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Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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jetzt, teils vor Kälte, teils vor Angst, und folgte der Spur mit kurzen, zögernden Schritten. Drei Meter vor dem Waldrand verließ sie jedoch ihr Mut, und sie stand wie angenagelt da und starrte in die pechschwarze Dunkelheit zwischen den Bäumen.
    Dann erklang irgendwo vor ihr ein Knurren, das so dumpf und tief war, dass Greta glaubte, es lasse ihre Knochen vibrieren, und ihr stockte der Atem. Als sie hörte, wie sich etwas unter den Bäumen bewegte, fiel die Schrotflinte fast geräuschlos in den Schnee vor ihren Füßen. Im Waldesdunkel vor ihr erschienen zwei gelbe Augen, die hoch über ihrem Kopf schwebten – mindestens zwei Meter über dem Boden. Sie kamen langsam näher, und zwischen den Bäumen erschien eine Gestalt.
    Vor Greta stand der größte Wolf, den man sich vorstellen konnte.
    Er hockte in der Dunkelheit, sein mächtiger Schädel sah auf sie herab, Schnauze und Lefzen waren mit dunkelrotem Blut gesäumt, der säulenförmige Hals ging in einen Körper von der Größe des Land Rovers ihres Vaters über. Sein Fell war graugrün, und Flanken und Rücken waren grausig missgebildet; unter der Haut des Untiers hoben und senkten sich Knochengrate, seine Läufe waren schief und verdreht, und ein großflächiges Netz aus Narbengeflecht überzog seinen Leib, ließ im Mondschein gezackte weiße Linien unter seinem Fell hervorleuchten. Über dem blutbefleckten Wolfsschädel glänzte etwas, und Greta sah zwei kantige Bolzen aus dem Fell in die Höhe ragen.
    Verrückt, dachte sie, während sich in ihrem Kopf alles drehte. Ihm ragt Metall aus dem Nacken.
    Das Knurren wiederholte sich, war von einem Schwall heißer Luft und dem kupfrigen Geruch von Blut begleitet. Sie musste würgen und starrte den Wolf hilflos an, dessen Blick furchterregend, aber auf seltsame Weise auch traurig war. Die äußeren Winkel der riesigen gelben Augen hingen herab, und die Lefzen waren wie in einer schmerzvollen Grimasse von messerscharfen Zähnen hochgezogen.
    Du kannst nicht vor ihm weglaufen. Du kannst nicht gegen ihn kämpfen. Du hast nur eine Chance, wenn du ihm zeigst, dass du ungefährlich bist.
    Greta holte tief Luft und sah dem Wolf in die Augen.
    »Hallo«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Ich heiße Greta.«
    Der Wolf zuckte sofort zurück, als habe ihn eine Hornisse gestochen. Er machte einen halben Schritt rückwärts, dann warf er den Kopf in den Nacken und stieß ein lautes Heulen aus, einen ohrenbetäubenden Schrei voller Elend und Schmerz. Hinter Greta ging im Schlafzimmer ihrer Eltern das Licht an, dann hallte das Poltern schwerer Stiefel auf der Treppe über den Hof. Aber Greta sah und hörte nichts; sie starrte das monströse Untier vor ihr wie gebannt an. Als das Heulen erstarb, öffnete der Wolf nochmals die Schnauze und gab einige Laute von sich, die Greta zu verstehen glaubte. Sie bekam große Augen, trat unwillkürlich einen Schritt vor und hob beschwichtigend die Hände.
    Der Knall einer Schrotflinte zerriss die Nachtluft, und der Schnee vor dem Wolf explodierte. Greta kreischte, als das Untier so schnell in den Wald flüchtete, dass sie fast glauben konnte, es sei nie da gewesen. Dann sah sie den großen Blutfleck, wo er gehockt hatte, und erkannte, in welcher Gefahr sie geschwebt hatte. Sie hörte noch laute Stimmen und rennende Schritte hinter sich, bevor sie die Augen verdrehte und zu Boden sackte. Peter Schuler kam herangespurtet, warf seine Schrotflinte weg, rutschte kniend durch den Schnee, schob seine Hände unter den Rücken seiner fallenden Tochter und schloss sie in die Arme.
    In der Wohnküche im rückwärtigen Teil des Bauernhauses saß Gretas Vater an dem zerschrammten Holztisch, der den Raum beherrschte. Er schlürfte den starken schwarzen Kaffee, den seine Frau ihm gekocht hatte, sobald sie Greta wieder ins Bett gebracht hatte. Jetzt beobachtete sie ihn mit unergründlicher Miene, wie er am Herd neben dem Fenster lehnte.
    Ebenso schweigend standen in der Küche auch ihre drei Landarbeiter, die Peter im Vorbeigehen geweckt hatte, als er ins Haus zurückgekehrt war. Sie waren bereitwillig gekommen, lehnten jetzt an den Wänden, tranken ebenfalls Kaffee, trugen ihre Schrotflinten mit abgeklappten Läufen über dem Arm und beobachteten, wie ihr Arbeitgeber sich zu beherrschen versuchte.
    Peter Schuler war zorniger, als er jemals für möglich gehalten hätte.
    Er versuchte, sich die Ereignisse dieser Nacht vernünftig zu erklären. Peter hatte sein ganzes Leben auf diesem Hof verbracht, der ihm

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