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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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konnte es sich nicht verkneifen, sich etwas wichtig zu tun bei Anna. Er sprach von einem Geheimauftrag, der ihn in ein bedeutendes Land führe.
    Anna begann zu raten: »China?«
    »Nein«, sagte Grujewitsch. »Wichtiger, viel wichtiger.«
    Anna warf ihre Stirn in Falten. Sie überlegte eine Weile. »Ich weiß es, du fährst nach Deutschland. Oder nach Amerika?« Sie schaute ihn fragend an. »So wichtig?«
    Grujewitsch wurde unwohl. Was, wenn sie etwas ausplauderte? Er nickte leicht. »Ich darf es nicht sagen. Frag nicht weiter!«
    Anna lachte. »Du hast dich verraten. Na ja, jedenfalls fast. Fliegst du, oder fährst du mit dem Schiff?«
    Grujewitsch breitete seine Arme aus.
    »Also nach Deutschland. Oder gibt es schon Flugzeuge, die von der Sowjetunion nach Amerika fliegen können?«
    Sie hatten gegessen, ein bisschen zu viel Wein getrunken. Sie schlief neben ihm ein. Er hatte keine Lust auf Sex, die Reise nahm ihn gefangen. Nach Deutschland, das so viele Russen bewunderten ob seines Reichtums und seiner wissenschaftlichen und technischen Leistungen. Es war eine Ehre, diese Reise machen zu dürfen. Es war eine Gefahr, hineingezogen zu werden in den Machtkampf in Moskau. Je wichtiger seine Aufgaben wurden, desto mehr konnten ihn andere als Feind wahrnehmen, als Verbündeten Berijas, der im Kreml nicht nur Freunde hatte. Viele hatten lange vor ihm gezittert, als er noch Stalins Henker war. Menschen, die vor einem gezittert haben, werden keine Freunde. Sie sinnen auf Rache für die Jahre der Angst. Je höher man steigt, desto tiefer kann man fallen. Das galt nun auch für Grujewitsch.
    An der deutschen Grenze wurde Grujewitsch in die Pilotenkanzel gebeten. In die Instrumententafel eingefügt waren die Sigrunen der SS. Er durfte sich auf den Sitz des Kopiloten setzen. Nachdem er sich angeschnallt hatte, sagte der Kapitän: »Schauen Sie hinunter, wir überfliegen gerade unsere gemeinsame Grenze.« Er wartete einen Moment, dann sagte er feierlich: »Willkommen in Deutschland, Herr Grujewitsch. Wir freuen uns, dass Sie uns besuchen. Sie befinden sich in einem Flugzeug des Reichsführers-SS.« Er zeigte mit dem Finger auf die linke Seite, dann auf die rechte. »Schauen Sie, das machen die nur wegen Ihnen.« Zwei Düsenjäger waren zu beiden Seiten des Flugzeugs aufgetaucht. Sie waren so nah, dass Grujewitsch die Piloten erkannte. Sie winkten und wackelten mit den Flügeln, dann schossen sie davon.
    »In einer knappen Stunde sind wir da«, sagte der Kapitän. »Da warten schon welche auf Sie. Sie werden staunen.«
    Die Landung auf dem Zentralflughafen Tempelhof erlebte Grujewitsch im Fluggästeabteil. Die Maschine setzte sanft auf und rollte in Richtung Flughafengebäude. Grujewitsch schaute aufgeregt aus dem Fenster. Endlich bremste die Junkers. Er hörte, wie außen die Trittleiter befestigt wurde. Durchs Fenster sah er viele Fahrzeuge mit den Standern der SS. Dann bat ihn die Flugbegleiterin zum Ausstieg. Als Grujewitsch oben auf der Treppe stand, wurde er fast geblendet. Nicht von der Sonne oder von Scheinwerfern, sondern von den ordenbehängten Uniformierten, die im Halbkreis auf dem Flugfeld auf ihn warteten. Er erkannte Schellenberg, dann Kaltenbrunner und, tatsächlich und unglaublich, Heinrich Himmler. Sie waren umgeben von der ersten Garnitur der SS, Obergruppenführer, Gruppenführer, Brigadeführer. Schellenberg kannte Grujewitsch aus Stockholm, Himmler und Kaltenbrunner von Fotos. Es war der ganz große Bahnhof.
    Als Grujewitsch die Treppe hinabstieg, trat Himmler einige Schritte nach vorn, an seiner Seite Schellenberg und Kaltenbrunner. Himmler begrüßte Grujewitsch mit einem Händedruck. Er hatte eine schwabbelige Hand.
    Mit ruhiger Stimme sagte Himmler: »Herr Grujewitsch, ich begrüße Sie im Namen der Reichsregierung herzlich in Berlin. Wir werden alles tun, damit Sie sich wohl fühlen bei uns.«
    Sie fuhren in einem schweren Mercedes-Benz Richtung Stadtmitte, eskortiert von SS-Männern auf Motorrädern und einer Wagenkolonne. Je näher sie dem Zentrum kamen, desto mehr Ruinen sah Grujewitsch. Auch die Deutschen hatten es noch nicht geschafft, alle Trümmer des Kriegs wegzuräumen. Aber sie waren dabei. Zwischen den Ruinen entstanden neue, moderne, großzügige Gebäude. Die Straßen waren frisch geteert.
    »Das ist die berühmte Friedrichstraße«, sagte Himmler.
    Grujewitsch wusste nicht, wie die Straße vor dem Krieg ausgesehen hatte, das Menschengewimmel, die vielen Autos und Geschäfte beeindruckten

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