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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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den letzten Rest Lebensenergie gekostet. »Sie …«
    »Lass mich doch wenigstens ausreden. Was kann es …«
    »Lass ihn rein.« Die Stimme kam aus dem abgedunkelten Zimmer hinter Bobs Rücken.
    Bob ließ resigniert die Schultern hängen und machte Kincaid den Weg frei. Es dauerte eine Weile, bis seine Augen sich an das schummrige Licht gewöhnt hatten und er seine Schwiegermutter erkennen konnte, die in dem alten Sessel am Kamin saß. Eine der elektrischen Heizröhren war eingeschaltet, ein unerhörtes Zugeständnis an den sonnigen, aber frischen Nachmittag. Es war stickig und warm im Zimmer.

    Auch Eugenia war sichtlich gealtert. Er hatte sie seit dem Frühjahr nicht mehr gesehen – seit sie den ersten Brief von ihrem Anwalt bekommen hatten und ihr eigener Anwalt jeglichen direkten Kontakt zwischen den Parteien untersagt hatte. Sie wirkte zusammengesunken, und die Haut an Wangen und Kinn war erschlafft.
    »Duncan. Setz dich doch bitte«, sagte sie. Eugenia hatte stets die Regeln der Höflichkeit beachtet, auch unter den schwierigsten Umständen. »Ich bin überrascht, dass du die Zeit gefunden hast, nach Reading zu fahren, nachdem du es nicht geschafft hast, zu Christophers Anhörung zu erscheinen.«
    Kincaid verkniff sich eine scharfe Erwiderung. Er hatte schon vor langer Zeit eingesehen, dass jeder Versuch, sich gegenüber Eugenia zu rechtfertigen, zum Scheitern verurteilt war, und ganz besonders dann, wenn es um seine Arbeit ging. »Ich wollte mit euch über Kit reden. Einfach nur, um zu sehen, ob wir uns vielleicht auch ohne Anwälte auf eine Lösung verständigen können – in seinem Interesse.«
    »Du hast deinen Vorteil verspielt, und jetzt willst du, dass wir den unseren freiwillig aufgeben?«, fragte sie mit einem bösartigen Blitzen in den Augen. »Warum sollten wir irgendwelche Zugeständnisse machen?«
    »Das ist doch keine Schachpartie!«, brach es aus ihm heraus. »Wir reden hier schließlich von einem Kind – es geht um Kits Zukunft, und wir müssen gemeinsam überlegen, was das Beste für ihn ist.«
    »Und das hat nichts mit dir zu tun. Christopher ist unser Enkelkind, und nur wir haben das Recht, Entscheidungen zu fällen, die ihn betreffen.«
    »Ja«, sagte Kincaid so ruhig, wie er nur konnte. »Er ist euer Enkelkind. Aber er ist mein Sohn, und ich werde nicht zulassen, dass ihr ihm weiter das Leben zur Hölle macht.«
    Das zornige Funkeln in Eugenias Augen war erloschen, und ihr Gesicht erstarrte zu einer eisigen Maske. »Darüber werde
ich mit dir nicht diskutieren. Und jetzt verlasse bitte unser Haus.«
    »Warum kannst du der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen? Ist es, weil du mir immer noch die Schuld an Vics Tod gibst?« Er merkte plötzlich, dass er fast schrie, und bemühte sich, seine Stimme zu senken. »Eugenia, bitte. Hör mich an. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Ich verstehe, dass du jedes Mal, wenn du Kit anschaust, Vic in ihm siehst, und dass dir das furchtbar wehtut; aber ich weiß auch, dass du es nicht ertragen könntest, wenn dieser Schmerz eines Tages nicht mehr da wäre, weil er das Einzige ist, was dir von ihr geblieben ist.
    Aber du musst ihn loslassen. Kit ist nicht seine Mutter, und er hat ein Recht darauf, sein eigenes Leben zu leben. Du musst ihn loslassen … und sie auch. Nur so können deine Wunden endlich heilen.«
    Ihre eingefallenen Augen blickten ihn stumm an, und einen Moment lang glaubte er, zu ihr vorgedrungen zu sein. Dann sagte sie: »Wie kannst du es wagen, mir zu erzählen, was ich fühle? Du warst immer schon der arrogante feine Herr aus der Stadt. Du hast von nichts eine Ahnung, von nichts , verstehst du?«
    Bob ließ ein kurzes nervöses Räuspern hören. »Es ist besser, wenn du jetzt gehst, Duncan«, sagte er. »Du solltest lieber tun, was sie sagt.«
    Kincaid stand auf. »Also gut. Aber eines will ich euch noch gesagt haben. Ich werde alles tun, um meinen Sohn behalten zu können – alles. Und wenn ihr so weitermacht, werdet ihr es eines Tages noch bitter bereuen. Habt ihr mich verstanden?«
    Doch er bekam keine Antwort, und so machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Haus. Als er im Wagen saß und anfuhr, merkte er, dass seine Hände vor Wut und Aufregung immer noch zitterten.
    Doch zu seiner Überraschung fühlte er sich merkwürdig befreit – als ob er unverhofft einen Rubikon überschritten hätte.
Es war sein voller Ernst gewesen. Er würde alles dafür tun, dass Kit bei ihnen bleiben konnte, selbst wenn es bedeutete, dass er

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