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Denken Mit Dem Bauch

Denken Mit Dem Bauch

Titel: Denken Mit Dem Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard G. Busch
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Denken
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    unterlegen ist. Der Bauch kommt mit seiner Ur-Rivalität nicht mehr unbedingt durch.

    In der Moralstufe 7 befinden sich Jesus, der Dalai Lama, Mutter Teresa und wenige andere schillernde Moralgrößen; vielleicht Martin Luther King oder Mahatma Gandhi oder so. Wir Otto-Normalos jedoch werden vermutlich niemals in »The Hall of Fame« der echt großen Moralapostel dieser Welt
    hineingelangen. Nicht mal der Papst hätte da eine reale Chance…

    Noch interessanter als die Erikson'sche Rangfolge der
    Moralausprägungen ist die Tatsache, dass jeder Mensch sich zu einer bestimmten Zeit immer nur auf einer der genannten Moralstufen befinden kann. Entweder niedrig oder hoch - nie beides zeitgleich. Er durchläuft in seiner persönlichen Entwicklung die Stufen stets der Reihe nach. Jede Stufe ist komplexer und höher angesiedelt als die vorherige. Allerdings: Auch rückwärts gehen ist möglich. Das hat dann etwas mit den jeweiligen »Settings« zu tun, wie wir noch sehen werden.
    »Das ist der Hammer…«, sagte meine Sekretärin, als sie das las: »Dann wäre es ja so, dass die heutige politische Kaste auf dem Moralniveau von 15jährigen Kids steht. Suchen die nicht immer noch nach der Herkunft der 100000 Mark von dem
    Weihrauch in der CDU-Affäre?« Ja, so ist es - aber nicht bei allen Politikern, glücklicherweise. Dennoch, eines ist richtig: Einfache Korruption ist Bestandteil der typischen Moralwelt der Kinder und jungen Jugendlichen. Diese Stufe 3 wird bei den meisten Menschen in den Industriestaaten mit etwa 13 Jahren erreicht. Stufe 4 erreichen viele schon nicht mehr, weil sie zu gut in Korruption und Lügen trainiert worden sind. Trainiert bedeutet: Sie haben in ihrer Entwicklung erlernt, dass Lügen und korruptes Verhalten offenbar zum Ziel führt und man
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    persönlich damit durchaus erfolgreich sein kann.
    Die Stufen ab 4 unterliegen nicht mehr der automatischen, menschlichen Entwicklung. Da müsste man schon konkret an sich selbst arbeiten, um sie und die oberhalb angesiedelten zu erreichen. Die höheren Stufen, so Professor Kohlberg, Universität von Kalifornien, in einer moraltheoretischen Studie, sind überhaupt erst mit einem bestimmten Lebensalter
    erreichbar. Und sie hängen ganz intensiv mit der intellektuellen Fähigkeit und noch intensiver mit dem philosophischen
    Bildungsstand und der Lebenserfahrung des jeweiligen
    Betroffenen zusammen. Das bedeutet, den Bauch in den Griff zu kriegen, gelingt den Älteren eher als den Jüngeren.
    Und noch etwas: Ein ganz wesentlicher Unterschied besteht zwischen dem, wie Menschen moralisch »urteilen«, und dem, wie sie konkret »handeln«. Sie können durchaus in ihren Haltungen und Ansichten auf Stufe 3 oder 4 urteilen - sich dann aber in Handlungen wiederfinden, die der Stufe 2 zuzurechnen sind. Dies hängt mit der ga nz persönlichen Entwicklung (Setting- Entwicklung) und der allgemein gesellschaftlichen Entwicklung unserer Industriestaaten zusammen und ist auch nur in denen gültig. Andere Länder, andere Sitten. Ein Stammeshäuptling in Neuguinea zum Beispiel bewegt sich im Urteilen und im Handeln immer auf der gleichen Stufe. Im Gegensatz zu uns Industriemenschen.
    Am Beginn des neuen Jahrtausends ist es mit dem Moses und Kant-Sozialknigge schlecht bestellt: Es scheint so, dass die biblischen Regelwerke des ordentlichen Umgangs nicht nur
    »nicht gelebt« werden, sie sind auch theoretisch zur Makulatur vergammelt. Stufe 2 der Moralwelten ist fast schon zum Industriestandard geworden. Die Stufen 3 bis 4 der
    Moralskalierung sind in weiten Bereichen der Gesellschaft offenbar zu »Remittenden gestrichelt« und werden ungelesen an den Verlag zurückgegeben. Moral, ein unverkäufliches
    Mängelexemplar? Nimmt das Bauchdenken überhand? Ja, es
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    scheint nicht nur so - es ist so.
    Die Moralentwicklung in den Industriestaaten hat bei
    Nummer 3 Schluss gemacht. Kein Mensch, der etwas zu sagen hat, hält sich mehr ernsthaft an die Regeln oberhalb von 3, die das tatsächliche Sozialkapital der Menschen darstellen würden.
    Woran halten die Menschen sich denn überhaupt noch? Wissen sie in dieser Welt noch, nach welchen grundlegenden
    Wertvorstellungen sie sich zu entscheiden haben? Haben sie denn ihr Bauchdenken noch ein wenig im Griff? Oder steht zu erwarten, dass wir in einer absehbaren Zeit nur noch aus dem Bauch heraus entscheiden werden? Gegen alle Moral…

    Und die Moral von der Geschicht'?

    Es fragt sich, nach welchen Präferenzen

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