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Der 13. Brief

Titel: Der 13. Brief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Klassen
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merke mir nicht jede seiner Bettgeschichten. Aber Klara ist doch ein spezieller Fall. Sie hat Danner seitdem bestimmt zwei Dutzend Mal angezeigt. Die Bullen bleiben mittlerweile schon auf ein Bier, wenn sie uns mal wieder einen Besuch abstatten müssen.«
    »Angezeigt? Weswegen?«
    Molle zuckte die Schultern: »Alles Mögliche.«
    Gespannt rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her.
    »Na schön, bevor du platzt vor Neugier: Waffenbesitz, Beamtenbeleidigung, Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Entwenden vertraulicher Dokumente, Diebstahl, Erpressung, Nötigung, Falschparken und alles, was dir sonst noch einfällt. Sie hasst es sowieso, wenn sich Privatdetektive in die Polizeiarbeit einmischen, aber mit Danner führt sie einen regelrechten Krieg.«
    Nachdem Molle und ich den Samstagmorgen bei C&A in der Abteilung für Abendkleider verbracht hatten, warf der Dicke ein paar Schnitzel in die Pfanne und ich machte Salat dazu.
    Als wir das Essen in die Kneipe trugen, blätterte Danner in Molles Zeitung.
    »Und?«, erkundigte ich mich nach dem Stand unserer Ermittlungen.
    »Hab ein paar Mädels aus der Schwimmmannschaft besucht und gefragt, ob sie mal Fotos gemacht haben.«
    »Und wieso interessiert das ihren Sportlehrer?«, wollte ich wissen.
    »Der Schulleitung ist zu Ohren gekommen, dass jemand Mädchen beim Schwimmtraining anspricht. Unter dem Vorwand Models für Modefotos zu suchen.«
    Gut gelogen.
    »Was für Fotos?«, fragte Molle, bevor er Danner ein Schnitzel auf den Teller legte.
    Danner winkte ab: »Keine Ahnung, ob das eine Spur ist. Wir haben bei dem toten Mädchen professionelle Bilder gefunden.«
    Lena hätte ich an seiner Stelle auch nicht erwähnt. »Und?«
    »Sinja Steilen hat Aktfotos für ihren Freund machen lassen. Beim Fotoshop Gerhard in der Innenstadt. Die speichern alle Fotos fünf Jahre lang auf Diskette, wegen möglicher Nachbestellungen. Eva war definitiv nicht dort. Carmen Montag und Jasmina Mattasch haben nur ein paar brave Porträts an ihre Eltern verschenkt. Fehlt noch diese Russin, Iefgenia Antonczyk.«
    »Ja?« Ein ovales Frauengesicht mit verquollenen, roten Augen schaute durch den Spalt der mit einer Kette gesicherten Tür.
    »Frau Antonczyk?«
    Die Frau nickte.
    »Wir suchen Ihre Tochter. Iefgenia. Ist sie da?«
    »Iefgenia in Schwimmbad«, verneinte die Frau in miserablem Deutsch und wollte die Tür sofort wieder zudrücken.
    Danner verhinderte das mit einer schnellen Handbewegung: »Können wir Sie dann einen Augenblick sprechen?«
    »Ich nix gut Deutsch«, schüttelte die Frau den Kopf und versuchte wieder, uns auszusperren.
    Doch Danner hatte schon seinen Fuß in den Türspalt gestellt. »Staschek, Kriminalpolizei«, sagte er und hielt der Frau einen Plastikausweis unter die Nase. »Das ist meine Kollegin Simanowski.«
    Verblüfft sah ich auf, denn eigentlich war abgesprochen gewesen, mich als Schülerin vorzustellen, die ihren Lehrer auf die Modelangebote in der Schwimmhalle aufmerksam gemacht hatte.
    Schnell straffte ich meine Haltung und überprüfte kurz, ob der Reißverschluss meiner Jacke so weit zugezogen war, dass man die lila Blumen auf meinem Pulli nicht sehen konnte.
    »Können wir reinkommen?«
    Die Frau brüllte etwas Russisches in die Wohnung.
    Eine Männerstimme brüllte zurück.
    Sie schob die Kette zur Seite und ließ uns herein.
    Wir standen in einem winzigen Flur, den eigentlich die Russin allein schon komplett ausfüllte. Von diesem Flur aus führten vier schmale Türen in die verschiedenen Zimmer der engen Wohnung.
    Ein übergewichtiger Mann mit einer breiten Nase, dünnem Haar und mongolischen Gesichtszügen steckte den Kopf aus dem Wohnzimmer: »Was Sie wollen?«
    Er trug Latschen und einen fleckigen Jogginganzug.
    Danner hielt auch ihm den Polizeiausweis hin. »Es geht um Ihre Tochter Iefgenia. An der Schule wurden Mädchen angesprochen, ob sie Fotos machen lassen wollen.«
    »Schule? Ich nix weiß von Schule! Frau kümmern sich um Kinder«, grollte der Mann und verschwand wieder.
    Danner sah die Frau abwartend an. Die zuckte die Schultern und ging in die Küche.
    Während Danner ihr folgte, warf ich einen Blick ins Wohnzimmer. Der Russe herrschte bereits wieder über die Fernbedienung. Neben ihm lümmelten sich zwei jüngere Ausgaben seiner selbst, mit mehr Haaren und weniger Bauch und einem Dosenbier von Aldi in der Hand auf dem Sofa. Und auf einem schmutzigen Perserteppich bemühten sich zwei weitere, kleinere Jungen nach Kräften, den Vater

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