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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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keine ungewöhnliche Einrichtung in älteren Häusern. Es war kein Problem, an den zusätzlichen Stauraum heranzukommen, wenn man nur wusste, dass es ihn gab; und die Tür war mit einem simplen Haken und einer Öse verschlossen.
    Gemma kniete sich auf den Boden und stieß die Tür auf. Ein Hauch von alten Mottenkugeln wehte ihr entgegen, und sie erkannte auf den ersten Blick, dass sie einen Schatz gehoben hatte. In offenen Schuhkartons am Boden des Verstecks
lagen hochhackige Sandalen, in anderen diverse Spitzendessous. An einer niedrigen Stange hingen Bügel mit paillettenbesetzten Tops und glänzende Seidenunterröcke, dazu einige tief ausgeschnittene Cocktailkleider und eine Strickjacke mit Perlenknöpfen im klassischen Schnitt.
    Gemma lehnte sich zurück und grübelte über die Bedeutung ihrer Entdeckung nach. Eines war sicher – Elaine Holland hatte ihre verborgenen Seiten, von denen ihre Mitbewohnerin nichts ahnte.
     
    Wenn ihre Kollegen bei der Feuerwehr sie fragten, warum sie immer noch zu Hause wohnte, sagte Rose immer, das habe rein praktische Gründe – schließlich war in ihrem Elternhaus genug Platz, und wieso sollte sie ihr sauer verdientes Geld in die Miete für eine Wohnung stecken, wenn sie es stattdessen sparen konnte, um sich irgendwann etwas Eigenes leisten zu können? Die Lebenshaltungskosten in London waren astronomisch, und die Gehälter bei der Feuerwehr rangierten eher am unteren Ende des Spektrums.
    Sie sprach nicht über den plötzlichen Tod ihres Vaters durch Herzversagen im vergangenen Jahr, und auch nicht davon, dass sie ihre Mutter nicht allein in dem Haus zurücklassen wollte, in dem die Eltern die gesamten dreißig Jahre ihrer Ehe zusammen gewohnt hatten. Und noch weniger hätte sie zugeben wollen, dass sie den Gedanken nicht ertragen konnte, aus dem Haus auszuziehen, in dem alles an den Vater erinnerte, den sie vergöttert hatte.
    Normalerweise empfand sie nach einer anstrengenden Wache die Fahrt von Southwark nach Forest Hills im Südosten Londons als willkommene Abwechslung. Einen Teil des Geldes, das sie sparte, indem sie keine Miete zahlte, hatte sie in ihr neues Auto gesteckt, einen feuerwehrroten Mini mit einem aufgemalten Union Jack auf dem Dach. Sie fand, dass der kleine Flitzer sich wunderbar fuhr, und die Konzentration auf das
Fahren half ihr, den Stress der Arbeit abzubauen. Die Jungs zogen sie natürlich auf wegen ihres Autos, aber es war eine harmlose Art von Frotzelei, hinter der sich eigentlich Anerkennung verbarg. Sie konnten verstehen, dass sie an diesem Blechkasten mit Rädern hing.
    Aber heute hatte ihr nicht einmal die Fahrt helfen können, sich zu entspannen, und als sie vor ihrer Doppelhaushälfte nicht weit von der Haupteinkaufsstraße in Forest Hills anhielt, merkte sie, dass sie das Lenkrad so krampfhaft umklammert hielt, dass die Knöchel schon weiß wurden. Bewusst versuchte sie, ihren Körper zu entspannen, indem sie die Finger streckte und beugte und ihren verspannten Nacken kreisen ließ. Es war wie ein Ritual für sie – sie wollte den Job hinter sich lassen, ehe sie das Haus betrat, auch wenn sie wusste, dass ihre Mutter jetzt noch in der Arbeit war. Das Haus war ihr Zufluchtsort, nur hier konnte sie ganz und gar sie selbst sein.
    Ihr Blick fiel auf die vertraute Rundung des Erkerfensters, den an ein Lebkuchenhaus erinnernden Giebel des Vordachs mit den charakteristischen Kreuzen an der Unterkante, das Buntglasfenster der Haustür. In der Arbeit wusste nur Bryan Simms, dass sie in einem »Christmas-Haus« wohnte; auch noch so viele Erklärungen ihrerseits hätten den Spötteleien kein Ende bereiten können, sollte der Rest der Truppe von diesem kleinen Geheimnis Wind bekommen. Zwar war sie sonst nicht so dünnhäutig – meistens waren ihr die derben Scherze und Streiche auf der Wache sogar willkommen, denn sie bedeuteten, dass sie von den Kollegen voll akzeptiert wurde. Aber ihre Begeisterung für das Haus war etwas, was sie mit ihrem Vater geteilt hatte, und in diesem Punkt war sie immer noch äußerst empfindlich und scheute jede Öffentlichkeit.
    Die Blütezeit von Edward Christmas’ Unternehmen waren die Jahre von 1888 bis 1930 gewesen, und auch wenn seine Häuser nicht ganz so bekannt waren wie die von Architekten des Arts and Crafts Movement wie Voysey und Lutyens, zeigten
sie doch eine Fülle interessanter Details und besaßen einen einzigartigen Charme. Roses Eltern hatten das Haus Ende der Siebzigerjahre günstig erworben, ehe das

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