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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Ihre Tochter einfach so aus einer Laune heraus einer Frau anvertraut, von der Sie noch nicht einmal den richtigen Namen wissen?«
    »Nein, so war es nicht«, protestierte Tony Novak. »Ich brauchte Hilfe, und ich wusste niemanden sonst, den ich hätte fragen können, jedenfalls niemanden, der …«
    »… nicht auch Ihre Frau kannte«, vollendete Gemma seinen
Satz. Allmählich ging ihr ein Licht auf. »War das der Grund, weshalb Sie Harriet nicht allein lassen wollten – weil Sie Angst hatten, dass sie ihre Mutter anrufen könnte?« Ihr Blick ging zu dem Koffer; er war mit Kleidern voll gestopft, und ein Kinder-T-Shirt hing über den Rand. »Sie haben nicht nur für einen Tagesausflug gepackt, so viel ist klar. Sie hätten doch nie geglaubt, Harriet einfach so für einen Tag mitnehmen zu können, ohne dass Ihre Frau auf Aberkennung Ihres Sorgerechts geklagt hätte. Und mit dem Krankenhaus hätten Sie auch Schwierigkeiten bekommen, weil Sie unentschuldigt dem Dienst ferngeblieben sind.« Sie neigte nachdenklich den Kopf zur Seite und sagte gedehnt: »Es sei denn, es hätte ohnehin keine Rolle mehr gespielt, weil Sie nämlich gar nicht die Absicht hatten zurückzukommen. Wohin wollten Sie mit ihr gehen?«
    Er starrte sie trotzig an, und einen Augenblick lang glaubte sie, er würde alles leugnen. Dann schloss er die Augen, und die ganze Anspannung schien von ihm abzufallen.
    »Nach Prag«, flüsterte er. »Ich wollte sie nach Prag mitnehmen.«

13
    Die Leidenschaft, etwas zu jagen, ist der menschlichen Brust tief eingepflanzt.
    Charles Dickens, Oliver Twist
     
     
     
    »Prag ist eine wunderschöne Stadt – die ›Stadt der hundert Türme‹«, schwärmte Tony Novak. Es klang, als ob er eine Geschichte rezitierte, die er selbst schon viele Male erzählt hatte. »Meine Familie stammt aus Tschechien. Ich dachte, meine Verwandten dort könnten uns vielleicht helfen. In Osteuropa besteht immer Bedarf an qualifizierten Ärzten – ich war mir sicher, dass es mir gelingen würde, einen Job zu finden, um noch mal ganz von vorn anfangen zu können.«
    »Einen Augenblick mal«, warf Kincaid ungläubig ein. »Es interessiert mich nicht, was Sie vorhatten. Was ich von Ihnen wissen möchte, ist, wieso Sie neulich vor dem Frauenhaus aufgekreuzt sind und Kath Warren beschuldigt haben, Ihrer Frau Beihilfe zur Entführung Ihrer Tochter geleistet zu haben, obwohl Sie genau wussten, dass Sie Harriet bei einer anderen Frau gelassen hatten?«
    Tony Novak hob den Kopf und blinzelte Kincaid an. Dass er schwer verkatert war, konnte man an seinen glasigen, blutunterlaufenen Augen immer noch deutlich ablesen, doch er drückte sich klar und vernehmlich aus. »Zuerst habe ich gedacht, dass Harriet Beth vielleicht gebeten hätte, sie nach Hause oder ins Krankenhaus zu fahren, und dass Harriet ihrer Mutter erzählt hätte, dass ich sie vor der Schule abgeholt hatte.
Laura wäre ausgerastet, das können Sie mir glauben – sie hätte die Koffer gepackt und wäre mit Harriet auf und davon gefahren, nur um mir eins auszuwischen.
    Aber je länger ich nach Beth suchte, desto merkwürdiger kam es mir vor, dass sie einfach so spurlos verschwunden sein sollte. Wenn Beth Harriet zu Laura gefahren hätte, dann hätte sie mich doch anschließend angerufen oder wäre zum vereinbarten Treffpunkt gekommen und hätte es mir erzählt, oder nicht?«
    »Wusste Beth, was Sie vorhatten?«, fragte Gemma
    Tony Novak nickte und trank den letzten Schluck von dem Tee, den Gemma ihm gekocht hatte. »Ich hatte sie am Abend vorher angerufen. Ich erzählte ihr, dass Laura plante, Harriet zu entführen – dass Laura mir so etwas schon seit Monaten androhte; und ich erzählte ihr, wie sie getobt hatte, als ich Harriet am Sonntag verspätet bei ihr ablieferte, und wie sie mir gesagt hatte, dass ich in Zukunft dazu keine Gelegenheit mehr haben würde. In dem Moment war mir klar, dass sie irgendetwas Endgültiges vorhatte. Ich hatte Angst, dass ich Harriet vielleicht nie wiedersehen würde, wenn ich sie nicht zu mir nähme.«
    »Aber warum mussten Sie ins Haus, nachdem Sie Harriet abgeholt hatten? Sie hätten ihr doch sicherlich alles kaufen können, was sie brauchte?«
    »Ich musste ihre Papiere holen. Laura hatte sämtliche Dokumente behalten, und ohne die Papiere hätte ich mit Harriet nicht nach Tschechien einreisen können.«
    »Und warum haben Sie Harriet nicht erst abgeholt, nachdem Sie die Papiere an sich genommen hatten?«, warf Kincaid ein. »Dann hätten Sie Beth

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