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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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Reihe von Regeln auf. Das behauptete zumindest Barbara LaFortuny, als sie sich die neue Nummer geben ließ, um sie an Walter weiterzureichen. Seit einer Woche war das Telefon angeschlossen, und nur einmal war sein volltönendes Klingeln durch das Haus gedrungen.
    Der Anruf kam von einer Computerstimme, die behauptete, Elizas Autoversicherung würde bald auslaufen.
    Jetzt stand das gedrungene, beigefarbene Telefon, ein rein zweckmäßiges Gerät, nur da. Es sah beinahe genauso aus wie das Telefon, das bei den Lerners in ihrem Haus in Roaring Springs in der »Telefonecke« gestanden hatte, obwohl ihnen der Apparat damals ausgesprochen schick und modern vorgekommen war. Manny und Inez waren bei fast allem tolerant, aber das Telefon betrachteten sie als einen Eingriff in ihr Familienleben und ließen nur zwei Anschlüsse legen, einen in ihr Schlafzimmer, den zweiten in den Flur. Die Mädchen konnten telefonieren, so viel sie wollten, aber nur im Flur, ohne Stuhl und mit einem extrem kratzigen Teppich als einzige Sitzgelegenheit.
    Vonnie ließ sich von möglichem Publikum nicht abschrecken und setzte sich im Schneidersitz vor das Telefon, als wäre es Buddha oder Vishnu. Sie lief davor auf und ab, stolzierte herum, manchmal stellte sie es sogar auf den Boden und zog Kreise darum, als würde sie um ein Lagerfeuer tanzen. Obwohl Vonnie fröhlich die Feminismusfahne schwenkte, sah sie keinen Widerspruch darin, verrückt nach Jungs zu sein. Sie war ein leidenschaftlicher Mensch, der ein großes Leben mit großen Gefühlen und Ambitionen führte und dadurch große Belohnungen einheimste. Ihr Vorbild war Germaine Greer, die frühe Germaine Greer, der weibliche Eunuch im Bikini. Eliza konnte Vonnie nicht einmal ein falsches Selbstbild vorwerfen. Sie hatte nie geheiratet, größtenteils aus eigenem Entschluss heraus, und sich mit einer beeindruckenden Reihe von Männern Affären gegönnt. Mit älteren, jüngeren, reicheren, ärmeren. Ein oder zwei waren sogar berühmt, die meisten von ihnen extrem erfolgreich, und selbst die Faulenzer waren interessante, kreative Typen. Vonnies großes Leben hätte aus einem der Bücher stammen können, die Eliza gerne las, salonfähige Romane voller Details über Lifestyle wie Kleidung, Essen und Inneneinrichtung, die in den sogenannten Sex-und-Shopping-Romanen verschmäht wurden.
    Trotzdem war Eliza ihr Blick von der Zuschauerbank lieber als das Leben ihrer Schwester. Und im Gegensatz zur überlebensgroßen Vonnie war Eliza erspart geblieben, was ihre Mutter »den Fluch der Vikki Carr« nannte. Zum Teil aus purem Glück, weil sie mit achtzehn Peter kennengelernt und eine Beziehung begonnen hatte, in der es bei allen Höhen und Tiefen beinahe keine Zweifel gab. Aber schon bei ihren Freunden in der Highschool war sie … zurückhaltend gewesen. Zum Beispiel hatte Eliza sie fast nie angerufen. Vonnie hatte gespottet, Eliza sei rückschrittlich, sie würde die Frauen verraten, wenn sie den Männern alle Entscheidungen überließ. Eliza sah das anders. Sie hatte einfach nicht so viel zu sagen.
    Manchmal fragte sie sich allerdings, ob Walters Selbsthilfebuch über Frauen, die ihre »natürliche« Rolle annehmen sollten, nicht einen stärkeren Eindruck hinterlassen hatte, als sie dachte. Unterwegs mit Walter – ein Euphemismus, aber auch treffend – hatte sie häufig Garagenflohmärkte besucht, und manchmal durfte sie ein Buch kaufen, wenn es billig genug war. Sie hatte Mario Puzos Paten mitgenommen, und weil Walter das Buch nicht gefiel, musste sie es in den kurzen Augenblicken lesen, die ihr allein blieben, im Bad oder auf der Toilette. Sie legte sich in die Badewanne – wozu sie immer seltener Gelegenheit bekam, seit Walter das Zelt gekauft hatte – und las, bis das Wasser nur noch lauwarm war. Sie stellte sich vor, was Don Corleone tun würde, wenn sie seine Tochter wäre oder auch nur die Tochter eines Freundes. Er würde Walter nicht töten, nicht ihretwegen. Das wäre keine Gerechtigkeit, wie er dem Bestatter erklärte, dessen Tochter von zwei College-Jungs vergewaltigt worden war. Aber sie würden ihm etwas Schlimmes antun, da war sie sich sicher, vor allem wenn Elizabeth sie um Rache für das Mädchen bitten würde, dessen Leiche man im Patapsco State Park gefunden hatte. Sie hatte das Buch immer noch bei sich, als die Staatspolizei sie in Point of Rocks aufgriff. Anfangs hatte es sie an ihre Zeit mit Walter erinnert, und sie hatte es nicht lesen wollen. Aber auf der Highschool schlug ihr

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