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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard G. Busch
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werden all die kleinen und großen Entscheidungen des täglichen Lebens getroffen, wenn nicht nach moralischen, und welchen ethischmoralischen Leitbildern die Menschen folgen? Spielt der zweite Begriff
    »Ethik« auch eine Rolle bei unserem moralischen oder
    unmoralischen Entscheidungsverhalten?
    Ethik, so sagt das Meyer'sche Lexikon, ist die Lehre von den Normen menschlichen Handelns und deren Rechtfertigung. Für den alten Aristoteles gehörten Ökonomie und Politik, Rechts-, Sozial- und Staatswissenschaften ebenso zum ethischen Paket wie der Umgang der Menschen untereinander.
    Die modernen Politikwissenschaftler jedoch meinen, man könne einen Staat nicht nach den Regelwerken des »Homo Ethik« und nach den Regelwerken des »sittlich guten
    Menschen« führen. Es würde allenthalben ausreichen, wenn die Leute in einem Staat halbwegs gerecht und anständig
    miteinander umgingen. Man müsse ja nicht gleich jeden lieben -
    es reiche, wenn man allgemein gültige Regeln des
    sozialverträglichen Umgangs beachte. Nur so könnten sich
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    moderne, komplexe, pluralistische Gesellschaften zu einem übergreifenden Ganzen zusammenfügen. Zur Europäischen
    Union zum Beispiel. Da kommen ohnehin die
    unterschiedlichsten Völker und Kulturen an einen Tisch. Und dann auch noch über tiefe Ethik zu reden wäre des Guten wirklich zu viel, im wahrsten Sinne des Wortes.
    Es reicht also, wenn wir halbwegs »ordentlich« miteinander umgehen? Nun, wenn wir das mal täten! Das wäre schön. Dann hätten wir nicht bei jeder neuen Ausgabe der Wochenmagazine das brechreizige Gefühl im Bauch, schon wieder sei etwas Neues schief gegangen in Sachen Moral und Ethik. Dann hätten wir nicht ständig den Eindruck, dass anstatt Moral und Vernunft eher eine neue Art von moralischem Vakuum im Bauch
    vorherrscht, beispielsweise bei den »Machern« des Staates, in den Chefetagen der Industrie oder bei den Bossen der Banken -
    weltweit.
    Was hat es auf sich mit dem Moralvakuum? Mit dem neuen Vakuum der Werte, der Normen, mit dem Vakuum des
    verträglichen Umgangs miteinander? Woher kommt es? Kann man denn auf dem Moralniveau der 13jährigen Kinder ein komplexes Staatswesen so managen, dass in etwa Fairness und Gerechtigkeit herrschen - oder wenigstens ein gerechtigkeits-adäqua ter Zustand, der zumindest so aussieht wie echte Gerechtigkeit und echte Ehrlichkeit? Was ist, wenn nicht etwa die Politiker regieren, sondern der ungezügelte Kapitalismus, wenn das Geld, die Börse, die Werbung, die Wirtschaft, die politische Macht und Machiavelli & Co. den Ton angeben?
    Der ehemalige Boss und Mitbegründer der Deutschen Bank AG, Hermann Josef Abts, meinte 1945 noch: »Es kann nicht Sinn der Arbeit einer Bank sein, nur Geld zu machen. Da stehen auch noch andere Verantwortungen dahinter.« Bei der
    Holzmann-Pleite sahen die Deutschbanker das ganz anders. Da gab es kein ernsthaftes Interesse für die 60 000 bedrohten Arbeitsplätze des Baukonzerns und die zur Pleite verurteilten
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    Zulieferbetriebe.
    »Ich habe keine Zeit, mir den ganzen Tag über den Sexappeal meiner Aktie Gedanken zu machen«, meinte der ehemalige Chef des Daimler-Benz-Konzerns, Edzard Reuter, auf einer Tagung in New York. Das war Ende der 1980er-Jahre. Doch heute geht es bei den Verantwortlichen nur noch darum, wie es scheint.
    Der Tanz ums »goldene Kalb« ist längst im Gange und hat inzwischen schon auf die Nation übergegriffen. Geradezu pervers kommen die Börsenmeldungen täglich über die Kanäle der 38 TV-Sender, die »Otto-Normal« empfangen kann. Man könnte meinen, die ganze Nation sei nur noch Aktionär. Jedem gehören mindestens drei Kacheln im Damenklo der achten Etage oder ein halber Sendemast von XYZ. Weg vom
    sozialverträglichen Umgang
    - hin zum individuellen,
    hedonistischen Bauchkapitalismus. Dann werden die Kosten für den Abbau von 25000 Arbeitsplätzen halt auf die Allgemeinheit umgelegt, letztendlich durch irgendwelche Steuertöpfe bezahlt.
    So lässt sich Volkswirtschaft ganz gut rechnen, aus dem Bauch heraus, sozusagen.

    FAZIT

    • Wir Menschen sind bei unserer Geburt ausschließlich
    bauchgesteuert, nicht kopfgesteuert.
    • Wir Menschen sind als Baby ein niedliches »moralisches Miststück«, dessen Bauch nur seinen eigenen Nutzen verfolgt.
    • Je älter wir werden, umso eher verbinden wir Kognosdenken mit Bauchdenken und halten den Ur-Bauch im Zaum.
    • Die höheren Moralstufen 6 bis 7 sind einer sehr kleinen Gruppe von Menschen vorbehalten.

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