Namen gegeben hatte, und hämmerte auf Kerenskys Maschine ein, bis sie schwankte und sich als loderndes Fanal aus Feuer und Stahl vor dem Horizont abzeichnete.
    Einauge Jack feuerte weiter. Er musste selbst kurz vor der Notabschaltung stehen, dachte Bishop. Dann endlich riss Kerensky den Mech herum und rannte davon. Ein Ryoken II war fünfundzwanzig Stundenkilometer schneller als der Jupiter. Sie konnte diesen Vorteil nutzen, um ihn zu zermürben - oder dem
    Duell den Rücken kehren und sich ein leichteres Ziel holen: Bishops Rudeljäger.
    Kapitänin Tara Bishop wartete hilflos im Brutkasten ihres überhitzten Cockpits ab, wie Anastasia Kerensky sich entschied. Würde der Galaxiscommander der taktischen Verlockung widerstehen können, einen Jupiter zu besiegen? Oder sich für die klügere Alternative entscheiden?
    Dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. Die Bewegungen des Ryoken II wurden erratisch, ungelenk. Er schien beinahe zu stolpern und zu zittern. Normalerweise war das ein Zeichen für einen verletzten oder kampfunfähigen Piloten - ein ungewöhnlicher Anblick, denn normalerweise reichte ein Angriff, der bis in die vergleichsweise winzige gepanzerte Pilotenkanzel eines BattleMechs durchschlug, um die Kampfmaschine komplett auszuschalten.
    »Irgendjemand hat die Lady ernsthaft verletzt«, kommentierte Einauge Jack, als der Ryoken II stolperte, sich aufrichtete und nach Norden abzog. »Das Seltsame ist... ich glaube wirklich nicht, dass es irgendeiner von uns war.«
    Die Schweber der Stahlwölfe schwenkten zurück nach Westen und nahmen Kurs auf die rückwärtigen Linien der Highlanders.
    »Vor euch liegen viele Ziele«, meldete sich der Befehlsstand. »Feuert in der Bewegung und vergesst sie. Kommt zurück zu den eigenen Linien. Ohne Aufenthalt. Wir haben Probleme.«
    »Was für Probleme?«
    »Ein ganzes Rudel Schweber. Sie tragen zwar keine Highlander-Insignien, aber sie feuern trotzdem auf uns.«
    Jack Farrells Söldner hatten die Landungsschiffe der Stahlwölfe erreicht, und das Kriegsglück hatte sich gewendet.
    Im Befehlsstand der Stahlwölfe bekam Ian Murchison einen unmittelbareren Eindruck des Geschehens, als er erwartet oder gewünscht hatte. Er verstand nicht genug von militärischer Taktik, um aus dem konstanten Strom der eintreffenden Meldungen ein Bild des Geschehens zu filtern, aber als der Rauch der Schlacht in das Zelt trieb, als das Donnern der Raketeneinschläge und das Heulen überlasteter Turbinen immer näher rückte, war deutlich genug geworden, dass die Schlacht nicht länger nach Wunsch verlief.
    Ein Trupp Kröteninfanterie trottete im Laufschritt vorbei, die Waffen im Anschlag. Nicht einer der Krieger beachtete ihn. Er hätte ebenso gut einer der ihren sein können, der aus irgendeinem Grund mit über die Schulter geschlungener Medikamententasche im Befehlsstand postiert war.
    Murchison schaute an sich herab und fragte sich, wie er auf jemanden wirken musste, der ihm zum ersten Mal begegnete. Seine eigene Kleidung war vor Monaten auf Northwind geblieben, und er trug eine Stahlwolf-Gefechtsmontur ohne Insignien - sofern man nicht die Leibeigenenkordel am Handgelenk so betrachtete.
    Er war kein Teil der Stahlwölfe und würde es wohl auch nicht werden, aber er hatte sich an sie gewöhnt. Sie waren geradeheraus und auf ihre Weise vertrauenswürdig - auch wenn sie, nach den meisten Standards beurteilt, wahnsinnig waren -, und sie hielten ihm nicht vor, dass er von Northwind stammte.
    Falls er je wieder nach Hause kam, hegte er gewisse Zweifel, dass die Erklärung: »Ich bin ein Med-Tech, Leben retten ist mein Beruf« zu seinen Gunsten ausgelegt würde, sollte dort überhaupt jemand herausfinden, dass er Anastasia Kerenskys Leben gerettet hatte.
    Er hörte weitere Kampfgeräusche aus dem Süden. Kurz darauf tauchte ein Ryoken II-BattleMech aus dem Qualm auf und lief mit stolpernden, kaum kontrollierten Schritten auf den Befehlsstand zu. Seine Panzerung war von Energiewaffen und Geschosseinschlägen geschwärzt und zerkratert. Als er diese Maschine zuletzt gesehen hatte, hatte ihre Metallhaut in der Sonne geglänzt, und Anastasia Kerensky war die Leiter ins Cockpit hinaufgestiegen.
    Noch während er aus dem Zelt schaute, hielt

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