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Denn dein ist die Schuld

Titel: Denn dein ist die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adele Marini
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ziemlich groß erschienen, selbst wenn er von oben alles in einer verzerrten Perspektive sah. Sie hatte kräftig und aufrecht gewirkt. Ein sicheres Auftreten, entschiedener Schritt, so ging jemand, der den Weg hinaus genau kannte. Kurz darauf war er ja schon verschwunden.
    Und damit war Leo wieder bei der Außentür der Sakristei angelangt, was praktisch alle ausschloss außer ihm selbst, Don Andrea und …
    Es musste noch jemand sein, der Zugang zu den Schlüsseln hatte.
    Er überlegte kurz, ob er zu den Carabinieri gehen sollte, um alles über den Schal und diese merkwürdige Beichte zu erzählen, die den Don so erschüttert hatte.
    Ich habe jemanden gesehen, der den Beichtstuhl zu einer Uhrzeit verlassen hat, zu der die Kirche normalerweise abgeschlossen ist, und direkt danach war der Don verwirrt, und es ging ihm schlecht, als ob er etwas Schlimmes erfahren hätte … Der Don hat mir dann meinen Schal ausgehändigt, den er in seinem Panda gefunden hatte, und diesen Schal hatte ich Ivan an dem Tag seines Verschwindens gegeben.
    Nein, das war zwecklos. Man würde ihn fragen, wer dieser Mann war, den er nur flüchtig gesehen hatte, und er konnte nicht einfach auf Verdacht irgendwelche Namen nennen. Der Schal war der Schlüssel zum Ganzen.
    Und der Schal gehörte ihm.
    Vielleicht würde man denken, dass er versuchte, die Schuld vom Don auf jemand anders zu lenken.
    Oder von sich selbst abzulenken.
    Bei diesem Gedanken regte sich sein Darm wieder und verkrampfte sich schmerzhaft. Es war sinnlos, lange um den heißen Brei zu reden: Er kannte Ivan, und alle wussten, dass er für diesen kleinen Jungen mit der göttlichen Stimme eine Schwäche hatte. Man hatte gesehen, dass er ihn in den Chor geholt hatte.
    Bei der Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit im Chor ging es ihm wieder richtig schlecht.
    Verflucht! Führerschein hin oder her, sobald das mit dem Schal bekannt würde, würde man auch ihn verdächtigen. Man würde annehmen, Don Mario hätte sich selbst bezichtigt, um ihn zu schützen!
    Aber nein, das war doch völliger Unsinn!
    Allerdings schien diese Geschichte genau zusammenzupassen. Am besten halte ich meinen Mund, dachte er. Und versuche, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, ehe ich zu den Carabinieri gehe, um Dinge ohne Hand und Fuß zu erzählen. Zunächst sollte ich herausfinden, wer dieser Mann war, den ich am Donnerstag beim Verlassen der Kirche beobachtet habe.
    Leonardo war ein intelligenter junger Mann, aber ziemlich weltfremd. Er hatte sich so lange beinahe ausschließlich mit Musik beschäftigt, dass das wahre Leben an ihm vorübergegangen war. Deshalb merkte er auch nicht, wie unvernünftig und gefährlich seine Entscheidung war.
     

KAPITEL 65
    Dienstag, 27. Februar, 23:00 Uhr
    Klingelton Torerolied auf Höchstlautstärke.
    Das Nokia vibrierte in der Innentasche des Anoraks.
    »Ja!«
    »Ich habe noch einen Job …«
    »Noch einen? Was ist es denn diesmal?«
    »Wieder eine Entsorgung. Aber nicht wie beim letzten Mal. Ihr habt für reichlich Wirbel gesorgt.«
    »Verfluchte Scheiße, konnten wir denn wissen, dass man ihn finden würde? Wir haben dieses Paket nur nicht schnell genug entsorgen können. Das ist gar nicht so einfach …«
    »Ach nein? Wie auch immer, das wird Folgen haben. Jetzt haltet euch bereit. Bald gibt es wieder was zu tun, und dieses Mal solltet ihr euren Job besser erledigen, wenn ihr wollt, dass ich ein gutes Wort für euch einlege, damit ihr noch mal ungeschoren davonkommt.«
    »In Ordnung. Hauptsache, wir bekommen unser Geld …«
    »Nein, nein, das ist ein Missverständnis! Das erledigt ihr, um den Ärger vom letzten Mal auszubügeln. Es gibt kein Geld.«
    »Hören Sie, jetzt sage ich Ihnen mal was: So war das nicht abgemacht. Wir hatten eigentlich einen anderen Job. Das hier ist …«
    »Kein weiteres Wort mehr! Hören Sie gut zu, denn ich habe nicht vor, mich zu wiederholen. Wisst ihr, was bei der Verpackung war, die ihr nicht ordnungsgemäß entsorgt habt? Ein Schal. Und wisst ihr auch, wo ihr den vergessen habt? Im Wagen.«
    »Ach du liebe Scheiße! Aber das ist doch noch besser, oder nicht? Schließlich war das nicht unser Wagen. Wenn man ihn gefunden hat, heißt das, jemand anderer wird dafür drankommen, nämlich …«
    »Jetzt halten Sie den Mund und hören zu! Das Ding hat nicht die Polizei gefunden. Jetzt ist es wieder bei seinem Besitzer.«
    »Und wer zum Henker ist das?«
    »Jemand, den Sie gut kennen. Einer, der jetzt herumläuft und Fragen stellt.«
    »Ich habe

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