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Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige

Titel: Depression! Wie helfen? - das Buch für Angehörige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John P. Kummer Fritz Kamer
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oder Zynismus oder auch seine Selbstvorwürfe zu verstärken. Wenn er irgendwelche Aussagen macht, können wir ihn durch Wiederholung seiner Äußerungen mit anderen Worten, durch Spiegelungen, wie sie in der Fachsprache heißen, unsere echte Anteilnahme spüren lassen.
    Respekt haben vor seiner Person
    Es erleichtert ihm und uns den Umgang, wenn wir uns bewusst sind, dass der Kranke anders fühlt, denkt und handelt als wir. Seine Autonomie ist – so weit möglich – zu wahren und zu fördern, aber gleichzeitig kann ihm der Kampf mit dem Alltag auf vielfältige Weise erleichtert werden, z.B. indem wir es vermeiden, ihn vor Entscheidungen zu stellen, die uns einfach, ihm aber schwierig erscheinen. So klingt es besser: »Ich mache heute einen Ausflug nach X, kommst du mit?« Statt: »Willst du heute einen Ausflug machen?« oder gar »Du solltest …«. Wichtige Entscheidungen sollten sowieso möglichst auf später verschoben werden.
    Einfühlungsvermögen, Freundschaft und Liebe
    sind das Rezept für die Beziehungsgestaltung. Wir können ihm bewusst machen, dass wir für ihn da sind. Holger Reiners (2007, S. 74), selbst ein Depressionsbetroffener, hielt, nachdem er geheilt auf seine Depressionszeit zurückschaute, innere Zwiesprache mit den Personen, die ihm in der dunklen Periode begegneten. Wer hat Anteil genommen, wer hat sich abgewandt, unsichtbar gemacht, wer hat seine ganze Geduld und Liebe für mich aufgebracht? Unnötig zu sagen, dass die letzte Gruppe nicht nur Ziel der Dankbarkeit, sondern Ausgangspunkt einer ganz neuen Beziehung sein kann und wird.
    Ich habe meine Ratschläge in der Checkliste Wie kann ich dem Kranken nützlich sein? zusammengefasst. Ist unser Patient noch nicht erwachsen, ist besondere Behutsamkeit gefragt. Hier kann die Checkliste Verhalten gegenüber depressiven Kindern und Jugendlichen weitere Tipps geben.
    Bekannte und Verwandte, die bei einer Erkrankung den Kontakt zu unserem Freund aufrechterhalten, sind Gold wert. Sie können ihm das Gefühl geben, von der Umwelt nicht vergessen zu sein und zeigen ihm, dass er trotz seines gegenwärtigen Zustands von seinem gesellschaftlichen Umfeld geschätzt wird. Voraussetzung ist natürlich, dass ihm seine Krankheit erlaubt, Kontakte zu pflegen. Vielleicht müssen wir Betreuer da ein bisschen nachhelfen …
    Da Besucher dem Problem »Depression« vielleicht eher fernstehen, sollten sie mit den wichtigsten Verhaltensregeln dem Kranken in seiner Ausnahmesituation gegenüber vertraut gemacht werden. Die obigen Grundsätze gelten auch für Besucher. Idealerweise können wir ihnen vor ihrem Besuch ein kleines Merkblatt überreichen, in der Art der Checkliste Verhalten gegenüber dem Kranken. Falls der Patient für Unternehmungen außer Haus zu gewinnen ist, kann die Checkliste Lebensfreude Ideen vermitteln.
    Schonet die Zugtiere
    Als Pferde, Maultiere und Ochsen schon längst von der Motorkraft abgelöst waren, stand der Aufruf »Schonet die Zugtiere« auf einem verblichenen Brett an einer steilen Passstrasse oberhalb von Chur. Wir Angehörige kommen uns nur allzu oft als Zugochsen vor.
    Zur Frage »Wie helfen?« gehören auch unsere eigenen Strategien im Zusammenleben mit dem Depressionskranken. Zwar widme ich unserem eigenen Befinden weiter hinten einen ganzen Buchteil. Aber ich möchte, unter Inkaufnahme von Redundanzen, hier schon ein Plädoyer für uns arme Betreuer halten, die oft nicht wissen, wo uns der Kopf steht. Wir sind von Zweifeln geplagt, ob wir uns auch richtig verhalten – und vergessen dabei uns selber.
    Viel einfacher ist es natürlich, das Wesen einer Depression und das Verhalten eines Depressiven anzuerkennen und zu ertragen, wenn wir einen gewissen Abstand wahren können. Wenn man einen Freund nach einem Treffen wieder bei seinen engsten Angehörigen »abgeben« kann, dann fällt einem das Geduldigsein viel leichter. Man kann mit ihm spazieren gehen, sich mit ihm in ein Gespräch vertiefen und ihm das Gefühl geben, dass man für ihn da ist, dass man ihn nicht schneidet, dass man ihn nicht seinem Schicksal überlässt.
    Ganz anders liegt der Fall allerdings, wenn uns der Depressionskranke besonders nahesteht. Zwar wünscht man sich auch für einen Bekannten, dass er bald genesen möge. Beim nächsten Angehörigen ist es viel schwieriger, Geduld zu haben. Ich habe das selbst erlebt. Ich wünschte doch von ganzem Herzen, mein Sohn möge so rasch wie möglich aus der Depression wieder auftauchen, er möge so rasch wie möglich

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