Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
ist, darf ich Sie jetzt bitten, zumindest vorläufig in Mr. Lambertons Zelle zurückzukehren. Sie haben wohl nichts dagegen?«
Valentin betrachtete den Direktor einige Sekunden lang, dann lächelte er.
»Natürlich nicht, Mr. Seward. Absolut nichts.«
Der alte Vampir verschwamm zum zweiten Mal, dann war er wieder in der Zelle. Er saß den Männern vor der nutzlosen Barriere zugewandt nachlässig auf dem Stuhl.
»Sollen wir so miteinander reden?«, fragte Valentin. »Sie auf Ihrer Seite, ich auf meiner? Nicht sehr zivilisiert.«
»Wir sind nicht hier, um uns zu unterhalten, Mr. Rusmanov«, sagte Paul Turner und trat vor. »Wir sind hier, um Fragen zu stellen, auf die wir von Ihnen Antworten erwarten. Wär’s Ihnen lieber, dass ich das in Ihrer Zelle tue, bin ich dazu bereit. Ich habe keine Angst vor Ihnen.«
»Dann leisten Sie mir bitte Gesellschaft«, forderte Valentin ihn auf. »Aber erweisen Sie mir die Höflichkeit, mir wenigstens Dienstgrad und Namen zu sagen. Ich glaube nicht, dass ich diese kleinen Informationen für ruchlose Zwecke verwenden kann.«
»Mein Name ist Major Paul Turner«, antwortete er, trat durch die Barriere und ignorierte dabei Admiral Sewards verärgerte Grimasse. Er durchquerte die Zelle, in der Lamberton schon einen zweiten Plastikstuhl für ihn bereithielt. Turner nahm ihn dem Butler aus der Hand und stellte ihn einen Meter von Valentin entfernt ab; der alte Vampir drehte seinen eigenen Stuhl etwas, sodass er dem Sicherheitsoffizier gegenübersaß.
»Es wird Sie sicher nicht überraschen«, fuhr Turner fort, »dass dieses Gespräch aufgezeichnet wird. Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich Ihnen das nur aus Höflichkeit mitteile. Dazu verpflichtet wäre ich nicht.«
»Zur Kenntnis genommen«, bestätigte Valentin. »Und dankend anerkannt.«
Der Sicherheitsoffizier nickte, dann sah er zu seinem Direktor hinüber.
»Weitermachen, Major Turner«, sagte Admiral Seward.
»Valentin Rusmanov«, sagte Turner, »hätten Sie etwas dagegen, das mündliche Angebot zu wiederholen, das Sie Lieutenant Carpenter letzte Nacht gemacht haben?«
»Durchaus nicht«, sagte Valentin, indem er seine langen Beine ausstreckte und an den Knöcheln kreuzte. »Ich habe dem jungen Mr. Carpenter meinen Beistand im Kampf gegen meinen Bruder Valeri und den vor Kurzem wiederbelebten Grafen Dracula angeboten. Als Gegenleistung dafür habe ich zeitlich unbeschränkte Immunität vor den Nachstellungen dieser und aller ähnlichen Organisationen gefordert.«
»Und Sie stehen auch heute zu diesem Angebot?«
»Das tue ich.«
»Bevor wir über Details Ihres Angebots sprechen«, sagte Paul Turner, »habe ich zwei Fragen. Erstens: Weshalb sollten Sie das tun? Und zweitens: Wie können Sie erwarten, dass wir Ihnen jemals trauen?«
Nachdem Valeri das Arbeitszimmer im Obergeschoß des prächtigen alten Gebäudes in der West 85 th Street verlassen hatte, starrte Valentin noch lange aus dem Fenster.
Ein Fernsehhubschrauber schwebte über dem Nordteil des Central Parks und suchte mit seinem Scheinwerfer das dicht bewaldete Ufer des Reservoirs ab; in der Ferne blinkten winzige Lichtpunkte über den Start- und Landebahnen von Newark und La Guardia, ein stetiger Strom startender und landender Maschinen. Valentin bemerkte das alles nicht; er war in Gedanken in der Vergangenheit.
Er erinnerte sich an die Zeit vor Draculas Tod, erinnerte sich daran, wie es gewesen war, ein Untergebener zu sein, der nach jemandes Pfeife tanzen musste. Er erinnerte sich daran, wie es gewesen war, der Jüngste zu sein, im Schatten seiner Brüder zu stehen, vor allem im Schatten Valeris, des verhassten, dummen, arroganten Valeris, der sich wie ein Bluthund, der an der Seite seines Herrn hechelt, nie mehr als ein paar Schritte von seinem Meister entfernte. Er erinnerte sich daran, wie ihm dabei zumute gewesen war, und dachte daran, was er bei einer Heimkehr alles würde aufgeben müssen, als er einen Entschluss fasste, der ihm sofort richtig vorkam.
»Nie wieder«, flüsterte er. »Nie wieder.«
Er wandte sich vom Fenster ab, klingelte nach Lamberton und wies ihn an, das für diesen Abend geplante Fest abzusagen. Der Butler zog eine Augenbraue hoch; das Seelenmahl, zu dem die Gäste in Abendkleidung erschienen, um ein lebendes Menü von allen Kontinenten zu genießen, gehörte zu den Höhepunkten im Festkalender seines Meisters. Aber er tat sofort wie geheißen und ließ Valentin in Ruhe.
Am folgenden Morgen ließ Valentin seinen treuen
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