Denen man nicht vergibt
ist nicht seit drei Jahren tot - erst seit einem Monat, und das wird sich bei der Autopsie auch rausstellen. Nein, John Rothman hat sie nicht vor drei Jahren umgebracht.«
»Wieso hat sie dir geschrieben?«
»Um mich zu warnen. Sie hat mir von dem ersten Mädchen erzählt, das John heiraten wollte. Das war gegen Ende ihrer Studienzeit am Boston College. Er brachte sie um, weil Elliott Benson, ein Rivale, sie verführt hat. Er wurde nie erwischt, sagt sie, und zwar, weil er höchst gerissen ist. Und wer würde auch glauben, dass ein junger Mann so plötzlich seine Verlobte umbringen sollte? Die Frau, die er liebt und heiraten will? Die Polizei kam zu dem Schluss, dass es sich um einen höchst tragischen Autounfall handelte. Sie schrieb, John hätte sich bei der Beerdigung die Augen ausgeweint und musste von seinen Eltern gestützt werden.«
»Woher konnte sie so was wissen? Hat er im Schlaf geredet? Sag bloß nicht, er hat ihr alles gestanden?«
»Nein, sie fand eines Tages sein Tagebuch in dem Safe in seiner Bibliothek. Sie schrieb, er hätte ihn eines Tages aus Versehen offen lassen. Sie war neugierig, also hat sie reingeschaut.
Und als sie darin das Tagebuch fand, hat sie’s gelesen. Er schildert darin ausführlich, wie er ein Mädchen - eine Melissa Gransby - umgebracht hat, wie er alles sorgfältig plante und nie erwischt wurde. Ein simpler Autounfall auf der Schnellstraße unweit von Bremerton. Sie hat mir in diesem Brief wohl mindestens ein halbes Dutzend Mal versichert, wie gerissen, wie intelligent John ist und wie vorsichtig ich sein müsste, wenn ich nicht die Nächste auf seiner Liste sein wollte. Sie schrieb, John glaubt, ich hätte auch was mit Elliott Benson, so wie Melissa, dass ich ihn betrügen würde, noch bevor wir überhaupt verheiratet sind.«
»Wer ist dieser Elliott Benson?«
»Ein einflussreicher Mann in Chicago, stinkreich, ein erfolgreicher Geschäftsmann und Investmentbanker bei Kleiner, Smith und Benson. Er und John sind schon seit vielen Jahren Rivalen.
Cleo schrieb, sie wüsste nicht, ob er noch mehr Frauen umgebracht hat, aber sie sei sicher, dass er sie umgebracht hätte, wenn sie nicht davongelaufen wäre, und dass sie weiß, dass er mich töten wolle, und ich solle so schnell wie möglich wegrennen.«
Dane sagte stirnrunzelnd: »Wieso sollte ein angeblich so gerissener Mann in ein Tagebuch schreiben, dass er jemanden umgebracht hat, und dieses Tagebuch dann auch noch aufheben? Im Safe seines eigenen Hauses, mein Gott? Und den dann auch noch offen stehen lassen? Also, das ist nicht smart, dass ist saudumm, Nick, und ich kann einfach nicht glauben, dass einer so blöd sein sollte. Das ist doch unsinnig.«
34
Nick sagte: »Das habe ich zuerst auch gedacht. Aber weißt du, Dane, ich kannte Cleo Rothman, ich kenne ihre Schrift. Der Brief war von ihr, da bin ich mir ganz sicher. Sie schrieb, sie hat das Tagebuch, hat es mitgenommen, als Rückversicherung sozusagen, falls John sie doch noch finden würde.«
»Wieso ist sie mit dem Ding dann nicht zur Polizei gegangen? Immerhin war das ein schriftliches Geständnis.«
»Sie schrieb, dass John viele einflussreiche Freunde hat, mächtige Männer, und dass diese Männer in seiner Schuld stehen. Sie schrieb, sie wüsste ganz genau, wie er es machen würde; er würde sagen, sie als seine Frau - die seine Handschrift natürlich kennt - habe das alles selbst geschrieben, um ihn zu ruinieren. Man merkte förmlich, wie viel Angst sie hatte und dass ihr bewusst war, dass es feige von ihr war, aber dass alles gegen sie sprach und ihr keine Wahl geblieben war, als unterzutauchen. Glaubst du, die Polizei hätte ihr geglaubt und eine Untersuchung in Gang gesetzt?«
»Das schon, aber es hätte ihr nicht gerade geholfen, wenn sie geglaubt hätten, sie wäre rachsüchtig und wolle einen guten Mann ruinieren, und der einzige Beweis für ihre Vorwürfe wäre das Tagebuch. Also jedenfalls hat John Rothman geschrieben, er hätte diese Melissa Gransby getötet, weil sie ihn mit diesem Elliott Benson betrogen hat, ja?«
»Anscheinend. John konnte ihr das nicht verzeihen. Du hättest die Wutausbrüche lesen müssen, das war beängstigend. Cleo schrieb, sie konnte sehen, dass Melissas Untreue etwas in ihm kaputt gemacht hatte, dass er seitdem keiner Frau mehr trauen könne.
Sie schrieb, dass sie das sogar verstehen kann, da seine Mutter seinen Vater ebenfalls betrogen hat, und dass ihn
das zutiefst getroffen hätte. Offenbar hat er ihr das zu
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