Denn das Glueck ist eine Reise
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Noch 1 Ort, dn du dir ansehn solltest, wenn du in di Brtgn kommst: Strände zum Faulenzn, Wandrwege. Schaun uns alls mit unsrm neuen Freund Marcel an, der bei Wind u Wettr schwimmn geht. Heut Abnd essn wir mit ihm in Dinard.
(Noch ein Ort, den du dir ansehen solltest, wenn du in die Bretagne kommst: Strände zum Faulenzen, Wanderwege. Wir schauen uns alles mit unserem neuen Freund Marcel an, der bei Wind und Wetter schwimmen geht. Heute Abend essen wir mit ihm in Dinard.)
Marcel hielt ihnen auch einen kleinen Vortrag über die hiesige Vogelwelt. Er erklärte ihnen, dass die Vögel das Wetter ankündigten und den Fischern den Weg wiesen. Er konnte ihnen verschiedene Arten zeigen: Seeschwalben, Silbermöwen, Kormorane, Lachmöwen, Lummen und Basstölpel. Georges hörte ihm aufmerksam zu. Das war doch viel interessanter als die Museen.
Sie fuhren am Cap Fréhel vorbei, der Bucht von Frénaye, an Saint-Cast-le-Guildo und der Halbinsel mit den sieben wunderschönen Stränden. Sie sahen die Felsspitze von La Garde und den Deich, der an dem großen Strand entlangführte. Auch die Aussicht auf die Ebihens-Inseln und die Halbinsel Saint-Jacut-de-la-Mer konnten sie genießen. Marcel empfahl ihnen, einmal die Meeresspinnen von Saint-Cast zu probieren. Vielleicht ein anderes Mal. Schließlich erreichten sie gegen 18.00 Uhr Dinard, und Marcel zeigte ihnen alles, was es hier zu sehen gab.
Charles und Georges entdeckten den antiquierten Charme des eleganten Badeortes mit den Häusern direkt am Meer. Dinard wies zwar die Relikte früherer Glanzzeiten auf, doch nach den Sportwagen zu urteilen, die sie hier sahen, zog der Ort auch die Schickimicki-Jugend an. Sie aßen in einem feinen Restaurant aus der Belle Époque zu Abend, in dem die grünen Pflanzen im Eingangsbereich auf die Farben der prächtigen Wandmosaike abgestimmt waren. Anfangs war es Georges und Charles ein wenig unbehaglich zumute. Doch dank des guten Essens, der angenehmen Gesellschaft und der Liebenswürdigkeit des Wirtes, der sie persönlich begrüßte, fühlten sie sich am Ende des Abends hier wie zu Hause.
Sie verabschiedeten sich von Marcel wie von einem guten alten Freund und versprachen, sich einmal wiederzusehen. Charles und Georges kamen spät in ihrem Hotel in Saint-Malo an und legten sich sofort schlafen. Als Georges die letzte SMS von Adèle las, in der sie ihm von den Dreharbeiten erzählte, fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, sich das Buch von Agatha Christie zu kaufen. Und am nächsten Tag war Sonntag. Schade, dann musste er es sich in Nantes kaufen. Nantes, wo er Ginette wiedersehen würde. Als Georges noch einmal an die SMS dachte, geriet er wie ein Jugendlicher in Verlegenheit. Er verzog das Gesicht und presste sich das Kissen auf den Kopf. Für so etwas war er wirklich zu alt!
Sonntag, 5. Oktober
Saint-Malo – Wald von Paimpont (Ille-et-Vilaine)
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An jenem Tag in Saint-Malo bedauerte Georges nur, dass es nicht der 16. Oktober war, denn für diesen Tag war eine besonders starke Flut mit einem Tidenhub von über zehn Metern vorhergesagt worden. Man konnte sich auf ein spektakuläres Schauspiel freuen: schäumende Gischt und hoch aufspritzende Wassermassen, die sich gegen die Felsen warfen und dem Wind trotzten. Bei Ebbe konnte man das Watt mit den Sandbänken und den Felsen erkunden. Das war das Königreich der Krabben, das normalerweise vom Meer bedeckt war. All das erklärte Georges zuerst Adèle in einer SMS und dann Charles, während sie am Strand spazieren gingen.
Aber auch bei einem Tidenhub von 8,3 Metern lohnte sich für dieses Spektakel schon jetzt ein Umweg. Ganz Saint-Malo stellte eine Palette unvergleichlicher Grautöne zur Schau: die Reihe der spitzgiebligen Häuser, die aufgewühlte See, die bedrohlichen Wolken am Himmel, die schiefen, vom Wind geformten Bäume. Hier trafen der Atlantik und der Ärmelkanal aufeinander. Charles hätte wetten können, dass es keine freundschaftliche Begegnung war.
Einer Besichtigung der Altstadt innerhalb der Stadtmauer zogen sie einen Spaziergang am Deich vor. An dem großen Hafen aßen sie zu Mittag und beobachteten den unaufhörlichen Tanz der Fischerboote und der Handels- und Kriegsschiffe auf den Wellen.
Anschließend fuhren sie weiter und kamen kurz vor 16.00 Uhr nachmittags im Wald von Paimpont an. Charles wollte unbedingt noch vor der Schließung in das Museum Louison-Bobet gehen, doch auf dem Ohr war Georges taub. Er wollte den sagenumwobenen Wald von
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