Department 19 - Die Wiederkehr: Thriller (German Edition)
gut«, antwortete sie in möglichst neutralem Tonfall. »Du kannst’s mir erzählen, was immer es ist.«
»Es geht um Jamie«, sagte Larissa. Sie war sehr blass und schien die Wörter nur mit körperlicher Anstrengung hervorstoßen zu können. »Um Jamie und mich.«
»Was ist mit Jamie und dir?«
»Wir sind zusammen«, sagte Larissa, aus deren Gesichtsausdruck plötzlich Kummer und Beschämung sprachen. »Seit ungefähr zwei Monaten.«
Kate empfand ein fast sadistisches Vergnügen.
Endlich, dachte sie. Endlich kann ich dir sagen, was ich von all diesen Lügen, all dieser Geheimnistuerei halte.
»Ich weiß«, begann sie. »Ich hab’s von Anfang an gewusst. Für wie dumm habt ihr mich …« Sie verstummte und starrte ihre Freundin erschrocken an.
Larissa weinte.
Die Vampirin hielt schluchzend den Kopf gesenkt. Während Kate sie beobachtete, kullerten ihr Tränen über die Wangen und tropften auf den Boden.
Die Wut, die sich in den letzten Wochen in Kate angestaut hatte, war augenblicklich verflogen. Sie hatte nicht mehr den Wunsch, Larissa die Meinung zu sagen; wichtig war nur, das erkannte sie jetzt, dass ihre beste Freundin weinte und sie brauchte.
»He«, sagte Kate, »nicht weinen. Alles ist in Ordnung, ehrlich.«
Larissa hob den Kopf und starrte sie mit rot glühenden Augen an.
» Nichts ist in Ordnung«, sagte sie nachdrücklich. »Überhaupt nichts. Alles geht zum Teufel.«
Kate betrachtete sie, ohne etwas zu sagen; offenbar hatte ihre Freundin noch mehr auf dem Herzen.
»Es ist nicht fair von mir, dich damit zu belästigen«, fuhr Larissa fort. »Ich weiß, dass es unfair ist, nachdem wir alles vor dir geheim gehalten haben. Oder es zumindest versucht haben. Aber ich kann mit sonst niemandem darüber reden, und du bist meine beste Freundin, und ich muss einfach …«
Sie brachte den Satz nicht zu Ende, sah zur Zimmerdecke auf und starrte die gleichmäßig weiße Fläche an. In ihren Tränen spiegelte sich die rote Glut ihrer Augen; so sahen sie wie kleine Feuertropfen aus, als sie ihr übers Gesicht liefen.
»Mit mir kannst du reden«, beschwichtigte Kate sie. »Mir kannst du alles erzählen. Das weißt du.«
Larissa sah wieder ihre Freundin an und rang sich ein schwaches Lächeln ab.
»Ich habe das Gefühl, ihn zu verlieren«, sagte sie endlich. »An das Department, an diese grässliche Uniform.« Sie zupfte an dem schwarzen Gewebe über ihrem Knie und verzog dabei das Gesicht, als sei es ihr auf der Haut unangenehm. »An die Art, wie diese Schlampe Angela Darcy ihn ansieht, weil er einen berühmten Namen trägt und Alexandru und eine Bande alter Männer, die schon hundert Jahre tot waren, erledigt hat. Damit kann ich nicht konkurrieren; ich kann mit nichts konkurrieren, was jedermann in diesem Gebäude ihm als seine natürliche Bestimmung ausgibt.«
»Hast du schon mit ihm geredet?«, fragte Kate. »Weiß er, wie du darüber denkst?«
»Natürlich nicht«, antwortete Larissa. »Er würde sagen, dass er nur seine Pflicht tut, dass er versucht, als Agent sein Bestes zu geben. Und vielleicht steckt wirklich nicht mehr dahinter. Vielleicht bilde ich mir alles nur ein. Aber das glaube ich nicht. Würde ich ihn auffordern, sich zwischen dieser Organisation und mir zu entscheiden, gäbe es bestimmt kein Zögern.«
»Das alles tut er nicht absichtlich«, sagte Kate ruhig. »Daran musst du glauben. Er hat in seinem Leben nie irgendwo dazugehört. Hier hat er seine Mom und dich und mich und wird allgemein geachtet. Sogar bewundert. Du musst dich mal in ihn reinversetzen.«
»Das tue ich ja«, seufzte Larissa, deren Augen vorübergehend zu ihrem schönen Dunkelbraun zurückkehrten. »Aber es fängt an, ihm Spaß zu machen, Kate; er mag es, im Mittelpunkt zu stehen, es gefällt ihm, von einem der Gründer abzustammen. Er ist nicht mehr er selbst. Nicht mehr wie früher, meine ich.«
Kate verzichtete darauf, Larissa zu fragen, was sie eigentlich erwarte; schließlich kannten sie Jamie erst seit einem Vierteljahr. Die Intensität ihrer Bekanntschaft konnte einem suggerieren, sie existiere schon sehr lange, vielleicht ein Leben lang, aber das stimmte nicht. Ein Vierteljahr war praktisch nichts.
»Dann musst du mit ihm reden«, sagte Kate nachdrücklich. »Du brauchst nicht gleich einen Streit anzufangen. Aber er muss erkennen, dass er dich durch sein Verhalten verletzt.«
»Ja, ich weiß.« Larissa fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Du hast natürlich recht. O Gott, entschuldige,
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