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Denn Wahrheit musst du suchen

Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Daugherty
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Schluchzen und das Geräusch ihrer Schritte begleiteten sie auf ihrem Weg nach unten, der ewig schien. Immer weiter wand sich die Treppe, und irgendwann war Allie überzeugt, dass sie auf halbem Weg in die Hölle waren.
    Doch sie unterdrückte die aufsteigende Panik, und endlich entdeckte sie Zoe, die sie unten an der Treppe erwartete.
    »Sie kommt!«, rief die Jüngere über ihre Schulter. Dann sah sie wieder zu Allie, und ihre Augen wurden groß. »Wer ist denn das? Was ist passiert?«
    Während Allie, immer noch mit Emma im Schlepptau, in den Raum taumelte, zeigten sich auch Carter und Sylvain. Als sie das blutüberströmte Mädchen erblickten, wirkten sie schockiert.
    »Rachel …«, keuchte Allie und versuchte, zu Atem zu kommen. Mehr brachte sie nicht heraus. Als ob es im Keller nicht genug Sauerstoff gäbe.
    Carter nahm Emmas Hand und suchte die Kleine nach Verletzungen ab.
    Plötzlich merkte Allie, dass sie zu stürzen drohte, und konnte sich gerade noch an einer Steinsäule festhalten. Die Säule war kalt wie Eis.
    »Ist sie hier?«, keuchte sie. Die Wände kamen rasch näher, als wollten sie sich auf sie stürzen. »Ist … Rachel … auch hier?«
    »Rachel?« Sylvains Stimme schien aus weiter Ferne zu ihr zu kommen. »Ihr wart doch zusammen … Allie!?«
    Als sie wegsackte, fing er sie mit seinen warmen, starken Armen auf.
    »Sylvain …« Sie rang nach Luft.
    »Ich hab dich«, sagte er und hielt sie fest.
     
    »Wir müssen Raj finden.« In Nicoles Stimme klang Angst mit. Allie konnte sich nicht erinnern, sie je ängstlich erlebt zu haben.
    Sylvain sagte etwas auf Französisch zu ihr, ehe er Englisch weitersprach. »Das ist noch zu gefährlich.«
    Sie hatten sich in einem engen Kreis auf den groben Steinboden gehockt. Auch ihr Gespräch schien sich im Kreis zu drehen.
    Sie mussten etwas tun, doch es gab nichts, was sie hätten tun können.
    Allies Kopf fühlte sich an wie mit Federn gestopft, die sie ab und zu ins Gesicht piksten.
    Nach ihrer Beinahe-Ohnmacht hatten die anderen sie mit Wasser bespritzt, damit sie wieder zu sich kam. Nun saß sie still da, mit dem Kopf auf den Knien, und atmete ruhig. Es machte sie fast wütend, wie reibungslos ihre Lunge jetzt wieder ihren Dienst tat.
    Die anderen erzählten, was sie wussten – dass viele der Schüler fort waren, manche es aber an sichere Orte geschafft hatten.
    Allie hielt noch immer Nathaniels blutbesudelten Brief in der Hand, wie eine Waffe. Trotz des funzeligen Lichts im Keller konnte sie die Worte entziffern. Es war deutlich, dass er in Eile gewesen war, denn seine Handschrift, für gewöhnlich präzise und sauber, war hier nur hastiges Gekritzel.
     
    Liebe Allie,
    ich hab nach Dir gesucht, aber ich konnte Dich nicht finden. Leider wollte mir auch keiner verraten, wo Du bist. Besonders Deine Freundin Rachel war extrem unkooperativ. Das war sehr unhöflich von ihr, und deshalb war ich gezwungen, sie zu bestrafen. Ich behalte sie jetzt bei mir.
    Unser kleines Spiel macht mich langsam ungeduldig, Allie. Ich sag Dir, was Du jetzt tun wirst. Du wirst heute Nacht zu mir kommen und Dich zum Tausch gegen Rachel anbieten. Und zwar allein. Ohne Raj Patel oder Isabelle oder sonst wen von den Wachen und Lehrern.
    In diesem Fall werde ich Rachel lebend und wohlauf freilassen. Erfüllst Du aber eine dieser Bedingungen nicht, mit anderen Worten, verstößt Du gegen eine der Regeln, die ich hier aufgestellt habe, wird Rachel sterben, so wie Jo gestorben ist. Und Du wirst Dein ganzes Leben mit der Gewissheit leben müssen, dass Du sie hättest retten können.
    Um Mitternacht oben bei der Burgruine. Sei pünktlich.
    Nathaniel
     
    Bei dem Gedanken, dass Rachel in der Hand dieses Monsters war, drehte sich Allie der Magen um; sie beugte sich nach vorn und stemmte die Fäuste in den Unterleib, um den Schmerz zurückzudrängen.
    Und wieder haben wir Nathaniel unterschätzt,
dachte sie verzweifelt.
Oh, Rachel, es tut mir so leid …
    Da beugte sich Carter über sie, zog eine ihrer Fäuste hervor, öffnete sie und drückte ihre Hand. »Sie lebt ja noch, Allie«, sagte er sanft.
    Allie schüttelte den Kopf so ungehalten, dass ihr die Haarspitzen in die Wangen stachen. Sie konnte sich jetzt keine Hoffnung erlauben; es wäre nur ein Aufschub für den Kummer gewesen, der unweigerlich kommen musste. Eigentlich hätte Carter das wissen müssen – Jules war doch auch fort. Er hatte es nicht rechtzeitig zu ihr geschafft.
    »Das kann man nicht wissen, Carter. Nathaniel

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