Denken Mit Dem Bauch
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Jahren nicht sehr verändert. Es dauert halt sehr lange, bis mutative oder genetische Veränderungen wirksam werden. Das bedeutet, wir leben in einer Welt, die wir im wahrsten Sinne des Wortes nicht begreifen. Es macht Stress, dass wir immer nur einen Ausschnitt des Ganzen begreifen. Und dass wir im Grunde körperlich so reagieren, als wären wir noch Jäger und Sammler.
Das Stresshormon »Adrenalin« war ursprünglich dafür gedacht,
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dass wir Menschen uns aus dem Staub machten, wenn der
Säbelzahntiger hinter dem Felsen brüllte. Und damit wir auch genug Kraftreserven hatten, sobald die Säbelzahnmieze brüllte, wurden beim Ausstoß von Adrenalin alle nicht nötigen
Körperfunktionen annähernd auf null reduziert.
Bei Stress - also bei Adrenalinausstoß aus den Nebennieren an das Gehirn - hat kein Mensch mehr Hunger, Durst oder Lust auf Sex. Aber in die Hose macht man sich bei Mega-Stress schon mal. Das bedeutet, sogar die Energie, das eigene
Entsorgungssystem (Schließmuskelsystem) zu kontrollieren, wird vom Bauch abgezogen und in Fluchtenergie umgewandelt.
Das alles wäre im Grunde genommen in unserer heutigen Zeit ziemlich überflüssig. Wenn Ihr Lehrer, Ihr Boss, Ihr GmbH-Gesellschafter oder Ihr Shareholder mit Ihnen »Schlitten fährt«, können Sie eh nicht flüchten. Und den Kopf reißt Ihnen auch niemand mehr ab. Aber unser Körper weiß das nicht - er ist in der Entwicklung stehen geblieben. Er will flüchten. Adrenalin verdünnt das Blut und erhöht gleichzeitig den Blutdruck. Das hat zur Folge, dass man größere körperliche (Flucht-)
Belastungen besser und länger aushält. Und das findet unser Körper heute noch sehr sinnvoll. Der Körper geht ja davon aus, dass die körperlichen Gefahren noch lauern und der böse Bär hinter der Lichtung auf uns wartet, um uns aufzufressen. Da macht das körperliche Vorbereiten einer gut organisierten Flucht schon Sinn - im Sinne von »Überleben«. Adrenalin in
Verbindung mit ein paar anderen Botenstoffen ist in extremen Stressfällen sogar in der Lage, ein Menschenleben sofort und in Bruchteilen von Sekunden zu beenden.
Der beste Freund des Adrenalins ist eine noch viel
gefährlichere Enzymverbindung: das Cortisol. Nicht zu verwechseln mit dem therapeutischen Universalmittel
»Cortison«. Cortison ist ein Medikament. Cortisol hingegen ist das eigentlich böse Stresshormon. Es tritt im Körper immer dann auf, wenn Adrenalin abgesondert wird. Cortisol lässt sich
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sehr leicht durch eine Speichelprobe nachweisen, denn es hat eine wichtige Eigenschaft, die eher unangenehm ist: Bei jedem Ausstoß registriert es sich im Körper. Das heißt, der
Cortisolausstoß wird vom Gehirn »aufgeschrieben« - und zwar notiert es sämtliche Cortisolmengen, die wir je abbekommen haben. Der Körper »sammelt« seine Kenntnis von Stress, sein persönliches »Stresserleben« ein Leben lang. Er ist sehr lernfähig und sehr nachtragend.
Daraus resultiert, dass Menschen mit hohen notierten
Cortisolmengen eine ganz spezifische Stresskarriere hinter sich gebracht haben müssen. Hier liegt der Vergleich mit einer Suchtkrankheit nahe. Zwar nicht inhaltlich, aber prinzipiell. Bei einem Alkoholiker kennen wir ebenfalls den Begriff der so genannten »Alkoholkarriere«. Das heißt, niemand wird zum Alkoholiker, weil er »mal« was trinkt. Es braucht Jahre, um in das Gamma-Stadium des Alkoholikerdaseins zu kommen. Es ist jahrelange, mordsmäßige »Saufarbeit« nötig, um endlich ein anständiger Alkoholiker zu werden - und dem Tode ins Auge zu sehen.
So ähnlich verhält es sich auch mit der Stresskarriere: Jeder Cortisolausstoß bringt uns dem Tod ein bisschen näher. Denn Cortisol hat die Eigenart, Gehirnzellen zu zerstören. Je mehr Cortisol ein Mensch im Laufe der Jahre und Jahrzehnte in sich getragen hat, umso mehr Gehirnzellen werden in ihrer
Funktionalität endgültig zerstört. Der Stress summiert sich, summiert sich, summiert sich… Der Cortisoleffekt im Gehirn ist dem der Alzheimer'schen Krankheit sehr ähnlich.
Forschungen haben ergeben, dass Menschen, die über Jahre hinweg unter starkem, negativem Stress standen (meist unter starkem Wertebedrohungsstress), im Alter ganz erhebliche Wahrnehmungs- und Orientierungsschwierigkeiten haben. Und der gesammelte Stress kostet dann irgendwann echte
Lebensjahre.
Ist ein Mensch weniger stressanfällig, besitzt er also etwa das
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»Frustrationstoleranz-Gen«, strömt bei ihm entsprechend weniger
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