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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard G. Busch
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können lediglich weder gut noch böse voneinander
    unterscheiden. Sie folgen lediglich ihrem eigenen Bauchprinzip: Tut mir gut - oder tut mir nicht gut; fühle mich wohl oder fühle mich nicht wohl. Und danach wird entschieden. Fühlen sie sich nicht wohl, machen sie sich so lange (schreiend) bemerkbar, bis mit Hilfe von außen der Zustand wieder den gewünschten Grad erreicht.
    In der Qualitätsstufe 2 kommen Kosten-Nutzen-Überlegungen bei den Moralentscheidungen hinzu, aber auch die uralte
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    Moralmesslatte: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wie du mir, so ich dir. Das ist die Stufe, auf der sich die Versuchskinder der genannten Studie befanden - wie ohnehin alle Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 15. Sie sind in der Lage, sehr genau zu überlegen, ob eine Aktion ihnen einen Nutzen bringt oder nicht.
    Stets wird der persönliche Nutzen mit dem relativen Aufwand der Aktion abgeglichen, das Risiko mit dem möglichen Gewinn.
    Dabei ist der soziale Nutzen, der Nutzen für andere, genauso unwichtig wie das mögliche Risiko, in das sie den anderen möglicherweise bringen könnten. Nur der eigene Vorteil ist wichtig. Dann erst kommt alles andere.
    Die Bauchmoral der 13- bis 15-Jährigen ist deshalb für uns Ältere nicht immer logisch nachvollziehbar. Da stellt man sich schon die Frage: Warum klaut eine junge Dame, 13 Jahre alt, im Kaufhaus eine Jeansjacke? Weil sie Nutzen und Risiko nicht richtig einschätzen kann. Und weil die Vorstellung, dass sie andere bei der Aktion schädigen könnte, das Kaufhaus zum Beispiel, noch sehr unterentwickelt ist. Auge um Auge, Zahn um Zahn - diese uralte Regel, die sich in den unterschiedlichsten Schriften wieder findet, beispielsweise in der Bibel oder dem Koran, ist ein weiteres Privileg der jugendlichen Moralwelt der Stufe 2.
    Anders als beim kategorischen Imperativ des Immanuel Kant sehen die Kids die Sache genau umgekehrt: Das Verhalten der anderen wird zur Grundform, nicht das eigene Verhalten. Wenn der 14jährige Hans dem 14jährigen Peter als Methode der Konfliktlösung »eine reinhaut«, hat Hans den Maßstab für Peters zukünftiges Verhalten gesetzt. Also hat Peter das Bedürfnis, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Erst im Erwachsenenalter ab Moralstufe 3 lernen wir Menschen, die Dinge anders zu sehen. Nicht immer, aber meistens. Und nur dann, wenn der Bauch das auch so sieht.
    Stufe 3 bis 4 der Moralqualitätsskala: Die Begriffe »Recht und Ordnung« kommen zusätzlich ins Kalkül. Das bedeutet, den
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    gesellschaftlichen Regeln gehorchen, sich anpassen, Autoritäten akzeptieren. Das ist die durchschnittliche Moral-Zustandsqualität, in der die allermeisten Menschen sich befinden, wenn sie in den Industriestaaten leben. In den Entwicklungsländern, im Nahen und im Fernen Osten, in
    Indonesien oder Südamerika oder der Karibik gelten andere, etwas modifizierte Regelwerke des Moralumgangs.
    Die Stufe 4 definiert ziemlich genau den Menschentyp, den wir hierzulande gerne antreffen möchten: ordentlich, aber nicht überangepasst; wissend, dass Gesetze dazu da sind, beachtet zu werden; selten korrupt, wenig grob eigennützig, auch öfter mal gemeinnützig im Denken; interessiert sich außer für sich selber auch ernsthaft für sein menschliches Umfeld; lügt wenig, versucht den Weg der Wahrheit so gut zu gehen, wie es halt möglich ist, ohne andere oder sich selbst ständig zu schädigen.
    Der »4er« ist kein moralischer Überflieger - aber ein sozialisierter, vernünftiger Mitbürger, der nicht straffällig wird (zumindest nicht grob vorsätzlich), wenn überhaupt, eher leichtfertig. Dennoch neigt er dazu, seinen eigenen Nutze n bei seinen Aktivitäten selten aus den Augen zu lassen. Er wäre als Märtyrer weniger geeignet. Wenn's drauf ankommt, weiß sein Bauch schon, wo die Kirschen hängen.

    Stufe 5 bis 6 der Moralskala ist etwas für die wirklich edleren unter uns: In dieser Heiligenscheinstufe setzen sich Menschen auch unter Inkaufnahme persönlicher Nachteile für den anderen ein. Sie dienen der allgemeinen Gerechtigkeit und den
    gesellschaftlichen Zielen mehr als die »4er«. Die
    Sozialverträglichkeit des Umgangs mit anderen hat für sie einen hohen Stellenwert. Sie würden sich eher die Zunge abbeißen, als einem Dritten wissentlich Schaden zuzufügen oder ihn
    wissentlich zu belügen oder ihn anderswie zu hintergehen. Sie halten sich so gut es geht an den Kantknigge. Interessant ist, dass ab dieser Stufe das Bauchdenken dem kognitiven

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