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Der 13. Engel

Der 13. Engel

Titel: Der 13. Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Borlik
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Fenster. Ich glaubte zuerst, ihr hättet Besuch. Aber du hast so ängstlich dreingeschaut. Und dann hat dich deine Tante auch noch geschlagen.« Aufmerksam musterte er Amy. »Was ist überhaupt los? Und wer waren die beiden? Die Frau war ja zum Gruseln, wenn du mich fragst, brrr.« Finn schüttelte sich.
    »Das erzähle ich dir später. Lass uns erst mal von hier verschwinden.«
    »Verschwinden? Wohin?«, wollte Finn wissen.
    »So weit fort von diesem Haus wie nur möglich.« Amy zögerte. »Meine Tante … Sie ist völlig verrückt geworden. Sie wollte mich hier unten verhungern lassen, wenn ich ihr nicht verrate, was ich über die Verschwörung weiß.«
    »Verschwörung? Wovon redest du?« Finn blinzelte verwirrt. »Du … du willst weglaufen?«
    »Es geht nicht anders. Ich bin hier in großer Gefahr, außerdem braucht mich mein Vater.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Du musst natürlich nicht mitkommen, wenn du nicht willst. Die drei sind ja nur hinter mir her.«
    »Das erklär mir mal genauer«, forderte Finn, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
    Amy schüttelte entschieden den Kopf. »Je weniger du weißt, desto besser. Und nun komm endlich!«
    Die beiden schlichen die Kellertreppe nach oben. Inzwischen war es im ganzen Haus stockdunkel. Zum Glück hatte Amy die Kerze mitgenommen. »Meine Tante liegt sicher schon im Bett«, raunte sie Finn zu.
    »Und jetzt?«
    »Gehen wir in die Küche und packen alles Essbare ein, das wir finden.«
    In der Vorratskammer entdeckte Finn einen Leinenbeutel, den er mit Brot und etwas Käse füllte. »Mehr ist leider nicht da«, sagte er achselzuckend.
    »Dann muss das eben reichen.« Amy warf einen verstohlenen Blick über die Schulter. Wo das Licht der Kerze nicht hinfiel, schien sich die Düsternis umso stärker zusammenzuballen. »Gehen wir«, drängte sie. »Ich will endlich hier raus.«
    Finn öffnete die Küchentür. Auf dem Gang war alles ruhig. Er tastete nach Amys Hand und zog sie mit sich. Vor der Haustür blieben sie stehen. Finn reichte ihr den Leinenbeutel mit den Vorräten und Amy übergab ihm die Kerze.
    »Es tut mir leid«, sagte er betreten. »Ich kann nicht mit dir kommen. Das hier ist mein Zuhause. Und Meister Chang … Er ist wie ein Vater für mich.«
    »Keine Sorge, ich verstehe schon«, sagte Amy. »An deiner Stelle würde ich auch nicht fortwollen. Und danke, dass du mich aus dem Keller befreit hast. Das werde ich dir nie vergessen.« Sie lächelte ihm kurz zu. »Pass bis zu meiner Rückkehr gut auf das Mondfeuer auf.«
    »Wirst du denn zurückkommen?«, fragte Finn mit belegter Stimme. Er machte einen Schritt auf sie zu. »Oh Amy, weißt du überhaupt, wie gefährlich die Welt dort draußen ist? Du kannst dich nicht einmal wehren.«
    »Na ja, beißen, kratzen und treten kann ich auch ohne Magie.« Sie zwinkerte ihm aufmunternd zu, obwohl sie in diesem Moment selber eine Aufmunterung hätte gebrauchen können. »Keine Angst, ich komme schon klar. Ganz bestimmt!«
    »Da wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher, junges Fräulein.« Überall im Haus ließ Magie die Gaslampen entflammen, sodass der Eingangsbereich der Villa in grellgelbes Licht getaucht wurde. Amy kniff geblendet die Augen zusammen. »Tante Hester«, keuchte sie entsetzt.
    Ihre Tante stand auf dem obersten Treppenabsatz, gekleidet in einen scharlachroten Morgenmantel, und fixierte Amy mit einem wütenden Blick aus ihren eisblauen Augen. »Ich wusste doch, dass ich etwas gehört hatte«, sagte sie verächtlich, während sie langsam die Treppe herabschritt. »Eigentlich hätte ich es mir denken können, dass du mit diesem dreckigen Gärtnerlümmel unter einer Decke steckst.«
    »Er weiß nichts, überhaupt nichts!«, rief Amy zornig. »Er wollte mir nur helfen!«
    Tante Hester stieß schnaubend die Luft aus.
    »Lass wenigstens ihn gehen, bitte. Er weiß wirklich nicht …«
    Finns Blick wechselte verwirrt zwischen Amy und ihrer Tante. »Wovon sprecht ihr?«
    »Sei still, Junge«, zischte Tante Hester, die das Ende der Treppe erreicht hatte. Ihr Kopf ruckte zu Amy herum. »Du weißt sehr genau, dass ich ihn nicht gehen lassen kann. Woher soll ich wissen, dass du mich nicht belügst?«
    »Jetzt!«, rief Amy Finn zu und riss an der Haustür, die sich jedoch nur einen Spalt weit öffnen ließ. Viel zu eng, um sich hindurchzuquetschen! Amy rüttelte verzweifelt an dem Knauf.
    Von der Treppe schallte boshaftes Gelächter zu ihnen herüber. »Die Mühe kannst du dir sparen. Niemand kann

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