Denn mit Morden spielt man nicht - Granger, A: Denn mit Morden spielt man nicht - Mixing with murder
Wahrscheinlich war sie inzwischen durch ihre eigenen grausigen Deduktionsfähigkeiten zu diesem Schluss gekommen.
»Das wissen wir nicht, Maryann«, sagte Tom müde. Ich fragte mich, ob ihre Beziehung diesen Morgen überstehen würde.
Doch sie hatte die Dinge erfolgreich aufgewirbelt, und das, so mutmaßte ich, war von Anfang an ihr Ziel gewesen.
Weitere Menschen, Touristen diesmal, trafen am Ort des Geschehens ein. Kameras surrten. Stimmen redeten durcheinander in einer Vielzahl von Sprachen. Die englischen darunter verlangten zu erfahren: »Was? Wurde die Polizei gerufen? Dies war eine stille Gegend, und Überfälle waren so gut wie unbekannt. Wo war der Angreifer?« Jemand bemerkte mich, die ich nass an der Seite stand und schwieg. Wer war ich, wollte er wissen. War ich ebenfalls ins Wasser gefallen? Ich sah ziemlich nass aus.
»Wir sollten ihn an Land ziehen und Wiederbelebungsversuche durchführen.« Das war der erste Mann, der die Fragen ignorierte, die von allen Seiten auf ihn einstürmten. Was auch immer Maryann von mir dachte, er hielt mich offensichtlich für völlig unbedeutend. »Natürlich besteht die Gefahr von Hirnschäden nach so langer Zeit ohne Sauerstoff. Schnelligkeit ist von größter Bedeutung.«
Ein zustimmendes Gemurmel erhob sich, auch wenn niemand geneigt schien, ins Wasser zu springen und den Leichnam an Land zu bugsieren. Was mich betraf, jegliches flüchtige Interesse, das ich in der Menge zu Anfang hervorgerufen hatte, war inzwischen völlig verdrängt worden. Eine durchnässte Frau konnte unmöglich so viel Faszination ausüben wie ein echter Leichnam im Wasser.
»Er hatte wahrscheinlich einen Herzanfall«, wiederholte Tom seine ursprüngliche Schlussfolgerung. Ich vermutete außerdem, dass er seine Rolle als die verantwortliche Person nicht ohne Kampf aufzugeben gedachte. Der akademische Typ nahm die Einladung bereitwillig an.
»Junger Mann, Sie scheinen sehr bereitwillig damit, medizinische Aussagen abzugeben. Ich frage Sie erneut, haben Sie eine ärztliche Qualifikation?« Der akademische Gentleman hatte bildlich gesprochen die Ärmel hochgekrempelt. Er ärgerte sich darüber, dass Tom die Führung behalten wollte. Das war eindeutig seine Rolle im Leben, nicht die irgendeines dahergelaufenen jungen Burschen.
»Nein, Sir, ich bin Computer…«
»Ach, tatsächlich? Ein Student der Computerwissenschaften? An dieser Universität?«
»Nein, Sir, an der …«
»Oh, nicht an dieser Universität. Zu schade, wirklich. An welcher Universität? Oh, einer amerikanischen, ich verstehe.«
Die Menschenmenge wuchs. Angesichts der Tatsache, dass nur so wenige Leute im Park gewesen waren, als ich hier eingetroffen war, schienen diese jetzt aus allen Richtungen herbeizueilen, und sie wurden von Minute zu Minute aufgeregter und zänkischer. Tom hielt sie alle in Schach, wie einst Horatio Hornblower auf der Brücke.
In diesem Moment fand mein suchender Blick Lisa. Sie hatte sich von hinten zu der Menge gesellt und stand in verwirrter Bestürzung dort, den Mund offen. Ich wartete, bis sie mich ansah, dann verzog ich das Gesicht zu einer wütenden Grimasse. Sie begriff, was ich sagen wollte, und zog sich unauffällig zurück. Ich atmete erleichtert auf. Nicht einen Moment zu früh. Die Polizei traf ein.
Sie waren zu zweit. Augenblicklich wurden sie von einer wild durcheinanderplappernden Menge hilfsbereiter Gaffer umringt. Zwei der Frauen in der Menge beschlossen, dass jetzt der richtige Augenblick war, um die Fassung zu verlieren. Eine von ihnen brach in Tränen aus, und ihr Busen hob und senkte sich melodramatisch. Ihre Freundin, unübersehbar verärgert, weil sie nicht als Erste in Tränen ausgebrochen war, führte sie mit tröstend über die Schultern gelegtem Arm an die Seite.
»Ganz recht, meine Liebe«, sagte der akademische Gentleman zu der Lady mit dem wogenden Busen. »Sie haben einen Schwächeanfall, wage ich zu behaupten. Setzen Sie sich, und legen Sie die Hände zwischen die Knie.«
Sie hörte lange genug auf zu schluchzen, um den akademischen Gentleman mit einem bemerkenswert schmutzigen Blick zu bedenken. Ich wandte mich von dem Schauspiel ab und setzte mich auf einen Baumstamm in der Nähe. Einer der Polizeibeamten zog seine Stiefel und seine Jacke aus und ging ins Wasser. Er zog Ivo ans Ufer, genau wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, und mithilfe seines Partners schließlich an Land.
Ein Krankenwagen näherte sich rumpelnd quer über den Rasen. Die Constables versuchten
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