Denn bittersüß ist der Schnee - Lene Beckers dritter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
von Steffi und Max. Ich will herausbekommen, warum Steffi und Sven ihre Beziehung geheim gehalten haben.«
Sie ließ den Motor an. »Wir fahren jetzt erst mal ins Präsidium und schauen, ob schon etwas vom Büro der Bergbahnen in Hinterglemm gekommen ist. Ob die Videoübe rwachungsbänder etwas gebracht haben.«
Auf dem Weg starrte Kalle ungewohnt still aus dem Fenster.
Lene musste über ihr Brainstorming lächeln. Es wirkte immer befreiend mit ihm, gerade weil es oft in einer humorvollen Übertreibung endete. Was wie ein bis zum Absurden sich hochschraubendes Spiel aussah, enthielt meist einen Kern der Wahrheit, der in ihnen weiter arbeitete und plötzlich zu überraschenden Ergebnissen führte. Die Gedanken frei kriegen , nannte sie es. So, in einer Art spielerischer Leichtigkeit, das ging mit ihm einfach in einer mühelosen Effektivität.
Zurück im Präsidium fand sie eine Notiz vor. Hinterglemm hatte angerufen und bat um Rückruf. Als Lene voller Hoffnung anrief, e rhielt sie jedoch eine negative Auskunft. Keine schwarz angezogenen Snowboarder mit Skimasken waren auf den Videos zu sehen gewesen. Und es war auch bis jetzt keine Skimaske abgegeben worden. Mist. Wieder eine Hoffnung weniger. Außer... Bei der Polizei in Saalbach meldete sich Roidner, also musste sie keine langen Erklärungen abgeben. Aber auf eine Durchsuchung der Almen, die in Frage kommen, ließ er sich nicht ein. »Auf so einen vagen Gedanken lässt sich der Staatsanwalt hier nicht ein. Da würde ich nie einen Durchsuchungsbeschluss kriegen. Das müssen Sie verstehen, liebe Kollegin.«
In Hochdeutsch. Man war wieder viele Kilometer auseinander g erückt. Nicht nur räumlich.
Sie rief Frau Gellner an um ihr über Sven zu berichten. Die war voller Freude und Erleichterung, dass es ihm so viel besser ging.
»Die Schüler haben sich auch wieder gefangen. Wir waren heute Morgen doch dann wieder Skifahren, es war ganz toll. Herrliches Wetter. Heute Nachmittag sind wir etwas früher runter vom Berg, weil es zuzog und nach Schnee aussah. Das wollten wir uns lieber nicht zumuten die Jugendlichen im Schneefall auf dem Hang zusammenzusuchen. Wir sind stattdessen rauf zur Lindlingalm gelaufen. Jetzt sind sie mit Herrn Kaufmann draußen beim Hannes, dem Enkel der Theres, und lassen sich den Hochseilpark hier zeigen und erklären. Sind begeistert, weil es der größte Europas ist. Sie hängen an seinen Lippen und finden besonders das Hochseil, das unterhalb der gegenüberliegenden Gipfel über das ganze Tal gespannt ist, einfach faszinierend. Siebenhundert Meter soll das lang sein! Was für ein Gefühl über das ganze Tal zu fliegen ! Sie wollen im Sommer herkommen und das ausprobieren. Einige der Mädchen sind im Ochs- und Eselstall, und man hört sie manchmal kreischen. Wahrscheinlich versucht der Esel sie zu beißen, sagt die Theres. Und ist dabei ganz gelassen. Theres und ich sitzen hier in der Gaststube am Kachelofen. Wir haben vorhin auch von Ihnen und Ihrem netten Amerikaner gesprochen. Jetzt erzählt die Theres von ihrer Jugend. Lieber Himmel, das ist hier vor ein paar Jahrzehnten eine ganz andere Welt gewesen! Unvorstellbar. Es ist so gemütlich hier oben.
Aber ich rede zu viel -«
Lene beruhigte sie. Sie hatte Verständnis, dass Frau Gellner auch einmal mit jemandem aus der Welt außerhalb der Schule über ihre Eindrücke reden musste. Immer nur Schüler reichten auf die Dauer auch nicht.
Frau Gellner meinte zum Schluss: »Ich hoffe so, dass Sie Erfolg haben und die Fälle aufklären können. Grüßen Sie bitte Sven ganz herzlich von uns allen. Er soll schnell wi eder gesund werden.«
Nach dem Gespräch dachte sie daran, dass Hannes und sein Vater ihr an dem Abend mit Mike oben von den neuen Plänen berichtet hatte. Sie wollten zusät zlich im nächsten Jahr eine Golden Gate Brücke – sogar in hellrot wie das Original – über das Tal hinweg bauen. Sie sollte zu einem Gipfelweg führen, der es möglich machte, so hoch zu klettern, dass man auf der Höhe der Wipfel der Bäume lief. Was für eine Idee! Sie war gespannt. Wie hatte Hannes die rote Farbe begründet? »Wir wollten erst ein unauffälliges Grau. Aber der Architekt hatte recht mit seinem Einwand, dass es in der Natur kein Grau gibt, nur Farben.«
Die Sturmhaube. Sie ließ sie nicht los. Dann hatte sie eine Idee. Sie tippte die Nummer von Marianne ein und bat sie, doch bei der nächsten Abfahrt vom Zwölfer in der Breitfu ßalm und in der Mittelstation nachzufragen, ob man dort
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