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Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Denn die Gier wird euch verderben - Thriller

Titel: Denn die Gier wird euch verderben - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: sa Larsson
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wieviel er bezahlen soll? Was macht sie dann? Wenn das Gespräch in ihrer Phantasie an diesem Punkt anlangt, kann sie nicht weiterdenken.
    Jetzt kommt Hjalmar Lundbohm ins Arbeitszimmer, bittet um Entschuldigung dafür, dass sie warten musste. Dann küsst er sie. Auf die Stirn!
    Er setzt sich, aber nicht neben sie, sondern auf einen der Stühle, die den Bibliothekstisch umgeben. Er schaut ihr in die Augen, doch sie merkt, dass sein Blick rasch zur Standuhr in der Ecke weiterwandert.
    Elinas Herz wird schwer. Wie ein Stein in schwarzem Winterwasser.
    Sie fragt, ob er jetzt viel zu tun hat, und er antwortet: »Das allerdings.« Das, worüber sie sprechen will, ist wie ein stummes Lebewesen zwischen ihnen.
    Sie sprechen darüber, dass die LKAB das gesamte kriegführende Europa mit Stahl versorgt. Viele Reisen, viele Geschäfte. Und es wird auch nicht leichter durch alle Artikel und Streitereien über die Zustände in Kiruna. Die Aufwiegler sind nach der Abstimmung von 1909 noch immer erregt. Die Menschen in Kiruna wollten begrenzte Stadtrechte, dann hätte die Gemeinde die Steuereinnahmen durch die Bergwerksgesellschaft und könnte die nötige Infrastruktur aufbauen. Aber die Firmenleitung wollte lieber einen Marktflecken. Dann könnte die Firma die Produktionssteuer dort entrichten, wo der Firmensitz ist, also in Stockholm. 1909 wurde abgestimmt. Es ging nach dem Mehrklassenwahlrecht, je mehr jemand verdiente, umso mehr Stimmen hatte er. Lundbohm selbst hatte die Höchstanzahl von Stimmen, hundert, während ein Arbeiter nur eine Stimme besaß.
    Hjalmar Lundbohm stimmte, wie die Herren in Stockholm es wünschten, und die Ingenieure und die Bürger in Kiruna stimmten wie der Direktor. Und so wurde Kiruna zum Marktflecken.
    Darüber wird heiß debattiert, noch immer.
    »Mich als Verräter zu bezeichnen«, sagt er verärgert zu Elina, die ihm versichert, im tiefsten Herzen wüssten alle, dass er auf der Seite des einfachen Volkes steht.
    Aber die Stimmung ist erregt. Wie das so ist, wenn in einem expandierenden Gemeinwesen vieles nicht funktioniert. Dann wird an jeder Straßenecke agitiert. Wenn die Frauen keine Versammlungen zum Stimmrecht haben, dann zu anderen Themen, zum Beispiel der Wasserversorgung. Sie fragen, ziemlich laut, wie es möglich ist, dass es im ganzen Ort nur zwölf Wasserpumpen gibt, aber nicht weniger als vierundzwanzig Bierschenken.
    Elina holt tief Luft. Sie hat Angst, dass er es auf irgendeine Weise spürt. Dass er plötzlich um Entschuldigung bitten und behaupten wird, die Pflicht rufe, und dass die Gelegenheit zum Gespräch dann vorbei sein wird.
    »Du fehlst mir, wenn du weg bist«, sagt sie und versucht, ihre Stimme zu einem entspannten Ton zu zwingen.
    »Und du fehlst mir«, sagt er.
    Und streichelt ihre Hand!
    »Aber ich bin doch ein unruhiger Geist«, sagt er.
    Und sie nickt, denn das hört sie nicht zum ersten Mal.
    Er ist ein unruhiger Geist. Der Gegensatz dessen, was als ordentlicher Mensch bezeichnet wird. Ach, als sie in seinen Armen lag und ihn das zum ersten Mal sagen hörte – da haben seine Worte sie wild vor Glück gemacht. »Ich kann nicht«, sagte er damals, »wie viele andere bestimmte regelmäßige Lebensgewohnheiten einhalten.«
    Und jetzt ist wieder die Rede von ihm. Sie zwingt sich zu nicken und zu lächeln, während er weitermacht, ja, mit seiner Rede über seine Person.
    Eine Zeit lang arbeitet er fleißig, sagt er. In der nächsten Phase ist er faul und arbeitet nur ab und zu, in der Phase darauf beobachtet er die Erfordernisse der Höflichkeit, macht Besuche und nimmt Einladungen an, beantwortet Briefe und schreibt selbst welche, dann wieder führt er phasenweise ein Einsiedlerleben und vernachlässigt die Korrespondenz fast vollständig. So ist nun mal seine Natur. Er wird nie so werden wie die anderen. Reisen muss er, nicht nur wegen der Arbeit, sondern weil der Nomade in ihm zu stark wird.
    Sie schaut auf ihre Schuhspitzen, während er redet. Es ist noch nicht lange her, da lag sie in seinen Armen, küsste ihn und sagte: »Werde nicht so wie die anderen.« Die anderen, der Rest der Welt, waren langweilig und grau. Sie und Hjalmar waren zwei brennende Fackeln im Schnee.
    Jetzt merkt sie, dass sie so ist wie die anderen. Die anderen Frauen.
    »Wie denkst du über uns, Hjalmar?«, fragt sie endlich.
    »Wie meinst du das?«
    »Hast du dir mehr vorgestellt als …«
    Sie lässt eine kleine Handbewegung den Satz beenden.
    Jetzt fühlt er sich unter Druck gesetzt, das merkt

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