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Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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Dante noch immer ungläubig keuchend die ihm zugefügte Wunde betrachtete, während Latour und die junge Frau ihn schreckensstarr beobachteten.
    »Wir müssen gehen, Latour«, sagte Frankenstein. »Gleich jetzt.«
    Latour starrte weiter Lord Dante an. Der falsche Vampirkönig beobachtete entsetzt, wie sein Körper wieder und wieder zu zerfallen drohte, nur um sich jedes Mal wieder zu erneuern.
    »Was hast du ihm angetan?«, flüsterte Latour. »Welche schwarze Magie ist das?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Frankenstein. »Es ist mir auch egal. Nimm das Mädchen mit und lass uns gehen, solange wir noch können.«
    Latours Blick ging zwischen der jungen Frau, Dante und Frankenstein hin und her. Sein Gesicht zeigte deutlich, welche Qualen er litt.
    »Letzte Chance, mein Freund«, sagte Frankenstein. »Kommst du mit oder nicht?«
    Latour sagte nichts, aber über sein Gesicht zog ein Ausdruck schrecklicher Scham.
    Mehr brauchte Frankenstein nicht zu sehen. Er trat rasch einen Schritt vor und bekam die junge Frau zu fassen. Sie schrie auf, als seine gesprenkelten Finger sich um ihren Arm schlossen, aber als er sie in Richtung Tür zog, kam sie bereitwillig mit. Er blieb kurz stehen, um an der Tür zu horchen, und stieß sie dann auf. Ein letzter Blick zurück in den mit Blut getränkten Raum zeigte ihm Dante, der ihm mit hasserfüllter Fratze nachstarrte. Dann war er fort, zog die Blondine hinter sich her.
    Am folgenden Morgen stand Frankenstein vor einem eleganten Gebäude in der Rue Scribe und atmete tief durch.
    Er hatte die nicht protestierende junge Frau – sie hieß Daphne, wie er später in Erfahrung brachte – durchs Theater der Fraternité de la Nuit geschleppt, ohne von den noch anwesenden Vampiren beachtet zu werden. Babineaux’ Vernichtung hatte ihre Reihen gelichtet, und die Aufmerksamkeit der Zurückgebliebenen konzentrierte sich auf die Bühne, auf der zwei Vampirinnen einen Jugendlichen entjungferten.
    Frankenstein hatte seinen Mantel hängen lassen und war durchs Foyer in die Pariser Nacht hinausgestürmt. Erst als das Theater hinter ihnen lag und sie sich halbwegs sicher fühlen konnte, hatte Daphne zu weinen begonnen. Tränen liefen ihr übers Gesicht, und sie bekam weiche Knie; sie wäre zusammengeklappt, hätte Frankenstein sie nicht aufgefangen. Er hatte sie in ein kleines Hotel in der Rue Saint-Claude gebracht und behutsam aufs Bett in ihrem Zimmer gelegt. Sie hatte lange wach gelegen und ihn angestarrt, aber zum Glück hatte sie keine Fragen stellen können oder wollen.
    Er hätte sie nicht beantworten können.
    Irgendwann schlief sie ein. Frankenstein starrte aus dem Fenster des Hotelzimmers, und während er zusah, wie die Sonne im Osten aufging, fasste er einen Entschluss.
    Solange er zurückdenken konnte, hatte er sich für wertlos gehalten. Die Umstände seiner Geburt, die wiederverwerteten Körperteile, aus denen er zusammengesetzt war, legten diesen Schluss nahe, und was er Victor Frankenstein angetan hatte – dem Mann, den er später in jeder Hinsicht, nur im biologischen Sinn nicht, als seinen Vater betrachtet und dessen Namen er schließlich angenommen hatte, um verspätet zu versuchen, den Toten zu ehren –, bestätigte das nur.
    Er hatte in der Arktis sterben wollen, war überzeugt gewesen, diesen Tod verdient zu haben, hatte das bevorstehende Ende begrüßt. Aber ein norwegisches Forschungsschiff hatte ihm selbst dieses fundamentalste Recht geraubt: das Recht, sein eigenes Leben zu beenden. Als er aufgefunden wurde, hatte er an starker Unterkühlung gelitten und nicht erklären können, er wolle nicht gerettet werden und habe auch keine Hilfe verdient. Stattdessen hatten sie ihn gesund gepflegt, und er war einige Monate später vollständig genesen nach Paris gekommen.
    Dort hatte er rasch Gefallen an nächtlichen Vergnügungen gefunden, weil er tief in seiner gequälten Seele glaubte, er sei weniger als menschlich, sodass menschliche Moral und menschlicher Anstand für ihn nicht bindend seien. In seinem Jahrzehnt in der französischen Hauptstadt hatte er im Schutz der Dunkelheit und in den langen Schatten des Krieges grausige Dinge getan. In Latour hatte er einen Gefährten gefunden, der ähnlich gewissenlos und von Schuldgefühlen unbelastet war, und sie hatten gemeinsam ihre schlimmsten Begierden ausgelebt. Und wenn ihm Zweifel kamen, was manchmal des Nachts geschah, wenn er sich Blut von den Händen wusch oder im Opiumrausch zitterte, schob er sie beiseite. Er wollte

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