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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard G. Busch
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mit dem emotionalen Zentrum in unserem Kopf. Die somatischen
    Markierpunkte im enterischen Bauchgehirn arbeiten nach rein biologischneurologischen Regeln, rein naturwissenschaftlich sozusagen. Das ist auch der Grund, warum diese
    »Bauchgefühle« sich in der Regel erstaunlich eindeutig äußern und alle kognitiven Zweifel bei einer Entscheidungs-Vorbereitung schnell wegwischen. Aber nochmals Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass das enterische System objektiv urteilen könnte. Es ist das subjektivste System, das wir uns nur vorstellen können. Wie gesagt, es ist fies, gemein, egoistisch und selbstbezogen. Den Nylonstrumpf interessiert nur, was ihm (und seinem Eigentümer) nutzt… sonst nichts. Er kennt kein Gut oder Böse - er kennt nur sich und sein Überleben.
    Der Nylonstrumpf irrt sich immer nur dann, wenn die
    erforderlichen Erfahrungswerte nicht vorliegen, wie beim Börsencrash zum Beispiel, wo die Erfahrungswerte von New-Economy nicht vorliegen konnten, weil alles zu neu war. Da entschieden Millionen von Bäuchen weltweit in die falsche Richtung.
    Wir müssen verstehen, dass der Nylonstrumpf in unserem Bauch ein Ur-System ist und archaisch funktioniert. Das mit dem »Irren« ist deshalb so eine Sache - Ansichtssache nämlich.
    Der enterische Nylonstrumpf irrt natürlich, von außen
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    betrachtet. Er entscheidet nämlich rein subjektiv. Und das, was er als rein subjektiv richtig einstuft, kann für einen Außenstehenden durchaus als völlig falsch eingestuft werden.
    Wie in New York. Die Bauchentscheidung der Terror-Täter war, wie erwähnt, für deren eigenes enterisches System subjektiv richtig, sonst hätten sie nicht die emotionale Energie aufgebracht, unter Inkaufnahme des eigenen Todes diesen Terrorakt auszuführen. Sie hätten auch nicht die nervliche und emotionale Energie gehabt, bis zum Eintritt des eigenen Todes (dem Aufprall) ein hochkomplexes technisches Gerät, ein Flugzeug, sicher an das beabsichtigte Ziel zu bringen. Das gelingt nur dann, wenn der Bauch subjektiv richtig entscheidet und wenn seine Entscheidung von keiner Zelle im Körper bezweifelt wird, auch nicht vom Mandelkern. Für den Rest der Welt war es keine Bauchentscheidung, sondern reiner
    Terrorismus.
    Diese Ansicht der amerikanischen Bauchgehirn-Forscher, dass die enterischen Entscheidungsprozesse mit klassischer Psychologie nichts, aber auch gar nichts zu tun haben, behagt den klassischen Psychotherapeuten und Psychologen nicht so sehr. Deren Unbehagen resultiert aus der Ahnung, man würde menschliches Verhalten wieder einmal mehr auf einen rein naturwissenschaftlichen Sockel stellen wollen. Dass diese naturwissenschaftlich begründete Bauchtheorie des enterischen Systems der Berufsgruppe der Psychologen nicht so ganz in den Kram passt, ist leicht verständlich, wenn man bedenkt, dass die Psychologie und die Psychotherapie ihre gesamte therapeutische Wissenschaft auf empirische Annahmen stützt - und das seit rund einhundert Jahren.
    Da sind allerdings auch empirischpsychologische Annahmen dabei, die jeder ernsthaften medizinischen Naturwissenschaft entgegenstehen, was wiederum die Naturwissenschaftler nicht so sehr mögen. So haben sich im Laufe der letzten Jahre die Psychologen ziemlich weit von den Neuropsychologen und
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    Neurophysiologen entfernt.

    FAZIT

    • Das enterische Nervensystem kann man sich vorstellen wie einen Nylonstrumpf.
    • Das enterische System ist kein Ersatz für das emotionale Gehirn, es ist dessen Partner.
    • Das Nylonsystem arbeitet prinzipiell wie das Gehirn.
    • Das Bauchdenk-System irrt subjektiv immer dann, wenn bekannte Strukturen nicht an die neue aktuelle
    Entscheidungssituation akkommodiert (angepasst) werden können oder es nicht auf frühere Informationen zurückgreifen kann.
    • Das Bauchsystem entscheidet immer subjektiv.

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    Der Bauch denkt…

    Stopp… dieses Kapitel, das eigentlich genau hierher gehört, muss um ein paar Seiten verschoben werden. Um genau zu verstehen, was in unserem Nylonstrumpf und seinen
    Programmen abläuft, benötigen wir die wissenschaftliche Erklärung für »Stress«.
    Wir reden ständig über Stress. Jeden Tag erleben wir ihn und beschweren uns auch häufig: »Oje… zu viel Stress heute…«, oder: »War das wieder ein stressiger Tag!«
    Wir haben eine ungefähre Ahnung davon, was Stress
    ausmacht, zumindest eine gefühlsmäßige Ahnung. Wie sich Stress aber genau definiert, wissen nur die wenigsten. Würde ich den Bürger auf der Straße fragen

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