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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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daran?«
    »Das geht dich einen Dreck an!« Danner setzte sich wieder neben mich. »Und wenn du deine Finger nicht von meinem Computer lässt –«
    Ich ignorierte ihn. »Eine Frage noch«, ließ ich Staschek nicht in Ruhe.
    Der Polizist seufzte.
    »Wer ist L.?«
    Staschek warf dem Detektiv einen Hilfe suchenden Blick zu, doch der verschränkte nur die Arme vor der Brust.
    »Und du bist sicher, dass du nicht zufällig doch für Ben arbeitest?«, erkundigte sich Staschek nachdenklich.
    »Da musst du wohl weiter auf dem Sofa pennen«, erinnerte mich Danner an unsere Wette.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht bereit wäre, für ihn zu arbeiten«, erklärte ich dem Polizisten. »Für, sagen wir, ’n Fuffi am Tag.«
    Staschek fehlten für einen Moment die Worte.
    Ich nutzte die Gelegenheit, um weiterzusprechen: »Ich schätze, ihr könntet mich brauchen. Die Sache ist doch die: Ihr wollt K. Bode, F. Schubert und die namenlose L. ausquetschen, aber die Mädels lassen euch zwei alten Säcke abblitzen!«
    Danner und Staschek brummten verärgert.
    »Kein Wunder, wenn ihr mich fragt«, stichelte ich weiter. »Mich kennen sie nicht. Ich könnte als neue Mitschülerin in ihre Klasse gehen und ein paar Fragen stellen. Natürlich spricht niemand gern mit einer Fremden über den Tod der besten Freundin. Aber meine Chancen stehen zumindest besser als eure. Vor allem, wenn man bedenkt –« Ich brach ab. Ich überlegte, ob ich mit meinem Verdacht in Bezug auf L.s Nachnamen richtig lag.
    Doch alles sprach dafür: Danner schrieb ihn nicht auf, weil er ihn so gut kannte, dass er ihn nicht vergaß. Und Staschek interessierte der Fall so sehr, dass er einen Privatdetektiv beauftragte – und möglicherweise sogar bezahlte.
    »Wenn man was bedenkt?«, hakte Danner nach, weil ich schwieg.
    Ich sah Staschek an und sagte behutsam: »Wenn man bedenkt, dass kaum ein Teenager den Selbstmord der besten Freundin mit seinem Vater besprechen würde.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Staschek blinzelte.
    »Richtig?«, drängelte ich.
    »Fünfzig am Tag hast du gesagt?«
    »Eine Anzahlung wäre nicht schlecht! Bin ein bisschen knapp bei Kasse.«
    Staschek kramte ein glänzend schwarzes Portemonnaie aus seinem Mantel. Er legte mir zweihundert und Danner fünfhundert Euro hin.
    »Na, das wurde auch Zeit«, brummte Danner und schob seinen Geldstapel gleich weiter zu Molle.
    »Meine Tochter heißt Lena«, klärte mich Staschek endlich auf. »Eva Ahrend war ihre beste Freundin, ich kannte sie, seit sie zwölf Jahre alt war. Sie war einfach ein nettes Mädchen, so hübsch – und so schlau! Ich kann nicht glauben, dass sie sich umgebracht hat. Lena auch nicht. Aber die Ermittlungen der Kollegen laufen wohl darauf hinaus.« Er wandte sich an Danner: »Übrigens hab ich Horst rumgekriegt. Er sitzt zwar auf der Akte wie eine Fliege auf dem Klo, aber er will mir zumindest eine Kopie des Autopsieberichtes rüberschicken. Hat mir versprochen, dass ich sie heute im Fach habe. Wenn ihr nachher vorbeikommt, könnt ihr ’n Blick drauf werfen.«
    Danner nickte.
    Staschek hatte seinen Nudelberg verschlungen. Er stand auf und verabschiedete sich.
    »Wie kannst du Lila da mit reinziehen?«, brauste Molle auf, kaum dass Staschek verschwunden war. »Von Lenny hab ich nichts anderes erwartet, aber du bist doch wohl übergeschnappt!«
    »Reingezogen hat sie sich selbst. Sie ist volljährig, Molle, sie kann tun, was sie will!«
    »Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied macht, ob sie sechzehn oder zwanzig ist, wenn sie aus einem Fenster geworfen wird!«
    Danner klopfte dem Dicken beruhigend auf die Schulter.
    Ich erwartete, dass er sagte, dass alles auf einen Selbstmord hindeutete und die Wahrscheinlichkeit, dass ein Serienkiller an der Schule sein Unwesen trieb, doch relativ gering sei.
    Stattdessen sagte er nur: »Ich pass schon auf.«
    Brummelnd verzog sich Molle in die Küche.
    »Ich kann selbst auf mich aufpassen, falls dir das noch nicht aufgefallen ist!«, motzte ich, weil ich das unmöglich auf sich beruhen lassen konnte.
    »Ist mir aufgefallen. Und an einen Job zu kommen, fällt dir auch nicht gerade schwer.«
    Ich wartete, doch er sagte weiter nichts.
    »Und?«, fragte ich deshalb.
    »Und was?«
    »Und was ist mit deinen nervigen Regeln? Du weißt schon: Sprich nicht mit meinen Klienten! Steck deine Nase nicht in meine Fälle!, und so weiter. Fliege ich jetzt raus oder was?«
    Danner überlegte kurz. »Heute noch nicht. Die Regeln haben sich geändert.

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