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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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dankbar gewesen, wenn meine Ehefrau ihre Familie an erste Stelle gesetzt hätte. Aber für dich hatte ich mir eine andere Zukunft vorgestellt.
    Mit diesen Worten, mit diesem Absatz hatte Walter etwas viel Schlimmeres getan, als sie zu beleidigen. Mit zitternden Händen schob Eliza das Blatt Papier in den Schredder neben Peters Schreibtisch, mit der Schrift nach unten, damit sie nur Albie und Reba auf ihrem Tandem zwischen die Zähne der Maschine gleiten sah. Walter hatte dieses Blatt nie berührt, sagte sie sich. Er hatte Barbara die Worte diktiert. Vielleicht waren das nicht einmal seine eigenen Worte , dachte sie. Soweit sie wusste, hätte auch Barbara LaFortuny das ganze Drama inszenieren können. Aber nein, das war Walters Stimme, auch wenn sie dieses Mal seltsam klang.
    Weil das ihre Panik noch nicht dämpfen konnte, leerte sie den Behälter des Schredders direkt in den Mülleimer und trug den Müll in die Garage, obwohl Papier in die Recyclingtonne des Countys gehört hätte. Wäre es möglich gewesen, hätte sie den Müll sofort zur örtlichen Deponie gefahren oder ihn auf ihrem Rasen verbrannt, aber offene Feuer waren in ihrer Gegend verboten.
    Doch selbst wenn sie zugesehen hätte, wie Walters Worte verkohlten und in lodernden Flammen aufgingen, hätte sie immer noch gewusst, was sie schon hätte erkennen müssen, als Barbara LaFortunys unheilvoller kleiner Wagen sie auf der Straße verfolgt hatte: Walter wusste nicht nur, wo sie wohnte, was ihr Mann tat und wie sie aussah. Er wusste, dass sie Kinder hatte, und, noch viel wichtiger: Er wollte ihr klarmachen, dass er das wusste.
    Er wollte etwas von ihr. Einen Besuch, einen Anruf. Er wollte etwas, und wenn sie nicht mitspielte, würde er Iso und Albie benutzen, um es zu bekommen.

Kapitel 18
    1985
    Während sich der September hinzog, bat Eliza, Walter solle sie die Schule besuchen lassen. Er sagte, er würde ihre Bitte überdenken. Diesen Ausdruck benutzte er gerne, wenn sie sich etwas wünschte, das sie offensichtlich nicht bekommen konnte – mehr Kleidung, Abendessen in Restaurants, einen Anruf bei ihren Eltern, eine Freundin. »Ich werde das überdenken«, sagte er dann, und nichts änderte sich.
    »Ich mache auch nichts Falsches«, sagte sie. Sie wusste, dass ihre Bitte zum Scheitern verurteilt war, aber sie konnte nicht anders. »Ich will doch nur zur Schule gehen und lernen. Bildung ist wichtig. Das sagst du doch auch immer.«
    »Stimmt«, gab er zu. »Aber das wird nicht funktionieren. Wir bräuchten einen festen Wohnsitz.«
    »Würde mir gefallen«, sagte sie, bevor sie sich schnell verbesserte: »Das würde dir bestimmt gefallen.«
    »Im Moment ist das nicht drin. Wir müssen in Bewegung bleiben.«
    »Es ist illegal, wenn man unter sechzehn nicht zur Schule geht«, sagte sie. »Wenn dich jemand mit mir sieht, hält er dich vielleicht an und stellt dir Fragen. Am Anfang, im Sommer war das egal, aber jetzt haben wir Herbst.«
    »Noch nicht, nicht auf dem Kalender.«
    Aber das Wetter war herbstlich. Früher war der Herbst ihre liebste Jahreszeit gewesen, die Tage voller Verheißungen, die Nächte kühl und frisch. Der Herbst hatte ihr immer das Gefühl gegeben, alles könnte passieren. Sogar das Wort Herbst gefiel ihr. Sie würde wieder zur Schule gehen, mit ihrer neuen Kleidung – Vonnie strapazierte ihre Sachen so, dass Eliza nur selten etwas auftragen musste –, ihrem aufgestockten Schlamperetui, ihrer blitzblanken Heftmappe. Dieses Jahr wäre sie ordentlicher und besser vorbereitet. Sie würde sich anstrengen, Einsen zu bekommen, statt sich mit Zweien zufriedenzugeben. Bis Thanksgiving hatten sich solche Träume meist abgeschliffen, aber September und Oktober waren eine goldene Zeit.
    »Ach, es gibt doch reichlich Gründe, warum eine Fünfzehnjährige nicht in der Schule ist«, sagte er. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemandem auffällt. Ist es bis jetzt auch nicht.«
    Er hatte recht. Die Leute schienen sie gar nicht zu bemerken. Ihre Blicke glitten über Eliza hinweg, an ihr vorbei, aber niemand sah ihr in die Augen, trotz ihrer stummen Schreie, man solle sie sehen, sie wahrnehmen. Weil er ihr das Haar geschnitten und gefärbt hatte? Er achtete nicht auf den Schnitt, färbte aber akribisch nach. ( »Nice ’n’ Easy« , hatte Walter abfällig gesagt. »Vielleicht für Friseurschwuchteln.«)
    Manchmal allerdings konnte sie beobachten, wie Frauen auf Walter mit vorsichtigem Interesse reagierten. Aber das hielt nie lange an. Kellnerinnen

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