Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
vor Frankenstein landete. »Das ist nicht meine Absicht. Es bereitet mir große Pein, dich so zu sehen.«
»Daran bist du jedenfalls selbst schuld«, knurrte Frankenstein.
Latours Augen flammten rot auf, und er überwand den Abstand zwischen ihnen in Millisekunden.
»Du hast dir alles selbst zuzuschreiben«, fauchte er. »Du warst’s, der Lord Dante verkrüppelt hat, und du musstest in diese eine Stadt zurückkehren, in der ein hohes Kopfgeld auf dich ausgesetzt war. Mach nicht mich für deine eigene Dummheit verantwortlich; hätte nicht ich dich entdeckt und hier abgeliefert, wär’s irgendein anderer gewesen, das kannst du mir glauben.«
»Hätte ein anderer behauptet, mein Freund zu sein, während er mich meinem Mörder ausliefert?«, fragte Frankenstein. »Hätte er von alten Zeiten gesprochen, während er mein Leben gegen eine hübsche kleine Göre und dafür eintauscht, dass sein Meister ihm kurz den Kopf tätschelt?«
Das Feuer in Latours Augen wurde einen Augenblick dunkler, dann erlosch es, als der Vampir einen Schritt zurücktrat und das gefesselte Monster betrachtete.
»Nein«, sagte er leise. »Nein, vermutlich nicht.«
Frankenstein, der ihn aufmerksam beobachtete, sah den Schmerz und die Trauer auf dem Gesicht des Vampirs sehr deutlich und beeilte sich, diese wohl letzte und einzige Chance zu ergreifen.
»Lass mich gehen, alter Freund«, schlug er ruhig vor. »Lass mich dieses Theater, diese Stadt verlassen und nie zurückkehren. Du kannst mitkommen.«
Latour machte große Augen, was Frankenstein zeigte, dass er noch nie über diese denkbare Möglichkeit nachgedacht hatte. Er fasste sofort nach.
»Lässt du mich hier, bringt Dante mich um«, stellte er fest. »Aus Rache. Zur Unterhaltung seiner Freunde, zu denen er auch dich zählt. Du wirst zusehen müssen, wie ich sterbe, Latour, und genau wissen, welche Rolle du dabei gespielt hast. Fühlst du dich dem gewachsen?«
Der Vampir sagte nichts; er starrte Frankenstein nur an.
»Und darüber hinaus«, fuhr das Monster fort, »spüre ich etwas kommen, das ich dir nicht erklären kann. Tritt es jedoch ein, kann ich nicht für deine Sicherheit garantieren. Außer du bindest mich hier los, und wir verlassen gemeinsam dieses Theater.«
Latour wich zurück, als habe er einen Schlag ins Gesicht bekommen. Dann lachte er kurz auf.
»Deine Worte sind zuckersüß, alter Freund«, sagte er. »Wie sie’s immer waren. Aber ich würde Lord Dante niemals verraten, auch nicht deinetwegen; ich werde nicht denselben Fehler wie du machen. Ich gestehe, dass es mir schwergefallen ist, dich ihm auszuliefern – viel schwerer, als ich dachte –, aber ich bedaure nicht, es getan zu haben. Mein Platz hier ist mir bis in alle Ewigkeit sicher. Ich werde dich sterben sehen, mein Freund, was mir kein Vergnügen bereiten wird, aber ich werde auch keine Träne um dich vergießen. Der Mann, den ich meinen Freund genannt habe, existiert nicht mehr; zurückgeblieben ist nur ein Monster, dessen Ende überfällig ist.«
Frankensteins Herz sank. Auch wenn er eigentlich nicht geglaubt hatte, Latour dazu überreden zu können, ihn freizulassen, hatte er doch sekundenlang gehofft, seine Worte erreichten den Vampir. Nun war dieser Augenblick vorüber, die letzte Chance vertan.
»Wir alle müssen mit unseren Entscheidungen leben«, sagte er mit brechender Stimme. »Hoffentlich kannst du mit deiner leben. Das hoffe ich aufrichtig. Leb wohl, Latour.«
Der Vampir lächelte. »Du brauchst mir nicht Lebewohl zu sagen«, antwortete er. »Wir sehen uns in wenigen Stunden wieder. Ich werde dich von meinem Platz in der ersten Reihe aus sehr gut sehen.«
Sein Lächeln wurde zu einem bösartigen Grinsen; im nächsten Moment war er fort, verschwand in den Schatten im Hintergrund des Zuschauerraums. Frankenstein sah ihm nach, dann ließ er den Kopf auf die Brust sinken.
Keine eineinhalb Kilometer von ihm entfernt hob Jamie Carpenter seine Pistole zum zweiten Mal, um dann zu erleben, dass sein Arm von hinten gepackt wurde. Als er wütend herumfuhr, stand dort Jack Williams, der ihn sichtlich besorgt anstarrte.
»Er weiß nichts, Jamie«, sagte Jack. »Er weiß wirklich nichts.«
Jamie riss den Arm aus dem Griff seines Freundes und wandte sich wieder der vor ihm kauernden Gestalt zu.
»Je vous en prie, arrêtez«, flüsterte der Vampir hinter zitternden, blutigen Händen. »Je vous en prie, Monsieur.«
Dominique hatte Jack über die Périphérique und ein Labyrinth aus Einbahnstraßen
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