Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House
Leiche in Ihrem Gebäude endete, Mr. Yarwood?«
»Eine Frau?« Hatte Kincaid sich das nur eingebildet, oder hatte er tatsächlich einen Anflug von Panik in den Augen des Mannes aufblitzen sehen? Wenn ja, so gelang es Yarwood gut, seine Gefühlsregung zu kaschieren, indem er die Hände in die Hosentaschen steckte und auf den Fußballen zu wippen begann. »Meine Vermutung wäre, dass einer der Bauarbeiter die Tür offen gelassen hat und irgendeine arme Seele von der Straße einfach hineinspaziert ist.«
»Der Gedanke war uns auch schon gekommen«, erwiderte Kincaid freundlich. »Aber Ihr Vorarbeiter Mr. Spender sagt,
er habe die Eingänge persönlich kontrolliert, nachdem seine Männer gestern Feierabend gemacht hatten, und beide Türen seien fest verschlossen gewesen.« »Nun ja, vielleicht irrt er sich ja«, mutmaßte Yarwood nach kurzem Zögern. Es war offensichtlich, dass er es vermeiden wollte, seinen Vorarbeiter als Lügner hinzustellen.
»Oder vielleicht ist irgendjemand später hingegangen und hat wieder aufgeschlossen«, steuerte Bell bei. Ihr schottischer Akzent war jetzt deutlich ausgeprägt. »Wo waren Sie gestern Abend, Mr. Yarwood?«
Yarwood starrte sie überrascht an. »Sie wollen doch nicht etwa andeuten …«
Hätte Kincaid eine Partnerin für das alte Spielchen »Guter Cop – böser Cop« gebraucht, dann hätte er sie in Bell gefunden. »Das ist reine Routine, Mr. Yarwood, das müssen Sie verstehen. Wir sind gezwungen, Ihnen diese Fragen zu stellen, und es ist nur zu Ihrem Besten, wenn diese Dinge gleich zu Anfang geklärt werden.«
»Zu meinem Besten?« Yarwood klang verdutzt.
»Wir haben es hier mit einem möglichen Mord und einem möglichen Fall von Brandstiftung zu tun. Es ist nur natürlich, dass die Brandermittlung Sie als Eigentümer zunächst einmal vom Verdacht ausschließen muss – wie im Übrigen auch Ihre Versicherung. Versicherungsbetrug ist weiter verbreitet, als man gemeinhin annimmt.«
Yarwood fuhr sich mit der Hand durch das kurze, schüttere Haar; er schien sich allmählich wieder gefangen zu haben. »Natürlich. Das verstehe ich. Ich war in Birmingham, auf einem Parteitag. Ich habe mit einigen anderen Delegierten im Hotel zu Abend gegessen und bin dann zu Bett gegangen.«
»Mr. Spender sagt, Sie seien der Einzige, der außer ihm noch Schlüssel von dem Gebäude hat. Hatten Sie die bei sich?«, fragte Bell.
»Nein, die liegen zu Hause in der Wohnung. Warum sollte ich sie mit mir herumschleppen?«
»Ja, warum wohl?«, pflichtete Bell bei, doch in ihrem Ton lag keine Spur von Humor. »Wir werden natürlich Einzelheiten brauchen, Mr. Yarwood, aber selbst wenn Sie die letzte Nacht friedlich in Ihrem Hotelbett in den Midlands verbracht haben sollten, ist damit noch nicht ausgeschlossen, dass Sie ein wenig fachmännische Hilfe in Anspruch genommen haben.«
»Jetzt hören Sie mir mal zu, Inspector, Sie können mir doch nicht unterstellen, ich hätte mein eigenes Lagerhaus in Brand gesteckt.« Yarwood funkelte sie erbost an; jetzt schien er wieder ganz der Alte zu sein – als ob er sich plötzlich auf vertrautem Boden fühlte.
»Nein, vorläufig noch nicht.« Bell gestattete sich ein kleines Lächeln. »Aber es sind Gerüchte im Umlauf, wonach Sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken; angeblich sind Sie Ihre Wohnungen nicht schnell genug losgeworden, um die Baukosten decken zu können.«
»Das ist blanker Unsinn«, beteuerte Yarwood mit fester Stimme. »Das Projekt ist noch in der Startphase, und wir hatten nie damit gerechnet, dass sämtliche Wohnungen schon vor der Fertigstellung verkauft sein würden.« Er sah Bell an und runzelte die breite Stirn. »Sie sprachen von möglicher Brandstiftung. Das heißt doch, dass Sie keine Beweise dafür haben, dass das Feuer kein Unfall war.«
»Noch nicht.« Bells Ton legte nahe, dass es für sie nur eine Frage der Zeit war. Sie fixierte ihn herausfordernd.
Und Kincaid glaubte einschreiten zu müssen, bevor es zu Handgreiflichkeiten kam. »Mr. Yarwood, nehmen wir doch einfach einmal an, wir finden heraus, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde. Haben Sie eine Ahnung, warum irgendjemand ein Interesse daran haben könnte, Ihr Lagerhaus in Brand zu setzen?«
» Nein . Nicht die geringste Ahnung.« Yarwoods Aussage
klang entschieden, begleitet von einem entschlossenen Kopfschütteln, aber diesmal zweifelte Kincaid nicht an seiner Wahrnehmung. Er hatte die Angst in den Augen des Mannes aufflackern sehen.
5
Die Hauptformen der
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