Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)
verletzen.« Als Peter sich abends ansah, welche Hunde die Kinder ausgesucht hatten, einige aussortierte und andere absegnete, wurde Eliza klar, was er bei einem Hund unter »richtig« verstand. Groß. Peter wollte einen großen Hund haben. Sie fragte sich, ob der Anwalt, Jefferson D. Blanding, Peter wohl mehr über Walter oder Barbara LaFortuny erzählt hatte. War es das, was dahintersteckte?
Nach allem sorgfältigen Suchen und vernünftigen Diskutieren ließen sie am Ende einen Hund die Wahl treffen. Reba, ein zotteliger Mischling aus Terrier und Schäferhund mit traurigen Augen, hatte sie mit dem schicksalsergebenen Blick eines Hundes angesehen, der nie genommen wurde. Reba hatte rekordverdächtige achtzehn Monate in dem Tierheim verbracht, das keine Tötungen vornahm. Peter hatte Einwände – die Hündin war nicht klein, aber auch nicht groß oder Respekt einflößend, und Iso ließ beiläufig boshafte Bemerkungen darüber fallen, sie besäße keine Ausstrahlung. Aber Eliza und Albie waren hingerissen, sie warfen sich für die Hündin in die Bresche, und eine Woche später, nach erstaunlich viel Papierkram und nötigen Empfehlungen, zog Reba bei ihnen ein.
»Können wir sie wenigstens umtaufen?«, fragte Iso. »Sonst glauben alle, wir hätten sie nach der Schauspielerin aus dieser albernen Sitcom benannt.«
Eliza begriff erst nach einem Moment, dass Reba McEntire, die für sie immer noch eine Country-Sängerin war, jetzt offenbar in einer Sitcom mitspielte. Ob Iso sich noch an ihre Zeit als kleines Kind in Texas erinnerte, in der Eliza eine seltsame Vorliebe für CMT , einen Sender für Country-Videos, entwickelt hatte? Sie hatte Reba sehr gemocht. Es gab eine Reihe von Videos, die zusammen eine kurze Geschichte über einen Mann und eine Frau erzählten, in einer Gegend wie in einem Liebesroman, vielleicht auf einer der Inseln vor der Küste von South Carolina. Reba hatte darin eine Ärztin gespielt, die ihre große Liebe in Guatemala oder sonst wo kennenlernte, aber die beiden kamen nie zusammen, und irgendwie war das in Ordnung. Madonna in den Achtzigern, Reba in den Neunzigern – wer war jetzt ihre Lieblingssängerin, als das erste Jahrzehnt eines neuen Jahrhunderts zu Ende ging? Eliza war nicht sicher, ob sie überhaupt einen aktuellen Popstar hätte nennen können. Zumindest nicht aufgrund seiner Songs. Ohne sich dafür zu interessieren, wusste sie, welche Sängerin von ihrem Freund verprügelt wurde, welche man wegen Ladendiebstahl verhaftet hatte und welche immer wieder in der Reha landete. Nur ihre Musik kannte sie nicht.
»Nein«, antwortete Eliza so heftig, dass es sie beide überraschte. »Man ändert Namen nicht so einfach.«
»Ich schon«, erinnerte sie Iso. »Und du auch.«
»Wie meinst du das?«
»Du hast früher Elizabeth geheißen und dich irgendwann Eliza genannt.«
Sie waren zusammen mit Albie im Garten und sahen zu, wie sich Reba an ihr neues Leben gewöhnte. Die Hündin schien der Sache nicht zu trauen. Sie entfernte sich ein paar Schritte von ihnen, dann wandte sie den Kopf, als wollte sie fragen: Darf ich das? Sogar ihr Schnüffeln wirkte zögerlich und halbherzig.
Eliza konnte sich gerade noch zurückhalten, bevor sie herausplatzte: »Woher weißt du das?« Schließlich musste sie sich nicht dafür verteidigen, dass sie ihren Namen abkürzte. Stattdessen sagte sie: »Ich bin schon so lange Eliza, dass ich den Namen Elizabeth manchmal ganz vergesse.«
»Er steht doch auf deinem Führerschein.«
Das stimmte. Allerdings … »Was hast du mit meinem Führerschein gemacht?«
Iso errötete. »Ich habe neulich ein Pfefferminzbonbon gesucht und in dein Portemonnaie gesehen.«
»Die Pfefferminzbonbons sind aber nicht in meinem Scheinfach, Iso.« Eliza wartete ab, ohne ihr etwas vorzuwerfen, aber sie sollte auch nicht denken, sie würde ungeschoren davonkommen.
»Ich habe auch noch einen Dollar gebraucht. Ein Mädchen in meiner Klasse hat Geburtstag, und jeder gibt einen Dollar für ein Geschenk.«
»Einen Dollar?« Ach komm, Iso. Wenn du schon lügst, dann richtig.
»In meiner Klasse sind fünfundzwanzig Leute. Wir kaufen ihr eine Geschenkkarte von iTunes.«
»Macht ihr das bei jedem Geburtstag?«
Sie hatte Iso erwischt. Auch ihre Tochter war wie ein offenes Buch, zumindest noch. Eliza dachte an ihre eigenen Eltern, die sicher viel über ihre kleinen Geheimnisse gewusst hatten, und daran, wie nachsichtig sie gewesen waren. Wahrscheinlich hatten sie gedacht: Was schadet es denn,
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