Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
spitze Reißzähne sehen, die sich unter der Oberlippe hervorschoben. Dann bissen sie in seinen Arm, und Valeri spürte einen ganz kurzen Schmerz, als sie die Haut durchbohrten. Ein dünner Blutfaden lief über den Arm, als Vlad die Augen schloss. Valeri spürte ein grässliches Saugen, das rasch wieder abklang. Sein Herr warf für lange Sekunden den Kopf in den Nacken; als er dann seinen Diener ansah, war seine Augenfarbe wieder das gewohnte Blassblau.
»Fertig«, flüsterte Vlad. »Du verbindest deinen Arm, dann gehst du zu deinen Brüdern. Sag ihnen, dass ich sie sprechen will.«
Valeri setzte sich auf und betrachtete seinen Arm. In die Haut waren zwei kleine runde Löcher eingestanzt, sauber und kaum blutend. Er bedeckte sie mit der Rechten, dann sah er verwirrt zu seinem Herrn auf.
»Herr«, sagte er mit zitternder Stimme. »Verzeiht mir, aber ich verstehe nicht.«
»Unwichtig«, wehrte Vlad ab. »Ich weiß, was ich tue. Geh zu Alexandru und Valentin – und denk daran, was du gesagt hast. Bis ans Ende der Welt, mein treuester Freund. Bis ans Ende der Welt.«
89 Tage bis zur Stunde null
17
Familienbande
Als Kate Randall aufwachte, wusste sie nicht, wo sie war.
Noch bevor sie die Augen aufschlug, wurde ihr klar, dass sie an einem unbekannten Ort war: Das Bett unter ihrem Körper war ebenso fremdartig wie das Gefühl der Bettdecke auf ihrer Haut und der Geruch der Luft um sie herum.
Sie öffnete die Augen und starrte die Zimmerdecke über sich an. Einige Sekunden lang widerstand sie der Versuchung, den Kopf zu heben und das Rätsel zu lösen; die Decke über ihr war weiß gestrichen und neutral. Sie wusste, dass sie vermutlich im Ring oder einer ähnlichen Einrichtung war, denn die Zimmerdecke wirkte nüchtern zweckmäßig, und das Fehlen irgendwelcher Geräusche ließ darauf schließen, dass sie sich an einem sicheren Ort befand. Dann erinnerte sie sich allmählich wieder an die Ereignisse auf der Werft, deren Einzelheiten ihr in der vorübergehenden Verwirrung nach dem Aufwachen und wegen der Nachwirkungen eines Beruhigungsmittels entfallen waren.
In diesem großen weißen Raum war Kate erst ein Mal gewesen: am Tag, nachdem sie zugestimmt hatte, als Agentin für Schwarzlicht tätig zu sein. Jamie hatte gewollt, dass sie mit dem hier unten liegenden Teenager sprach – Matt, er hat Matt geheißen –, aber zu beider Überraschung hatten Agenten des Sicherheitsdiensts die Tür seines Zimmers bewacht. Sie hatten nicht erklärt, weshalb sie dort waren oder warum Jamie oder sie Matt nicht sprechen durften, sodass sie enttäuscht den Rückzug angetreten hatten. Später hatten sie wie jedermann im Ring gehört, der Junge sei ohne Erinnerungen aus dem Koma erwacht. Deshalb war strengste Quarantäne für ihn angeordnet worden, damit er nicht erfuhr, wo er sich befand oder was ihm zugestoßen war; diese Vorsichtsmaßnahme sollte es ihm ermöglichen, heimzukehren und sein Leben dort fortzusetzen, wo es unterbrochen worden war.
»Wie geht’s dir?«, fragte eine vertraute Stimme.
Sie drehte den Kopf zur Seite und sah Larissa mit besorgter Miene an ihrem Bett sitzen. Kate bedachte sie mit einem Lächeln, von dem sie sich eine ermutigende Wirkung erhoffte, und schob sich in den Kissen höher.
»Nicht schlecht«, antwortete sie und hörte das Krächzen in ihrer Stimme. Sie griff nach dem Glas auf ihrem Nachttisch, trank einen großen Schluck Wasser und fühlte sich sofort besser. »Eigentlich gar nicht schlecht, wenn man alles bedenkt.
»Das ist gut«, sagte Larissa lächelnd. »Zum Glück hat es keine Infektion gegeben. Die Transfusion war ein voller Erfolg.«
Kate nickte stumm. Sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte; ihre Freude darüber, nicht in eine Vampirin verwandelt worden zu sein, war durchaus verständlich, aber es erschien ihr geschmacklos, sie sich anmerken zu lassen, während sie mit einer Vampirin sprach, die noch dazu ihre beste Freundin war.
»Darüber darfst du ruhig erleichtert sein«, sagte Larissa, als könne sie ihre Gedanken lesen. »Ich bin deswegen nicht gekränkt.«
Kate lächelte dankend. Larissa ergriff die Hand ihrer Freundin und drückte sie fest.
»Ich muss dir etwas sagen«, fuhr Larissa mit plötzlich leiser werdender Stimme fort. »Ich weiß, dass dies nicht der beste Zeitpunkt ist, aber ich hätte’s dir längst erzählen sollen, was ich leider nicht getan habe, und jetzt muss es raus, bevor ich platze.«
Endlich, dachte Kate. Endlich kommt es raus.
»Schon
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