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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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Komisches an sich.
    Der lange dünne Kerl, der selbst die hochgewachsene Nelea überragte, wirbelte herum, sobald er an ihr vorbei war, legte ihr von hinten einen Arm um den Hals und packte sie mit dem anderen um die Taille, um sie bewegungsunfähig zu machen.
    Sein Komplize griff sich Giovanni.
    Alles geschah blitzschnell: Nelea blieb kaum Zeit zu registrieren, dass ihr der Pferdeschwanz ihres Angreifers ins Gesicht peitschte, ein Gefühl, wie wenn man im Dunkeln gegen ein Spinnennetz läuft, da traf sie schon ein so heftiger Stoß, dass sie mit dem Gesicht nach unten in den gefrorenen Schnee fiel. Als sie wieder aufstand, blutete ihre Unterlippe stark.
    Wenigstens hatten ihre Schneidezähne nichts abbekommen.
    Nelea befühlte vorsichtig ihr Gesicht und tastete alle Zähne mit der Zunge ab, doch sie hielt sich nicht weiter damit auf, das Blut zu stillen.
    Die Angreifer waren verschwunden, von ihnen war nur ein Haufen durcheinanderführender Fußspuren im Schnee geblieben.
    Der Kinderwagen war leer.
    Nelea ließ ihn stehen und rannte den schon ausgetrampelten Pfad im Schnee entlang, wodurch sie die Fußspuren der Entführer verwischte. So schnell ihr das auf dem gefrorenen Schnee möglich war, lief sie bis zum großen Hauptweg, der mitten durch den Park führte, dann rannte sie zurück zum leeren Kinderwagen. Dort holte sie ihr Handy aus der Handtasche. Sie drückte eine Taste, schaute prüfend auf das Display und beendete das Gespräch gleich wieder, ohne eine Antwort abzuwarten. Hastig entnahm sie die SIM-Karte, ersetzte sie durch eine neue und alarmierte dann die Polizei.
    Eine Viertelstunde später wimmelte es in der Gegend von Beamten, die im Licht der Scheinwerfer den Boden und den ganzen Park nach Spuren absuchten.
    Nelea, die unter Schock stand und eine immer noch blutende Platzwunde an der Unterlippe hatte, wurde zunächst von einem Beamten in Zivil befragt, dem sie eine recht vage Beschreibung ihrer beiden Angreifer gab, bevor eine junge uniformierte Polizistin sie in die Notaufnahme brachte, während die Beamten den Tatort mit gelben Bändern absperrten.
    Später in der Poliklinik sagte Nelea, sie müsse dringend auf die Toilette, worauf man sie dorthin begleitete und kurze Zeit allein ließ. Das war ein Fehler, den eine erfahrene Beamtin nicht begangen hätte, denn so landete die SIM-Karte zusammen mit Neleas Urin in der Kanalisation. Der Kleinbus der Spurensicherung erschien am Tatort. Die Beamten schimpften auf das Kindermädchen, das beim Verfolgen der Entführer deren Fußspuren überwiegend verwischt hatte. Zum Glück gelang es ihnen, noch einige, wenn auch nur teilweise brauchbare Abdrücke auszumachen. Besonders hatten sich die nicht identischen Spuren von zwei rechten Füßen und von einem linken fast vollständig erhalten. Sie stammten von zwei Personen, die sich schnell vorwärtsbewegt hatten, was die Version des Kindermädchens bestätigte, wie auch die Tatsache, dass der Abdruck des linken Fußes, der zu einem der beiden rechten gehörte, sich ein wenig tiefer eingedrückt hatte. Dies sprach dafür, dass er von einem der beiden Männer stammte, der beim Laufen ein Gewicht von fünf oder sechs Kilo getragen hatte.
    Genauso viel wog ein Baby in Giovannis Alter.
    Die Beamten kennzeichneten alles mit nummerierten Kärtchen, fotografierten die Fußspuren aus verschiedenen Blickwinkeln und bereiteten die Masse zum Ausgießen der Abdrücke vor. Kurz darauf durchkämmten sie den Schnee nach biologischen Spuren: Haaren, Nägeln, benutzten Taschentüchern, Zigarettenkippen, obwohl ihre Hoffnung, etwas Brauchbares zu finden, gegen null ging.
    Die Männer, die man zur Durchsuchung des Parks ausgesandt hatte, entdeckten am Ausgang zur Via Manin Reifenspuren eines Geländewagens, der dort ein gewagtes Wendemanöver hingelegt und dabei bis ins Tor zurückgesetzt haben musste. Mitten im Park am Denkmal Carlo Portas fanden sich jede Menge Fußspuren von mindestens vier verschiedenen Personen, die zu diesem Platz gerannt und dort stehen geblieben waren, bevor sie sich schließlich ohne Eile in verschiedene Richtungen entfernt hatten. An einigen Stellen überlagerten sich die Spuren. Man fand dort auch parallele Furchen, die typischen Radspuren eines zusammenklappbaren Kinderwagens.
    Noch mehr gelbe Absperrbänder.
    Noch mehr Abdrücke.
    Die Entführung musste von langer Hand geplant und vorbereitet worden sein, und die Entführer, vermuteten die Beamten, hatten sich an dieser Stelle im Park mit den Leuten

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