Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
den das Vampirvirus in jede Zelle schreibt. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, wollen wir ein Gegenvirus entwickeln, das sich in dem infizierten Körper ausbreitet, den neuen Code löscht und die ursprüngliche DNA des Opfers wiederherstellt.«
»Wieso können Sie das noch nicht?«, fragte Jamie.
»Wie bereits erwähnt, sind an jede Sequenz menschlicher DNA ungefähr dreiundzwanzigtausend Gene angelagert. Nicht schrecklich viele, werden Sie vielleicht denken, aber Sie können mir glauben, dass das sehr viele sind. Und auf dem Weg dorthin türmt sich ein weiteres Hindernis auf: Die DNA jedes Menschen auf der Welt ist einzigartig. Das Vampirvirus aus der DNA zu löschen ist nicht besonders schwierig – das eigentliche Problem liegt darin, den gelöschten Code wiederherzustellen. Es gibt keinen Universalcode, den wir einschreiben könnten, sobald der Vampircode gelöscht ist; der Code für Ihre Zellen müsste völlig anders aussehen als der für meine.«
»Wie soll das Ganze funktionieren?«
»Das Virus, das wir entwickeln, gleicht einem winzigen biologischen Supercomputer. Während es sich im Körper vermehrt, analysiert es jede einzelne Zelle, löscht überall den Vampirvirus, analysiert dann die Proteine der umliegenden Zellen und schreibt die gelöschten Sektionen des Codes neu. Sobald es das im gesamten Körper gemacht hat, benutzt es den gleichen Auslöser wie das Vampirvirus – eine Aminosäure, die wir inzwischen haben isolieren können –, und das System des Opfers kehrt in den Normalzustand zurück, ohne dass die geringste Spur von Vampirismus zurückbleibt.«
»Klingt unmöglich.«
»Nach herkömmlichen Begriffen ist es das wohl. Aber wir haben hier Fortschritte gemacht und Durchbrüche erzielt, von denen die angesehensten Gen-Labors in aller Welt noch Lichtjahre entfernt sind. Was Sie hier sehen, Jamie, ist das ehrgeizigste, komplizierteste und teuerste Forschungsvorhaben, das es je gegeben hat. Und es wird unserer Überzeugung nach die Welt einmal vom Fluch des Vampirismus befreien.«
»Wann?«, fragte Jamie mit zitternder Stimme. »Wie lange dauert’s noch, bis das funktioniert?«
Wie lange, bis ich Mom und Larissa sagen kann, dass sie geheilt werden können?
»Das weiß ich nicht«, gab Talbot zu. Jamie wollte seine Enttäuschung ausdrücken, aber der Professor ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich verstehe Ihre Reaktion, ich verstehe sie wirklich. Und ich bekenne ganz offen, dass unsere Fortschritte erstaunlich sind. Aber ich muss Ihnen ebenso ehrlich sagen, dass es noch Jahre dauern kann, bis wir einen brauchbaren Impfstoff haben.«
»Jahre?«, fragte Jamie, dessen Herz sank.
»Vielleicht auch weniger«, sagte Talbot und rang sich ein aufmunternd gemeintes Lächeln ab. »Vielleicht nur ein Jahr oder sogar nur Monate. Aber wir werden Ihre Mutter nicht morgen heilen können, so gern ich das täte.«
»Aber Sie werden sie heilen können?« Jamie hörte einen verzweifelten Unterton in seiner Stimme, als er diese Frage stellte. »Irgendwann? Das sagen Sie doch, nicht wahr?«
Talbot sah ihn ernst an.
»Vielleicht war es falsch, Sie hierher mitzunehmen«, sagte er halblaut. »Ich wollte Ihnen keine falschen Hoffnungen machen. Es tut mir leid.«
»Das war nicht falsch«, versicherte Jamie ihm. »Ehrlich nicht! Dass jemand an einem Heilverfahren arbeitet, ist tröstlich, auch wenn’s noch eine Weile dauern kann. Ich bin kein Kind; ich habe nicht erwartet, dass Sie sie morgen würden heilen können. Aber wenn Sie sagen, dass das vielleicht in Zukunft möglich sein wird, dann bin ich für dieses Wissen dankbar.«
»Nun«, sagte Talbot lächelnd, »unter diesen Umständen bin ich froh.«
Er wandte sich von dem Hologramm ab, und Jamie folgte ihm durch den großen Raum. Die Mitarbeiter des Projekts Lazarus, von denen die meisten die Arbeit eingestellt hatten, um das Gespräch zwischen Talbot und Jamie zu beobachten, gingen wieder ans Werk, und mehrere nickten Jamie lächelnd zu, als er an ihren Schreibtischen vorbeiging. Talbot führte ihn um das Hologramm herum zu den Gen-Sequenzern hinüber, wobei sie an der massiven Luftschleusentür vorbeikamen.
Dort ging Jamie langsamer. In die massive weiße Stahltür war in Augenhöhe ein Beobachtungsfenster eingelassen, aber zu Jamies Enttäuschung konnte er durch den kleinen Glasblock nichts erkennen. Als Talbot sah, dass der Teenager zurückblieb, drehte er sich nach ihm um.
»Alles okay?«, fragte er.
Jamie errötete leicht. »Klar«,
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