Denken Mit Dem Bauch
Cortisol durch den Organismus. Es gibt sogar
Menschen, die selbst unter Todesstress einen völlig normalen Blutdruck, einen völlig normalen Hautspannungswiderstand, eine ganz normale Atmung, normalen Puls und keinerlei
Stresssymptome haben. Diese seltenen Exemplare können dann auch staubtrocken Entscheidungen treffen - und keine der Entscheidungen kommt aus dem Bauch. Das ist allerdings wirklich sehr selten. Über diese Art von genetisch bedingter Stresswiderstandsfähigkeit verfügen nur 0,04% aller Menschen.
Das wären nur 4 von 10000 - James Bond, Rambo, Chuck
Norris & Co. inklusive.
Wenn wir »Otto Normalos« nicht über das Anti-Frust-Gen verfügen, gibt es für uns den Psychowirkstoff »Benzodiazepin«.
Darüber verfügt die nächste Apotheke. Man kann nämlich die Stressannahme konsequent verweigern. Zum Beispiel mit einem dieser »Benzo‹‹-Produkte, was allerdings mit gefährlichen Nebenwirkungen einhergeht.
Was kann man gegen Stress und Cortisolpeinigung tun?
Überprüfen Sie ständig Ihr persönliches Stresspotenzial.
Untersuchen Sie zunächst solche Lebensfaktoren, die…
• Impulse vermehren…
• Handlungsspielräume einschränken…
• Werte bedrohen…
Tun Sie das schriftlich. Erstellen Sie anhand von Tagesplänen für zwei oder drei Wochen einen persönlichen Impuls-,
Handlungsspielraum- und Wertebedrohungsplan. Wenn Sie
dadurch entdecken, was und wer den Stress in Ihnen auslöst, ist das schon die halbe Miete. Als Nächstes versuchen Sie, ganz
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bewusst solche Faktoren auszuschließen, die Ihre Werte bedrohen und Spielräume einschränken. An der Menge der Impulse - am ersten Faktor sozusagen - wird man nur schwer etwas ändern können, zum Beispiel in einem anstrengenden Job.
Aber die beiden anderen Faktoren lassen sich durchaus
»organisieren«.
Da Sie nun Kenntnis darüber haben, was »Stress« ausmacht und wie »Stress« funktioniert, sollten Sie die Faktoren zwei und drei »organisieren« lernen. Weg mit den Faktoren, weg mit der Wertebedrohung! Im Zweifel suchen Sie sich ein anderes Betätigungsfeld. Welche Konsequenzen der Bauch aus diesen Zusammenhängen entwickelt, werden wir noch sehen.
FAZIT
• Stress besteht aus drei wesentliche Faktoren, die auf uns Menschen einwirken. Eine Rolle spielen:
1.
die Impulsdichte, das heißt, die Menge der akustischen, optischen, taktilen oder anderer Impulse, die auf uns
einwirken,
2.
die Einschränkung unseres Entscheidungsspielraums,
3.
die Bedrohung unserer eigenen Wertevorstellungen,
Haltungen und Einstellungen.
• Unter Stresseinwirkung können wir Menschen nicht mehr kognitiv entscheiden. Wir überlassen die Entscheidungen unserem Bauchprogramm. Der Nylonstrumpf entscheidet mit dem emotionalen Zentrum in unserem Gehirn, was zu tun ist -
und nicht mehr unser Kopf allein.
• Man kann zwei der drei Stressfaktoren ganz gut in den Griff kriegen.
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Der Bauch denkt… in Programmen
Unter einem Programm versteht man landläufig den
vorgefertigten, sinnvoll geplanten Ablauf von etwas. Zum Beispiel könnte ein Theaterabend ein fixiertes, vorgefertigtes Programm haben, das den Ablauf des Abends regelt. Nach dem ersten Akt kommt der zweite Akt, dann die Pause, dann der dritte Akt des Theaterstücks und danach eine kleine Party mit den Schauspielern und Gästen. Solch ein geregeltes Programm gibt Sicherheit. Da kommt nichts mehr dazwischen, da geht nichts schief.
Auch der enterische Nylonstrumpf in unserem Bauch folgt einigen sehr fest fixierten Programmen. Im ersten Kapitel (Seite 18, 28 ff.) sowie im zweiten Kapitel (Seite 36 f.) bin ich auf diese Erkenntnis schon einmal eingegangen und will nun hier näher erläutern, was es mit der Funktion der Programme auf sich hat.
Das wesentlichste Programm des Nylonstrumpfs ist das
archaische Ur-Programm. Es lautet: Tue nichts, was dein eigenes Überleben in Frage stellt. Treffe keine Entscheidungen, die dich (genau genommen den Eigentümer des Nylonstrumpfs) in Gefahr an Leib oder Leben bringen könnten. Auch unser Mandelkerngehirn kennt dieses Programm. Unser dort
angesiedeltes Unterbewusstsein würde ebenfalls nichts
entscheiden, was uns in Gefahr bringen würde. Es würde stattdessen immer versuchen, der Gefahr auszuweichen koste es, was es wolle.
Wenn das tatsächlich so ist, dass dieses Ur-Programm so programmiert ist, warum nehmen dann zum Beispiel Terroristen den eigenen Tod in Kauf? Das passt doch nicht zu unserem angeblich in allen Menschen
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