Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
übernatürlichen Departments wussten und mit welchen Mitteln sie sich vor ihnen zu tarnen versuchten –, dass Seward die erste Befragung für beendet erklärt und eine Fortsetzung am folgenden Morgen angeordnet hatte. Der Rest des Tages sollte dazu dienen, einen Leitfaden zu erarbeiten, um die wertvollen Informationen, die Valentin Rusmanov in seinem Kopf mit sich herumtrug, systematisch auswerten zu können.
Auf der Fahrt nach oben hielt der Aufzug mehrmals an, um Agenten aussteigen zu lassen. Auf Ebene B trat Jamie an die Aufzugtür; er wollte sich kurz in seiner Unterkunft ausruhen und seine Gedanken sammeln, bevor er sich auf die Suche nach Larissa machte. Aber als er vortrat, spürte er eine Hand auf seiner Schulter und drehte sich um. Admiral Seward betrachtete ihn mit seltsamem Gesichtsausdruck.
»Ich möchte Sie in meinem Dienstzimmer sprechen, Lieutenant Carpenter«, sagte der Direktor.
»Jetzt, Sir?«, fragte Jamie.
»Jetzt.«
»Ja, Sir«, antwortete er und sah zu, wie die blankpolierte Aufzugtür sich wieder schloss.
Admiral Seward hielt die Tür seines Dienstzimmers auf, ließ Jamie den Vortritt, folgte ihm hinein und schloss die Tür hinter ihnen. Jamie wartete geduldig, während der Direktor sein Jackett auszog und sich an den Schreibtisch setzte.
»Aus Peking ist eine Antwort eingegangen«, sagte Seward. »Noch dazu in weniger als achtundvierzig Stunden. Fast ein Rekord für die PBS6.«
»Was steht darin, Sir?«
»Sie untersuchen den Fall der chinesischen Bürger, die mit der Aristeia nach Großbritannien gekommen sind, und werden uns über die Ermittlungsergebnisse auf dem Laufenden halten. Standardformulierungen.«
»Können wir ihnen anbieten, zu ihrer Unterstützung ein Team zu entsenden?«
»Das können wir natürlich«, antwortete Seward. »Und ich werde’s vermutlich tun. Aber ich kann Ihnen sagen, wie sie darauf reagieren werden: Sie werden sich für unser Angebot bedanken und uns versichern, dass sie sich melden, wenn sie Unterstützung brauchen.«
»Aber das werden sie nicht tun.«
»Richtig«, bestätigte Seward. »Das werden sie nicht tun.«
Das nun folgende längere Schweigen war keineswegs behaglich; das verhinderte die sorgenvolle Miene des Direktors.
»Ihnen ist bestimmt klar«, sagte Seward endlich, »dass Valentin vielleicht nur hier ist, um sich an Ihnen für die Vernichtung Alexandrus zu rächen?«
Jamie schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Sir«, antwortete er. »Nehmen wir mal an, er hätte’s auf mich abgesehen – wieso hat er mich dann nicht gleich in dem Pflegeheim erledigt? Wozu all diese Umstände auf sich nehmen?«
»Das weiß ich nicht, Jamie«, sagte Seward, indem er sich die Augen rieb. Der Direktor wirkte alt und abgekämpft. »Vielleicht gehört das zu einem Plan, dessen Zweck wir noch nicht erkennen; vielleicht tut er das nur zu seiner eigenen Belustigung. Andererseits täusche ich mich vielleicht, und er will aus genau den Gründen, die er genannt hat, unter vier Augen mit Ihnen sprechen. Aber Sie müssen sich über die Möglichkeiten im Klaren sein, Jamie, denn ich werde Ihnen nicht befehlen, mit ihm zu reden. Diese Entscheidung überlasse ich Ihnen.«
»Warum, Sir?«
»Weil alle Informationen dieser Welt es nicht wert sind, einen Agenten dieses Departments gegen seinen Willen mit einem Vampir der Prioritätsstufe eins zusammenzusperren«, antwortete Seward. »Vieles von dem, was wir hier tun, liegt in einer Art moralischer Grauzone; das ist eine Last, die wir gemeinsam tragen – manche leichter, manche schwerer als andere. Aber wir werfen unsere Leute nicht den Wölfen zum Fraß vor, Jamie; wir riskieren keine Menschenleben für die Launen von Ungeheuern. Und solange ich hier das Kommando habe, fangen wir auch nicht damit an.«
»Beantwortet er keine unserer Fragen mehr, wenn ich nicht mit ihm rede?«, fragte Jamie.
»Angeblich nicht«, bestätigte Seward. »Er will morgen mit Ihnen sprechen, bevor wir weitermachen. Ich versichere Ihnen nochmals, Jamie, dass ich Ihnen das nicht befehlen werde. Aber wenn Sie sich das zutrauen, werde ich Sie nicht daran hindern.«
Jamie dachte an die Leben, die durch Valentin Rusmanovs Informationen gerettet werden konnten, erinnerte sich an das Gefühl totaler Hilflosigkeit, mit dem er vor Alexandru gestanden hatte, und versuchte sich vorzustellen, wie viel Macht Valeri und Dracula besaßen.
»Ich rede mit ihm, Sir«, sagte er. »Morgen früh, wenn er das will.«
»Wir beobachten Sie
Weitere Kostenlose Bücher