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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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zurückkehren. Aber das konnte er nicht. Nicht mit ihr und vielleicht nie wieder. Wie sollte er seinen Eltern erklären, dass er so lange weg gewesen war? Egal was er mit ihr machte, er würde eine Menge Fragen beantworten müssen.
    Elizabeth sah die Auswahl der kleinen Jukebox durch, die auf dem Tisch stand. Ihre Bekanntschaft, wie er es nannte, dauerte gerade sechsunddreißig Stunden, und schon hatte sie gelernt, nur zu reden, wenn sie angesprochen wurde, und nicht endlos über jede Kleinigkeit zu plappern, die ihr durch den Kopf ging. Sie besaß richtig gute Manieren. An diesem Morgen hatte sie Rührei und einen englischen Muffin bestellt und sich nicht beschwert, als sie stattdessen Spiegeleier auf Weizentoast bekommen hatte. Der Kellnerin, einer angehenden Schönheit mit flammend rotem Haar und einer umwerfenden Figur, konnte Walter ansehen, dass sie oft Sachen durcheinanderbrachte und nie dafür geradestehen musste. Als er sie hatte zurückrufen und zusammenstauchen wollen, hatte Elizabeth gesagt: »Nein, ist schon in Ordnung.« Sie knabberte am Eiweiß rund um den Dotter, was zeigte, dass es nicht in Ordnung war, aber ihm gefiel, wie rücksichtsvoll sie war. Die Kellnerin, ganze neunzehn oder zwanzig Jahre alt, sah glatt durch ihn hindurch. Hielt sie Elizabeth für seine Freundin? Oder für seine Nichte? Wahrscheinlich für seine Schwester, dachte er. Das wäre die glaubwürdigste und einfachste Version.
    Klüger wäre es gewesen, sie zu töten, das wusste er. Sie zu töten, die Leiche loszuwerden – er sollte sich dieses Mal gar nicht die Mühe machen, ein Grab auszuheben, sondern sie einfach an einer unzugänglichen Stelle liegen lassen, es gab hier noch genug abgelegene Ecken – und nach Hause zu fahren. Er könnte seiner Familie erzählen, er habe einen Angelausflug gemacht, Probleme mit dem Wagen gehabt und auf ein Ersatzteil warten müssen. Er habe sich nicht gemeldet, weil er nicht mit einem R-Gespräch anrufen wollte und sich ein Ferngespräch nicht leisten konnte; schließlich habe er jeden Penny gebraucht, um den Mechaniker bar zu bezahlen. Es gab keine Verbindung zwischen ihm und der Leiche im Patapsco State Park oder sonst einem Mädchen. Die Kleine hier war die Einzige, die ihm gefährlich werden konnte.
    Als sie angestrengt versuchte, die Eier hinunterzuwürgen, erinnerte sie ihn an jemanden. Sie ist wie ich , dachte er. Sie ist nett und höflich, sie strengt sich an, und niemand hört sie, niemand beachtet sie.
    »Hast du einen Freund?«, fragte er.
    Bevor sie eine Frage beantwortete, dachte sie nach. Er merkte, dass sie das auch tat, um ihre Antwort abzuwägen und ihn nicht zu verärgern. Das war gut.
    »Nein«, antwortete sie. »Noch nicht.«
    »Wie alt bist du denn?«
    »Fünfzehn.«
    »Das ist zu jung für einen Freund.« Er hatte schon versucht, etwas mit Mädchen in ihrem Alter oder kaum darüber anzufangen, aber auch bei Fünfzehnjährigen gab es solche und solche. Sie gehörte zu der besseren Gruppe.
    »Letzten Sommer habe ich im Ferienlager einen Jungen getroffen, der war so was wie mein Freund, aber das zählt nicht, weil man sich da nichts vornimmt.«
    »Wie meinst du das?« Er hatte wirklich keine Ahnung, wovon sie redete. Er hoffte sogar, ihre Antwort könnte etwas Licht auf eines der vielen Dinge werfen, die er bei Frauen nicht verstand.
    »Na ja, im Ferienlager sind die Tage verplant. Man kann nirgendwohin gehen, weder ins Kino noch ins Einkaufszentrum oder auch nur zu McDonald’s. Also setzt man sich im Bus nebeneinander oder geht schwimmen oder hält Händchen …« Als sie das sagte, errötete sie. Vielleicht hatte er sich geirrt, vielleicht hatte sie doch schon mehr gemacht. »Man hat keine richtigen Verabredungen, und am Ende des Ferienlagers ist es vorbei. Einmal hat er mich angerufen, aber wir wussten nicht, worüber wir reden sollten. Ich habe ihm ein paarmal geschrieben, aber er hat nie geantwortet.«
    »Ach, so meinst du das.« Eigentlich hatte er es nicht verstanden, aber weil ihm dazu nichts einfiel, wollte er das Thema wechseln. »Hör mal, was würdest du machen, wenn ich jetzt einfach aufstehe, bezahle, zu meinem Pick-up gehe und wegfahre?«
    Wieder antwortete sie nicht sofort.
    »Elizabeth?«
    »Ich würde wohl die Leute hier fragen, ob ich ihr Telefon benutzen darf, meine Eltern anrufen und ihnen sagen, wo ich bin.«
    »Weißt du, wo du bist?«
    »In etwa. Nicht genau. Aber die Leute hier könnten es mir sagen, oder?«
    Er sah sich um. »Sprich nicht so laut.

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