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Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House

Titel: Denn nie bist du allein - Crombie, D: Denn nie bist du allein - In a Dark House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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abzusagen, und ging dann zu Winnie.
    Diese saß in ihrem winzigen Pfarrbüro, wo sie mit finsterer Miene einen Stapel Broschüren auf ihrem Schreibtisch anstarrte. »Die Druckerei hat in der Gottesdienstordnung einen Fehler gemacht«, erklärte sie. »Schon wieder. Na ja, vielleicht merkt ja niemand, dass die Gemeinde hierin aufgefordert wird, den Herrn zu laben .«
    Gemma lachte. »Nun, es heißt doch, dass Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhält, warum sollte das in der Kirche anders sein?« Sie erzählte Winnie von ihren geänderten Plänen und fügte hinzu: »Ich habe ein wenig Bedenken, Fanny Liu so allein zurückzulassen. Wenn das ein gewöhnlicher Fall wäre – wenn wir das Opfer zweifelsfrei identifiziert hätten,
oder auch nur handfeste Beweise dafür, dass es sich um ein Verbrechen handelt -, dann würde ich ihr eine Beamtin vorbeischicken, die sich um sie kümmern könnte, bis wir eine Bekannte oder Verwandte von ihr aufgetrieben haben.«
    Winnie erwiderte seufzend: »Nur, dass es in diesem Fall anscheinend niemanden gibt. Normalerweise sind es ja nur ältere Menschen, die derart isoliert sind. Ich habe ihr angeboten, dass einige unserer ehrenamtlich tätigen Gemeindemitglieder abwechselnd nach ihr sehen könnten, aber davon will sie nichts wissen. Ich muss feststellen, dass Fanny ganz schön stur sein kann, wenn sie will.«
    Gemma setzte sich auf die Kante von Winnies Besuchersessel. »Ich weiß, dass sie ihre Eltern verloren hat, aber glaubst du nicht, dass sie vor ihrer Krankheit irgendwelche Freunde gehabt haben muss?«
    »Den Kontakt zu ihren Kolleginnen und Kollegen hat sie offensichtlich verloren. Sie hat ja monatelang im Krankenhaus gelegen. Und ich vermute, dass andere Freunde und Bekannte sich nach und nach zurückgezogen haben, weil sie einfach nicht wussten, was sie sagen oder tun sollten – ich glaube, so etwas passiert öfter, als wir denken. Aber ich habe sie immer nur von Elaine reden hören. Es ist, als hätte Fannys Leben erst an dem Tag begonnen, als Elaine Holland bei ihr einzog.«
    »Winnie, kommt dir die Beziehung zwischen diesen beiden Frauen nicht irgendwie merkwürdig vor?«
    »Wenn du damit andeuten willst, dass zwei unverheiratete Frauen, die zusammen unter einem Dach leben, notwendigerweise lesbisch sein müssen«, erwiderte Winnie ein wenig schroff, »dann muss ich sagen, dass ich geglaubt hatte, solche Vorurteile wären mit der Generation unserer Eltern ausgestorben.«
    »Und unsere Eltern haben vielleicht öfter richtig gelegen, als wir es ihnen zutrauen würden«, entgegnete Gemma lächelnd, »denn die gesellschaftlichen Normen gestatteten es ja
nicht, die Wahrheit direkt zu sagen. Aber heute sind die Verhältnisse anders, und außerdem haben weder Elaine Holland noch Fanny Liu Eltern, die etwas dagegen einzuwenden haben könnten. Sowieso ist es gar nicht ihre sexuelle Orientierung, über die ich mir Gedanken mache, sondern die ganze emotionale Konstellation. Ich habe da irgendwie ein ungutes Gefühl. Da ist zum einen Elaine Hollands Geheimniskrämerei und dann Fanny Lius Abhängigkeit … Anfangs schien es ja, als hätte Elaine Fanny ausgenutzt, aber inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich frage mich allmählich, wer in dieser Beziehung wirklich die Fäden in der Hand hatte.«
    Winnie spielte mit dem kleinen silbernen Kreuz, das sie über ihrem Priesterkragen trug, was sie nach Gemmas Beobachtung immer dann tat, wenn sie über etwas nachdachte. Nach einer Weile sagte sie: »Fanny hatte kein Problem damit, sich Elaine zu widersetzen, wenn es um etwas ging, was ihr wirklich wichtig war, wie zum Beispiel, sich sonntags von mir die Kommunion bringen zu lassen. Davon war Elaine alles andere als begeistert.«
    »Ich glaube, dass sich da wesentlich mehr abgespielt hat, als Fanny dir oder mir erzählt hat. Aber die Frage ist doch, ob das irgendetwas mit Elaine Hollands Verschwinden zu tun hat. Wenn du vielleicht noch mal mit Fanny Liu reden könntest …«
    »Gemma, du weißt doch, dass ich nichts von dem, was Fanny mir im Vertrauen sagt, weitergeben könnte.«
    »Nein«, pflichtete Gemma bedauernd bei. »Das könntest du sicher nicht. Aber du könntest sie dazu bewegen, mit mir zu reden. Das wäre doch nicht gegen die Vorschriften.«
    Winnie unterdrückte ein Lachen. »Wir sind ja keine Gottespolizei. Hier geht es allein um mein Gewissen. Aber ich verspreche dir, dass ich es versuchen werde.« Dann wurde sie wieder ernst. Sie sah Gemma eine Weile an und sagte

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