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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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Regionalzug fest – nur Trottel oder Leute mit zu viel Geld würden mehr für den Acela bezahlen, mit dem man gerade einmal zehn Minuten sparte – und brauchte noch vierzig Minuten bis nach Philadelphia. Er hätte wohl trotzdem schreiben können, aber es wäre ihm komisch vorgekommen, wenn er danach nicht auf »Veröffentlichen« klicken und sich sofort für seine Mühe belohnen konnte. Die Bowman-Geschichte war natürlich zu groß für seinen Blog. Er durfte sie dort nicht verschwenden, so verlockend es auch war. Als er nach dem ersten Bowman-Prozess sechs Wochen nach Verhängung der Todesstrafe sein Manuskript abgeliefert hatte, hatte man ihm vorgeworfen, er habe sein Buch aus Versatzstücken zusammengeschustert. Nach heutigen Maßstäben wirkte das regelrecht schwerfällig.
    »Bunte Karteikarten«, bemerkte die Frau. »Sind Sie Autor?«
    »Ja«, antwortete er. Wäre seine Frau dabei gewesen, hätte sie die Augen verdreht oder demonstrativ geseufzt. Sie betrachtete sein Schreiben als Hobby, mit dem er ihr abends aus dem Weg ging, wenn sie sich vor den Fernseher pflanzte und Realityshows ansah, und sie hatte damit nicht ganz unrecht.
    »Was für Bücher schreiben Sie?«
    »Sachbücher«, antwortete er. »Meist über Kriminalfälle.«
    »Über echte?«
    »Natürlich, es sind ja Sachbücher«, wiederholte er. »Die beste Bezeichnung wäre vielleicht Tatsachenkrimis. Eines meiner Bücher wurde für einen Preis nominiert.« Er sagte nicht, für welchen, weil es kein bekannter war, aber trotzdem: Es war ein Preis, und er war nominiert worden. Tatsachenkrimi klang vielleicht nicht besonders elegant, aber immer noch besser als wahre Kriminalfälle . Die Bezeichnung war nicht unproblematisch, weil sie beinahe den Anschein erweckte, es ginge um Vergehen aufgrund von Tatsachen, wie bei den sogenannten Verbrechen aus Hass. Aber wahre Kriminalfälle hatte im Laufe der Jahre einen schäbigen Beiklang bekommen.
    »Habe ich etwas von Ihnen gelesen?«
    Die unvermeidliche Frage. Er hätte den Spieß gerne umgedreht und gefragt: »Woher soll ich wissen, was Sie gelesen haben? Sind Sie eine weltberühmte Leserin?«
    Stattdessen sagte er: »In meinem bekanntesten Buch ging es um Walter Bowman, aber das ist beinahe zwanzig Jahre her. Ich habe lange nichts mehr veröffentlicht.«
    »Walter Bowman?« Der Name schien keinen Eindruck zu machen. Walter Bowman selbst allerdings auch nicht. Jared hatte immer das Gefühl gehabt, Walters mangelndes Charisma habe das Interesse an dem Buch gedämpft, es hätte sonst ein größerer Erfolg werden können. Hätte er doch nur über jemanden wie Charlie Manson oder Ted Bundy schreiben können! Er hatte es für einen Glücksfall gehalten, als sich die Star-Schreiberlinge damals nicht in Virginia blicken ließen. Wie sich gezeigt hatte, hatten sie schon gewusst, warum.
    Aber jetzt – jetzt erreichte die Geschichte endlich ihren überfälligen Höhepunkt, und sie gehörte allein Jared. Andere Journalisten mochten über die Hinrichtung schreiben, aber niemand sonst würde mit Walter reden. Barbara LaFortuny hatte ihm ihr Wort gegeben.
    »Ein mehrfacher Mörder, damals in den Achtzigern«, sagte er. »Wahrscheinlich ein Serienmörder, aber das konnte nie bewiesen werden.«
    »Gibt es da einen Unterschied?«
    Er setzte zu einer Erklärung an, merkte aber beinahe sofort, dass die Frau das Interesse verlor. Er unterbrach sich und zeigte auf die Karten vor sich: »Ich muss weiterarbeiten«, erklärte er.
    »Natürlich«, erwiderte sie sichtlich erleichtert. »Ich gehe in den Speisewagen.« Wie er bemerkte, nahm sie ihr Notebook und ihre Handtasche mit. Wahrscheinlich würde sie die restliche Fahrt über im Speisewagen bleiben, Weißwein trinken und Männer begutachten. Eine Frau allein in einem Zug war sicher auf der Pirsch, dachte Jared. Für seine dreißigjährige Ehe und das gesetzte Leben mit Florence war er dankbar, auch wenn sie seinetwegen ab und an die Augen verdrehte. Eine Frau allein war etwas Trauriges. Barbara LaFortuny hatte einen bedauernswerten Eindruck auf ihn gemacht, aber er hatte sich bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Niemand wurde gern bemitleidet.
    Er hatte sie natürlich sofort gegoogelt, als er ihre Mail bekommen hatte. Sie hatte ausdrücklich geschrieben, sie zähle nicht zu den traurigen Fällen, die sich nach Walter verzehrten, aber er glaubte, sie machte sich etwas vor. Walter sah gut aus, zumindest auf Fotos. Weniger, wenn man ihn persönlich traf, aber sie hatte ihn noch

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