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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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während des Kriegs kennen gelernt. Ein schmieriger Geselle, der sich gerühmt hatte, ohne seine Hilfe hätte der SD das britische Spionagenest in Rotterdam niemals ausgehoben. Werdin verdanke das EK II also ihm. Ob der SD sein Honorar erhöhen könne, wenn er schon keinen Orden erhalte? Sie hatten ihm mehr Geld gegeben. Durchschnittstypen vergisst man, aber Mulden war abstoßend, zwischen seinen schwarz gefleckten Zähnen glänzte ein Goldzahn. Mulden stank, aus dem Mund und nach einem süßlichen, schweren Parfüm. Er hatte eine ölige Stimme, die einem Dessousvertreter alle Ehre gemacht hätte. Nur war Mulden kein Dessousvertreter, sondern SD-Spitzel, sehr erfolgreich und nun sehr tot.
    Die Tür sprang auf, Krause stürmte in Gottliebs Dienstzimmer.
    »Na, Gottlieb, steht der Westwall noch?«
    Gottlieb grinste. »Ich glaube schon, Gruppenführer. Jedenfalls habe ich nichts Gegenteiliges gehört.«
    »Keine Invasion der Marsmännchen in der holländischen Tiefebene?«
    »Nein, aber eine Leiche in Rotterdam.«
    »Der Mensch ist sterblich.«
    »Vor allem wenn ihn ein Zug überfährt.«
    Krause stutzte. »Wer ist überfahren worden?«
    »Pieter Mulden.«
    Krause überlegte kurz, dann erinnerte er sich. »Der gehörte nicht zu den Leuten, die sich freiwillig überfahren lassen.«
    »Das behauptet eine alte Mutti auch. Die sagt, Mulden wurde den Bahnsteig hinuntergeschubst. Sie habe es genau gesehen. Der Mörder sei ein eher großer, schlanker Mann mit blonden Haaren.«
    »Haben die Holländer den Mann verhört?«
    »Der ist wie vom Erdboden verschluckt. Wenn es ihn überhaupt gibt.«
    Krause nahm sich den Bericht mit in sein Dienstzimmer. Irgendetwas sagte ihm, dass die Geschichte stank. Reine Gefühlssache. Oder Berufserfahrung. Oder beides. Er ließ sich von seiner Sekretärin den Bericht über die Operation Zigarre bringen, den Schlag gegen den britischen Geheimdienst in Rotterdam vor vielen Jahren. Als er den Bericht las, verstärkte sich seine Ahnung. Mulden hatte den Tipp gegeben, Werdin hatte zugeschlagen. Werdin stellte in seinem Bericht Muldens Verdienst heraus, gar nicht die Art von Leuten, die scharf sind auf Orden. Mulden bedankte sich überschwänglich für die üppige Belohnung, die Werdin für ihn herausgeholt hatte bei Schellenberg. Und nun wieder Rotterdam, wieder Pieter Mulden. Fehlte noch Werdin. War er der Mörder?
    Krause goss sich ein Glas Cognac ein, legte die Füße auf den Schreibtisch, kreuzte die Arme vor der Brust und starrte an die Decke. Wenn es so sein sollte, warum hatte Werdin Mulden umgebracht? Wenn es kein Unfall war. Vielleicht ging die Geschichte so: Werdin wird von den Amis an der Küste abgesetzt. Sein Auftrag ist unklar, aber die Amerikaner machten so ein Theater nicht ohne Grund. Sie hatten was Größeres vor. Werdin ist auf sich allein gestellt. Er macht Mulden in Rotterdam ausfindig und versucht, ihn für seinen Plan zu gewinnen. Er verspricht ihm Geld, viel Geld, wenn Mulden ihm hilft, nach Deutschland einzureisen. Mulden akzeptiert erst, trifft sich mit Werdin im Bahnhof, fordert aber zu viel Geld. Werdin ist in der Zwickmühle. Er fühlt sich erpresst. Mulden weiß mehr, als er wissen darf. Und Mulden weiß das. Am Ende bleibt Werdin gar keine Wahl, er muss Mulden umbringen. So ergab die Sache einen Sinn. Aber war es so geschehen?
    Eigentlich egal, dachte Krause. Ich begreife Muldens Tod als Signal. Er passt zur Meldung aus Uruguay, von diesem komischen Juden, dem V-Mann »David«, der einen CIA-Agenten namens Myers liquidiert hat. Myers hatte berichtet, er habe zusammen mit einem Kollegen den ehemaligen Sturmbannführer Werdin nach Washington zur CIA gebracht. Der Kunstschütze kommt zurück. Zum letzten Wettschießen. Dieses Mal gewinne ich, sagte Krause leise vor sich hin. Mal sehen, wie lange es dauert, bis ich dich kriege. Und dann schießen wir noch einmal, du mit Papierkugeln, ich mit der Walther.
    Er befahl Gottlieb zu sich. »Ihr Chef ist auf dem Weg zu uns. Weiß der Henker, warum. Fast glaube ich, er tut uns einen Gefallen. Wie dem auch sei, wir organisieren eine Fahndung, verdeckt, aber großflächig. Wir wollen ja nicht, dass unser Freund was wittert. Verteilen Sie das Bild dieses Herrn an alle Grenzposten im Westen. Die Holländer sollen die Bahnhöfe überwachen.« Er schaute Gottlieb streng an.
    »Ja, ja, ich weiß, die sind empfindlich. Aber das bin ich auch. Gucken Sie nicht so finster, Gottlieb. Na gut, bitten Sie die Herren des Tieflands recht

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