Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
aller Welt, deren Auftragslage noch besser war, verkauft worden waren. Die allmählich baufälligen Hallen waren mit Graffiti bedeckt und drohten einzustürzen. Die breiten Straßen zwischen ihnen, auf denen einst das Stimmengewirr von Tausenden von Männern zu hören gewesen war, wenn die Abendsirene ertönte, waren mit einem Spinnennetz aus Rissen und Schlaglöchern übersät. Aus den Lücken im Asphalt wucherte Unkraut, als habe die Natur schon begonnen, sich dieses Stück Land zurückzuerobern, auf dem einst unübertrefflich hohe Erfindungs- und Innovationsgabe zu Hause gewesen war.
Von der Nordsee zog dichter Nebel den Tyne herauf; als Jamie über die aufgegebene, von knarrenden Geräuschen erfüllte Werft hinwegblickte, konnte er das jenseitige Flussufer nicht sehen. Die grauen Nebelschwaden griffen nach der Betonpier unter ihnen, ohne sie aber schon zu überwinden und sich an Land auszubreiten.
»Das wird kein Spaß, wenn der Nebel sich über die Werft ausbreitet«, sagte er. »Sieben Vamps können ebenso gut siebzig sein, wenn wir sie nicht sehen können.«
Jack Williams nickte. Die sechs Agenten hatten die verlassene Werft erkundet und waren zu dem Schluss gekommen, sie liege für ihre Zwecke einsam genug. Allerdings war das Gelände schwer zu sichern: Keine zweihundert Meter nördlich von hier führte mit der Hadrian Road eine Hauptverkehrsstraße vorbei, und der Zaun, der die Werft umgab, befand sich in sehr schlechtem Zustand. Die Zeit reichte nicht aus, um die vielen Lücken zu schließen; stattdessen sah ihr Plan vor, die Vampire zu erledigen, bevor sie sich mehr als wenige Meter von der Aristeia entfernt hatten.
»Ich gehe mit Kate und Larissa dort unten in Stellung«, fuhr Jamie fort und deutete auf mehrere rostige Container, die keine fünfzehn Meter vom Wasser entfernt auf der Pier standen. »Wie wär’s, wenn du mit deinem Team hinter der Stützmauer dort drüben in Deckung gehen würdest? Dann müssen sie zwischen uns durch, und wir können sie von beiden Seiten in die Zange nehmen. Okay?«
Er wandte sich ab und wollte zu den Containern traben, als Larissa ihn am Arm festhielt. Jamie drehte sich um. Die drei Agenten des Teams F-7 hatten sich nicht bewegt, und auf Jack Williams’ gutmütigem Gesicht stand ein verlegener Ausdruck, als hätte er sich am liebsten entschuldigt.
»Wo ist das Problem?«, fragte Jamie.
»Ich bekomme meine Befehle von Jack«, sagte Shaun Turner aggressiv. »Nicht von dir. Hat aber nichts mit dir persönlich zu tun.«
Jamie fühlte Zorn in sich aufsteigen.
Klingt aber verdammt persönlich, dachte er. Hasst er mich einfach von Natur aus wie sein Dad?
»Wirklich?«, fragte Kate aufgebracht. »Glaubst du echt, dass dies der richtige Zeitpunkt für solchen kleinlichen Scheiß ist?«
Shaun errötete leicht, aber er wich ihrem Blick nicht aus.
»Jack steht über Jamie«, sagte Angela, die so viel Anstand besaß, dabei verlegen zu wirken. »Was Erfahrung angeht. Wir finden, dass er den Befehl haben sollte.«
Larissa knurrte, und ihre Augen glühten kurz rot auf. »Das ist absoluter Scheiß, weil …«
»Angela hat recht«, unterbrach Jamie sie. »Sag uns, was wir tun sollen, Jack.«
Larissa starrte ihn an, als leide sie seinetwegen, aber er bedachte sie mit einem flüchtigen Lächeln, das sie bat, aus dieser Mücke keinen Elefanten zu machen. Sie erwiderte es zögernd, und ihr Lächeln wärmte ihm das Herz.
Jack Williams nickte ihm dankbar und erleichtert zu. »Wir beziehen die Stellungen, die Jamie beschrieben hat. Denkt daran, dass wir mindestens einen Vampir lebend gefangen nehmen müssen, um ihn verhören zu können. Mindestens einen. Die neuen Richtlinien gelten diesmal nicht; das ist bestimmt allen sehr recht, aber wir müssen uns zurückhalten. Tote Vampire können uns nicht erzählen, wo Dracula ist. Also los!«
Die sechs kauernden dunklen Gestalten machten sich bereit, ihre Stellungen zu beziehen, als die Luft um sie herum sich zu verändern schien; sie wirkte dichter, als verändere etwas Riesengroßes ihren Druck. Im selben Augenblick merkten die sechs Agenten, dass nun auch etwas zu hören war: ein gleichmäßiges dumpfes Stampfen und das Rauschen der Bugwelle eines großen Schiffs. Als sie in den dichten, wabernden Nebel über dem Fluss hinausstarrten, schob sich der mächtige Bug der Aristeia ins Bild. Der Frachter blendete sie beinahe mit seinem roten Positionslicht an Backbord, und die beleuchtete Kommandobrücke ragte turmhoch über ihnen auf.
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