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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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wo Sie doch hier wohnen.
    Seit wann leben Sie zusammen?
    Lebt sonst noch jemand hier in der Wohnung?
    Andrea wer?
    Sohn von Giulio Della Volpe und Caterina Sala?
    Und wo ist diese Frau? Verstorben? Wann war das? Ach, bei einem Verkehrsunfall? Vom Auto überfahren worden oder was?
    Als der Beamte die letzten Sätze aussprach, klang er wie jemand, der die noch warme Leiche eines Mordopfers vor sich hatte.
    Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie ruhig bleiben sollten, Signor Della Volpe, oder ich bin verpflichtet, Sie in Gewahrsam und mit auf die Wache zu nehmen. Würden Sie lieber in einer unserer Zellen auf diese Fragen antworten?
    Und wo wohnt Ihr Sohn Andrea Della Volpe sonst?
    Spielschulden?
    Nehmen Sie Drogen?
    Signor Della Volpe, ich sage es jetzt zum letzten Mal: Bleiben Sie ruhig. Ich wiederhole die Frage: Nehmen Sie Drogen? Nicht mehr? Und wann haben Sie damit aufgehört? Gut. Dann haben Sie ja wohl nichts dagegen, wenn wir einen Bluttest machen. Sie wissen schon, dass ein positives Ergebnis ein Grund für die Aufhebung Ihrer Bewährung wäre? Nein, im Moment legen wir Ihnen gar nichts zur Last.
    Im Moment!
    Wir sammeln nur Informationen, um uns einen Überblick zu verschaffen. Und Sie würden gut daran tun, uns zu helfen, denn Sie befinden sich nicht in der Position, sich uns zu widersetzen. Haben Sie verstanden?
    Ob das eine Drohung war?
    Ja, das war es. Giulio beruhigte sich schlagartig, und von diesem Moment an antwortete er nur noch mit Ja, Nein und nicht viel mehr.
    Um sieben Uhr morgens ließ man Annamaria und ihm eine kurze Atempause, aber um acht wurden sie schon wieder gestört: Die Einheiten mit den Spürhunden waren bereit, und nun brauchte man ein paar Kleidungsstücke der Kinder, an denen die Hunde ihre Witterung aufnehmen konnten. Dann begannen die Fragen wieder von vorne.
    Um neun Uhr waren die Ermittlungen in vollem Gange. Ein blauer Hubschrauber der Carabinieri kreiste über der Gegend, entfernte sich immer weiter Richtung Reisfelder und kehrte dann, angekündigt vom dröhnenden Lärm der Rotoren, zurück: Er sah aus wie ein Wal, der, anstatt in die Tiefe abzutauchen, im Himmel entschwand, um dann wieder an der gleichen Stelle aufzutauchen.
    Er zog immer weitere Kreise, ein Zeichen dafür, dass die Suche ausgedehnt wurde, vielleicht hatte man einen Hinweis bekommen, der nun überprüft werden musste.
    Annamaria stand draußen auf dem Balkon und verfolgte verwundert und hocherhobenen Hauptes den Gang der Ereignisse. Sie war davon überzeugt, dass man besser in der Stadt nach Ivan und seiner Schwester suchen sollte, vielleicht auf dem Rummelplatz oder auf Spielplätzen, denn dorthin zog es das Mädchen immer. Das hatte sie auch den Carabinieri gesagt: Suchen Sie die Spielplätze ab. Dort finden Sie die beiden ganz bestimmt. So ist mein Ivan nun mal. Er macht das, was ihm gerade einfällt. Und er tut immer, was Martina will.
    Es war völlig zwecklos, ihr klarmachen zu wollen, was alles gegen diese Vermutung sprach, vor allem die Dunkelheit und die Kälte.
    Ich kenne meinen Ivan ganz genau, sagte sie zu jedem, der ihr zuhörte. Wenn Martina gesagt hat, sie will auf den Spielplatz, dann hat er sie da hingebracht.
    Auch Giulio verfolgte den Flug des Hubschraubers, aber er beobachtete ihn nicht draußen auf dem Balkon, sondern saß auf der Schlafcouch im Wohnzimmer, die Ellenbogen auf die Knie und den Kopf in die Hände gestützt, und lauschte auf das Knattern der Rotorblätter. Im Gegensatz zu Annamaria machte er sich keine Illusionen.
    »Die beiden sehen wir nicht mehr wieder. Du solltest dich besser damit abfinden«, hätte er ihr am liebsten gesagt. Denn er war ja kein Unmensch, er hatte auch Gefühle, und wenn er sie so sah, wie sie dort draußen in der Kälte auf dem Balkon stand und wie eine besorgte Katzenmutter nach ihren Jungen Ausschau hielt, versetzte ihm das einen Stich ins Herz. Doch dann überlegte er, dass man diesen Satz aus seinem Mund auch völlig falsch auffassen konnte. Er könnte die Bullen auf die Idee bringen, dass er etwas wusste, und sie würden ihn ins Kreuzverhör nehmen.
    Nein, bei seiner Vorgeschichte mischte er sich besser nicht ein …
    Sollten sie ruhig suchen, wo sie wollten. Früher oder später würden sie die beiden schon finden.
     

KAPITEL 12
    Mittwoch, 7. Februar, 09:00 Uhr
    In der Sakristei war es eisig kalt.
    Don Mario hängte das Messgewand auf den Bügel, das er während der gerade zelebrierten Seelenmesse getragen hatte, und überlegte, dass man hier

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