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Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)

Titel: Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Hill
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sie auf, ging barfuß über den Holzboden, zog ihre Stiefel und den dicken Wintermantel an und zog los, um dem Geräusch auf den Grund zu gehen. Sie überlegte kurz, ob sie ihre Eltern wecken sollte, tat es dann aber doch nicht; die Tage auf dem Bauernhof waren lang und anstrengend, und die beiden brauchten ihren Schlaf. Außerdem war Greta fast zwölf und ein Mädchen vom Lande; sie hatte unzählige Füchse und streunende Hunde vertrieben, einmal sogar einen Wolf.
    Am Fuß der Treppe zog sie eine der beiden Schrotflinten ihres Vaters aus dem Schirmständer neben der massiven Haustür, klemmte sich die verbeulte schwarze Stablampe vom Wandregal unter den Arm, legte eine Hand auf die Türklinke aus Messing und zog die Tür Zentimeter für Zentimeter auf. Die Haustür knarrte einmal bedrohlich laut, dann ließ sie sich geräuschlos öffnen. Durch den Spalt zwischen Türrahmen und Türblatt pfiff eisige Luft herein und ließ Greta mit einer Gänsehaut auf den Armen erzittern. Sie zog ihren Mantel enger um sich, schlüpfte in die Nacht hinaus.
    Auf dem kleinen Absatz vor der Haustür klappte sie den Lauf der Schrotflinte herunter und überzeugte sich davon, dass die Waffe geladen war. Sie sah die Messingböden der beiden Patronen, klappte den Lauf wieder hoch und sah sich auf dem weiträumigen Hof um. Die Erde war mit Schnee bedeckt, der im Licht des Vollmonds, der am klaren Nachthimmel über ihr hing, silbern glitzerte. Der Mond beleuchtete auch eine lange dunkle Spur, die über den Hof lief – von dem Wald jenseits des zur Straße führenden Weges bis zum Holzgatter der Nordweide gleich neben dem Wohnhaus. Greta starrte sie an und hatte sekundenlang ein ängstlich flaues Gefühl im Magen, bevor sie die Stablampe einschaltete und darauf zuging.
    Als der Lichtstrahl auf die dunkle Spur fiel, holte sie erschrocken tief Luft. Im gelblichen Licht der alten Stablampe glänzte die Spur feucht dunkelrot. Greta konnte sehen, dass Dampf von ihr aufstieg – zarte blasse Fäden, die sich gleich wieder auflösten –, und wusste sofort, was sie vor sich hatte.
    Blut. Unmengen von Blut. Und noch ganz frisch.
    Angst ergriff sie, und diesmal konnte Greta sie nicht zurückdrängen. Aber sie ging nicht zurück ins Haus, um ihre Eltern zu wecken, obwohl das klüger gewesen wäre. Sie war die Tochter ihres Vaters, dickköpfig und um jeden Preis unabhängig; sie würde nur im äußersten Notfall um Hilfe rufen und lieber sterben, als zuzugeben, dass irgendetwas sie ängstigte. Also setzte sie sich in Richtung Nordweide in Bewegung, während der hohe Schnee unter ihren Stiefeln knirschte.
    Als sie mit unstet schwankendem Lichtstrahl näher herankam, sah sie, dass das schwere Holzgatter offen stand; die kleine Schneewehe am Fuß des Torpfostens war dick mit Blut getränkt. Der Geruch der dampfenden Flüssigkeit stieg ihr in die Nase, als sie sich nach vorn beugte, um den Pfosten näher zu begutachten, und ließ sie heftig würgen. Die schwere Kette, die jeden Abend von dem letzten Landarbeiter, der die Weide verließ, um den Pfosten geschlungen und mit einem Vorhängeschloss gesichert wurde, lag mit verbogenen Gliedern zerrissen im Schnee. Während Greta, deren Herz in ihrer schmalen Brust jagte, über die Weide leuchtete, zwang sie sich dazu, nicht daran zu denken, wie viel Kraft nötig gewesen war, um eine schwere Stahlkette wie einen Wollfaden zu zerreißen.
    Der Lichtstrahl der Stablampe zeigte ihr eine dunkle Masse am anderen Ende der Weide. Sie ging durchs Gatter weiter, wobei sie darauf achtete, nicht in das abkühlende rote Nass zu treten, und hielt darauf zu. Erst auf halber Strecke war der Lichtstrahl hell genug, um Greta erkennen zu lassen, was sie vor sich hatte.    
    Die winterfesten Hochlandrinder standen als kompakte Masse zusammengedrängt in der hintersten Ecke der Nordweide. So etwas hatte Greta, die auf dem Hof mit Vieh aufgewachsen war, noch nie gesehen. Die Tiere waren in der kalten Nachtluft in ständiger Bewegung, machten halbe Schritte vor und zurück, reckten die Köpfe hoch, rollten in Panik mit den Augen. Als sie näher herankam, ließ die Herde ein langes, tiefes Brüllen hören, und sie blieb stehen.
    Sie warnen mich davor, näher heranzukommen. Irgendwas hat sie halb zu Tode erschreckt.
    Greta wandte sich von den verängstigten Rindern ab und ging in den eigenen Fußstapfen zum Gatter zurück. Ihr Blick folgte der langen Blutspur bis zu der Stelle, wo sie im Dunkel des Waldes verschwand. Sie zitterte

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