Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
Tochter hat ein paarmal danach gefragt. Ein Club nur für Vampire, drunten am Fluss.«
»Wie heißt er, Alain?«, fragte Angela und lächelte den blutenden Vampir an.
»Rückenmark«, übersetzte Jamie. »Soll das ein Witz sein?«
Die fünf Agenten, die der Wegbeschreibung gefolgt waren, die Alain Angela gegeben hatte, standen am Port de la Rapée vor einem quadratischen Stahlbetonbau. Den verängstigten, blutenden Vampir hatten sie auf der Gasse zurückgelassen; in seinem Gesicht hatte eine solche Erleichterung gestanden, dass Jamie sich vorübergehend geschämt hatte.
Normalerweise hielt er es nicht für Schwarzlichts Aufgabe, weltweit jeden einzelnen Vampir zu terrorisieren; zu den ersten Lektionen, die er Frankenstein verdankte, hatte die Einsicht gehört, dass es gute und schlechte Vampire gab, genau wie es gute und schlechte Menschen gab. Aber dieser Auftrag hatte seine eigenen Gesetzmäßigkeiten; nichts durfte ihre Chancen verringern, Frankenstein zu finden – nicht einmal Jamies sonst so strikter Moralkodex.
Ich habe ihnen alles im Voraus angekündigt, dachte Jamie, um sein Verhalten vor sich selbst zu rechtfertigen. Frankenstein hat oberste Priorität; alles andere ist zweitrangig. Und dabei bleibt es, bis ich ihn zurückbekomme oder jemand mir seine Leiche zeigt.
Er klappte sein Visier herunter und überprüfte die Waffen an seinem Koppel.
»Los jetzt«, sagte er und marschierte auf das Gebäude zu.
Unter der Leuchtreklame mit dem Namen des Clubs führte eine schwere Stahltür, deren roter Anstrich rostig abblätterte, ins Rückenmark . In die rechte Wand der Türnische war ein Klingelknopf eingelassen; Jamie drückte ihn und trat zurück.
»Wir sind voll«, sagte eine Stimme hinter der Tür. »Verpisst euch.«
Jamie klingelte erneut, ließ diesmal den Finger auf dem Knopf. Er hörte die Klingel schrillen, und einige Sekunden später wurden schwere Riegel aufgezogen. Er machte sich bereit.
Die Tür wurde quietschend und über Beton scharrend aufgezogen, und im Halbdunkel dahinter ragte ein riesiger Vampir auf. Der Türsteher trug eine abgewetzte Lederweste, ein schwarzes T-Shirt und eine Hose aus geschwärztem Leder. Seine Augen glühten rot, und er starrte die fünf schwarz uniformierten Gestalten aufgebracht an.
»Wer zum Teufel wollt ihr sein?«, fragte er. »Ihr seht aus wie …«
Sein Vergleich blieb unausgesprochen, weil Jamie den Metallpflock aus dem Koppel zog und ihn dem Riesen ins Herz stieß. Dem Vampir quollen vor Überraschung fast die Augen aus den Höhlen, dann zerplatzte er und überschüttete ihn mit einem Schwall dampfenden Bluts.
Jamie steckte den Metallpflock weg und wandte sich seinem Team zu.
»Kommt«, sagte er.
Hinter der Tür lag ein Betonflur, der über und über mit Plakaten für Konzerte und Clubauftritte tapeziert war. Die bunten Poster klebten auch auf Boden und Decke, was bei Jamie leichtes Schwindelgefühl hervorrief, als sei er sich nicht absolut sicher, wo oben und unten war. Als sie um eine Ecke bogen, wurden die wummernden Bässe, die am Eingang kaum zu hören gewesen waren, plötzlich lauter. Am Ende des Korridors gab es eine weitere Stahltür. Jamie wurde nicht einmal langsamer, als er die Tür mit einer behandschuhten Hand aufstieß.
Sie öffnete sich, ohne zu kreischen, und plötzlich war die Musik trotz ihrer schützenden Helme ohrenbetäubend laut. Der Club glich einer großen rechteckigen Betonschachtel mit hoher Decke, von der Schweiß wie salziger Regen herabtropfte; die aus dem Raum strömende Hitze war überwältigend. An einer Wand war aus Hohlblocksteinen mit darauf liegenden alten Türen eine lange Bar aufgebaut, hinter der drei Barkeeper Drinks ausschenkten: Bier in Flaschen, Whiskey und Wodka, Gläser mit einer dunkelroten Flüssigkeit.
An der Rückwand des Raums hatte der DJ seinen provisorischen Arbeitsplatz; auf drei aufgestapelten Betonplatten standen zwei Plattenspieler, zwischen denen er sich schneller bewegte, als der menschliche Blick ihm folgen konnte. Im Halbdunkel des Clubs hinterließen seine glühenden Augen rot leuchtende Spuren.
Den Rest des Raums nahm die Tanzfläche ein, auf der Hunderte von Männern und Frauen sich drängelten und tanzten und knutschten. Weil niemand im Geringsten auf die Neuankömmlinge achtete, blieb Jamie kurz stehen und sah ihnen zu. Er beobachtete, wie ein Vampir hungrig an einer Wunde in der Ellbogenbeuge seiner Partnerin saugte, sah Schmerzen auf ihrem Gesicht und ungezügelte Lust auf
Weitere Kostenlose Bücher