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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard G. Busch
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Bauch diese Entscheidungen trifft, ist ebenfalls so alt wie die Menschheit.
    Lediglich die Kenntnis darüber, dass Bauchentscheidungen tatsächlich im Bauch getroffen werden, die ist tatsächlich brandneu. Wie bereits auf Seite 14 ff. angemerkt, gingen die Wissenschaftler bisher davon aus, dass unser emotionales System im Kopf die »Bauchentscheidungen« trifft. Das
    Nervensystem, das im Bauch die Entscheidungen vorbereitet und zusammen mit dem Gehirn in die Tat umsetzt (oder es unterlässt, was ja auch eine Handlung wäre), nennt man enterisches Nervensystem.
    Ausgestattet mit hunderten von Millionen Nervenzellen, arbeitet dieses enterische Nervensystem (Bauchnervensystem) prinzipiell genauso wie das menschliche Rückenmark.
    Allerdings ist es sehr viel komplizierter aufgebaut. Und, es ist kaum zu fassen: Dieses Nervensystem liegt tatsächlich im Bauch - und nicht im Gehirn.
    Wir müssen uns, wie erwähnt (siehe Seite 18), so eine Art
    »Nylonstrumpf« vorstellen, der den gesamten Magen-Darm-Trakt umschließt, von der Speiseröhre beginnend bis hin zum Darmausgang. Die enteralen Nervenzellen auf diesem
    »Nylonstrumpf« sind weder sympathisch noch parasympathisch.
    Das heißt, die Zellen können nicht bewusst angesprochen oder gesteuert werden. Sie können aber auch nicht über das
    unbewusste Nervensystem angesteuert werden - sie können überhaupt nicht angesteuert werden. Das enterale System im
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    Bauch ist völlig autonom. Das enterale (enterische)
    Nervensystem hat auch keine direkte Verbindung zum
    Rückenmark oder zum Gehirn. Dennoch ist es offenbar in der Lage, bestimmte Gehirninformationen ständig zu überprüfen und weiterzuverarbeiten.
    Immerhin, das Gehirn ist der Chef des ganzen Systems und bis zum Mageneingang bleibt es auch der Chef. Je tiefer man allerdings in den Magen-Darm- Trakt einsteigt, desto schwächer wird der direkte Einfluss des Gehirns auf das Geschehen. Im Magen sind die Befehle vom Chef noch deutlich spürbar. Die jeweiligen Anweisungen werden über die so genannten
    Vagusnerven vermittelt. Ab dem Magenausgang übernimmt das enterale Nervensystem die volle Verantwortung für das weitere Geschehen. Steigt man allerdings zu dem so genannten
    Magenpförtner (ein Muskel am Eingang zum Dünndarm) hinab, hat das Gehirn hier wieder etwas zu melden. Es entscheidet nämlich, wann der Magenpförtner sich öffnet oder schließt.
    Interessant ist die Tatsache, dass ein verletzter Magenpförtner, der chirurgisch entfernt wird (Pyloroplastik), dem menschlichen Organismus nicht weiter fehlt: Wie durch ein Wunder stellt der Magen sich ziemlich schnell auf das Fehlen dieses Muskels ein und übernimmt dann selbst die geplante, dosierte Abgabe von vorverdauter Nahrung an den Dünndarm, so wie ehemals der Magenpförtnermuskel.
    Diese Fähigkeit, einen ganzen Muskel zu ersetzen und die Abgabe der vorverdauten Nahrung zu organisieren, hat das enterale Nervensystem komplett übernommen. Das ist ein weiterer Indikator für die unerhörte Eigendynamik, den Überlebenswillen und die biologische Cleverness des enteralen Systems.
    Zugegeben, der Magen-Darm- Trakt ist nicht sonderlich sexy.
    Kein Drehbuchautor käme auf die Idee, über diese Thema einen Film zu machen. Nicht einmal in einer TV-Arztserie würde man darüber reden. Da kämen nur die »schicken« Teile auf den
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    Tisch. Eine anständige Fraktur (am besten ein Reitunfall, der kommt immer gut an), eine tolle Virusinfektion mit
    Seuchenalarm oder wenigstens ein dramatischer Krebs. Aber doch nicht der Darm! Der Darm ist glitschig, unangenehm und wenn man ihn öffnet, dann stinkt er. Man muss schon
    Neurobiologe oder Neuropsychologe sein, um sich mit »so etwas« ernsthaft zu beschäftigen. Aber das enterale
    Nervensystem, das »Bauchdenksystem« befindet sich nun
    einmal in einer Gegend des menschlichen Körpers, wo es nicht ganz so sexy ist. Da kann man nichts machen. Dort wird emotional entschieden, und zwar mehr, als uns manchmal lieb ist. Und dann auch noch ohne dass das Gehirn irgendeinen direkten Einfluss darauf ausüben kann. Der Chef des
    Organismus, das Gehirn, hat da unten, im Glibber und im Matsch, nichts mehr zu sagen. Dort regiert der Nylonstrumpf.
    Der bereits erwähnte Prof. Emeran Mayer, Neurophysiologe an der Universität Kalifornien, konnte vor einem Jahr ganz konkret nachweisen, dass unser »Bauchgehirn Nylonstrumpf«
    fast alle unsere emotionalen Prozesse steuert oder zumindest steuernd begleitet. Das berühmte »gute oder

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