Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House
vorgestellt.«
»Vielleicht mit Uniform?« Gemma lächelte. »Ich bin bei der Kriminalpolizei. Wir tragen Zivilkleidung. Erzählen Sie mir doch mehr von Ihrer Mitbewohnerin«, fügte sie hinzu und beugte sich vor, die Hände vor den Knien verschränkt. »Fangen Sie am besten ganz vorne an.«
»Ihr Name ist Elaine Holland. Sie …« Fannys Stimme schwankte und brach erneut. »Sie – sie arbeitet im Guy’s Hospital als Assistentin in der Krankenhausverwaltung.«
»Winnie sagte, Elaine Holland sei Ihre Untermieterin«, gab Gemma Fanny ein neues Stichwort, als diese verstummte. »Wie haben Sie sich denn gefunden?«
»Ich habe einen Aushang am schwarzen Brett des Krankenhauses
gemacht. Ich war selbst Krankenschwester, bevor ich … Und daher wusste ich, dass ich auf diesem Wege eine geeignete Mitbewohnerin finden konnte. Ich habe einen Mietnachlass im Austausch gegen Hilfe im Haushalt und beim Einkaufen angeboten. Elaine war die erste Interessentin, und wir sind uns gleich einig geworden.«
»Wie lange ist das her?«
»Fast zwei Jahre.«
Gemma lächelte. »Dann müssen Sie sich ja ganz gut verstehen.«
»Ich … Ja, so war – so ist es.«
»Sie sagten heute Morgen, Elaines Eltern seien tot, und sie habe keine Geschwister«, warf Winnie ein. »Aber gibt es vielleicht irgendwo einen Freund oder einen Exmann? Oder eine alte Schulfreundin? Irgendjemanden, zu dem sie gegangen sein könnte?«
»Elaine hat … Elaine redet nicht gerne über persönliche Dinge«, erwiderte Fanny leise, ohne die beiden anzusehen, und Gemma hatte den Eindruck, dass Elaines Verschlossenheit sie verletzt haben musste. »Aber ich glaube nicht, dass sie jemals verheiratet war. Irgendwie kann ich sie mir nicht als verheiratete Frau vorstellen«, fügte sie mit einem zaghaften Lächeln hinzu.
»Und sie hat auch nie irgendwen mit nach Hause gebracht?«
Fanny schüttelte den Kopf. »Nein, nie. Ich habe ihr gleich am Anfang gesagt, dass sie jederzeit gerne ihre Freunde einladen könne, aber später ist das Thema irgendwie nie mehr zur Sprache gekommen. Es hat sich eben im Alltag so ergeben, denke ich.«
Aus der Küche war ein dumpfes Geräusch zu hören, und kurz darauf tauchte eine schwarz-weiße Katze in der Wohnzimmertür auf. Sie musterte Gemma und Winnie eine Weile mit ernster Miene, als wollte sie herausfinden, ob die beiden als Gäste akzeptabel waren; dann sprang sie auf den Schoß ihrer
Herrin und rollte sich dort zusammen. »Das ist Quinn«, erklärte Fanny an Gemma gewandt und begann die Katze zu streicheln. »Er hat seine eigene Katzentür; so muss ich ihn nicht immer in den Garten und wieder ins Haus lassen. Elaine ist allergisch gegen Katzen, deshalb ist es besser, wenn er nicht den ganzen Tag im Haus ist. Sie hat aber eigentlich keine Probleme, solange er nicht in ihr Schlafzimmer geht – aber Sie wissen ja, wie Katzen so sind; es ist ein ständiger Kampf zwischen den beiden. Wenn sie nur mal für eine Minute die Tür offen lässt, ist er drin wie ein geölter Blitz.«
Gemma lächelte – sie musste an ihren Kater Sid denken und an den untrüglichen Instinkt, mit dem er zielsicher den einen Gast mit Katzenphobie herauspickte. »Hat Ms. Holland sonst noch irgendwelche gesundheitlichen Probleme, von denen Sie wissen?«, fragte sie. »Epileptische Anfälle zum Beispiel oder ein schwaches Herz?«
»Nein, jedenfalls hat sie nie etwas davon erwähnt. Aber sie konnte gut für andere sorgen – ich meine, sie kannte sich mit … solchen Dingen aus.« Fanny schien es peinlich, daran erinnert zu werden. »In der ersten Zeit habe ich sie einmal gefragt, ob sie bereits in der Pflege gearbeitet hätte und ob sie bereit wäre, auch hier solche Aufgaben zu übernehmen, aber das hat sie abgelehnt. Sogar ziemlich entschieden, wenn ich ehrlich sein soll.« Sie blickte auf und sah Gemma in die Augen. »Sie denken, dass sie plötzlich krank geworden ist. Aber Winnie hat doch schon die Krankenhäuser angerufen …«
»Ich glaube, dass das eine Möglichkeit ist, die wir in Betracht ziehen müssen.« Gemma sah sich im Zimmer um, und plötzlich fiel ihr auf, was als Einziges in diesem Durcheinander von Nippes und Krimskrams fehlte. »Ms. Liu, haben Sie vielleicht ein Foto von Elaine Holland?«
»Nein.« Sie runzelte die Stirn, als sei sie selbst überrascht von dieser Tatsache. »Ich kann mich nicht erinnern, dass es je eine Gelegenheit gegeben hätte, eines zu machen.«
»Und sie selbst hat auch keine Bilder mitgebracht?«
»Es sei denn, sie
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