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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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das Unternehmen schief, und Sie schreiben den Brief umsonst. Das ist meine Aufgabe: Ich beginne tausend Sachen und muss froh sein, wenn eine klappt.«
    »Und was soll ich schreiben?«, fragte Irma. Eine Träne rann über ihre Wange. Doch hatte sie sich gefasst. Sie war ernst und ruhig.
    Schellenberg griff in seine Jackentasche und zog einen Zettel hervor.
    »Es ist ein unverfänglicher Text. Wichtig ist nur, was als Absender auf dem Briefumschlag steht: Irma von Zacher.«
    »Ich frage lieber erst meinen Mann.«
    »Das würde ich nicht tun. Erstens würde es eine alte Wunde aufplatzen lassen. Ich habe natürlich mitbekommen, dass Ihr Mann, sagen wir mal, Herrn Werdin nicht in den Kreis seiner Freunde aufgenommen hätte. Zweitens, gestehe ich, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Amerikaner etwas unternehmen, mehr als gering. Wenn es doch geschieht, sagen wir es Ihnen sofort. Dann können Sie Ihren Mann immer noch einweihen.«
    Irma wollte allein mit sich sein, bis Zacher zurückkam. Josef spielte draußen mit Freunden. Ab und zu hörte sie die Kinder schreien oder lachen. Sie wollte Schellenberg loswerden. Sie schrieb ab, was auf dessen Zettel stand, und gab ihm einen Briefumschlag mit aufgedrucktem Absender. Er bat um ein Foto von ihr und ihrem Sohn, sie fand keinen Grund, es nicht auszuhändigen.
    Sie hatte knapp zwei Stunden Zeit, um ihre Gefühle zu beherrschen.
    Sie hätte es als ungerecht empfunden gegenüber Zacher, wenn sie ihm ihre Trauer gezeigt hätte. Als sie den schwarzen Mercedes-Benz, den das Luftfahrtministerium Zacher als Dienstwagen überlassen hatte, in der Garageneinfahrt hörte, war sie für ihren Mann wieder die Frau, die er sich gewünscht hatte, deren Zuneigung er aber nicht mehr fühlen konnte.
    Seit Schellenbergs Besuch hatte sie nichts mehr gehört vom Geheimdienstchef. Manchmal staunte sie über sich, dass sie ihrem toten Geliebten einen Brief geschrieben hatte. Sie empfand Werdin als einen Schmerz, von dem sie sich nicht befreien wollte. Sie lernte es, den Schmerz als Teil ihrer selbst anzunehmen.
III.
    W as Schellenberg als Nebenzimmer des Hotel Adlon ausgegeben hatte, war ein kleiner Saal. Kristalllüster an der Decke, eine lange Tafel mit weißer Tischdecke, Geschirr aus feinem Porzellan, Silberbesteck. Schwere dunkelrote Samtvorhänge schlossen die Fenster gegen Neugierige. Die Decke zierte ein Goldrand und feiner Stuck mit germanischen Motiven. Es waren schon einige Gäste da, als Grujewitsch absichtlich zu spät den Raum betrat. Schellenberg begrüßte ihn freundlich und begann eine Vorstellungstour.
    »Das ist Generaloberst Graf Stauffenberg, Generalstabschef des Heeres.«
    Grujewitsch betrachtete den Mann mit der schwarzen Augenklappe und dem Lederhandschuh, ein Krüppel, der ihn mit strahlendem Auge anblickte und gleich den Eindruck wegwischte, er sei aufgrund seiner Gebrechen nicht fähig, ein so wichtiges Amt auszufüllen. Er kann sich wohl nicht allein anziehen, dachte Grujewitsch, aber er kann Schlachten gewinnen. Er hatte von ihm gehört, ein glühender Patriot, kein Freund der SS. In den Dossiers des Staatssicherheitsministeriums MGB über deutsche Offiziere wurde Stauffenberg als ein brillanter Kopf eingeschätzt, der Politiker unter den Generalen. Einem Bündnis mit den USA stehe er skeptisch gegenüber. Grujewitsch erinnerte sich an Michaels Berichte über die Vorbereitungen zum Staatsstreich. Er glaubte nicht an die Macht des Zufalls. Also war er überzeugt, Stauffenberg hatte Hitler mit einer Bombe umgebracht, auch wenn die deutsche Regierung bis heute darauf bestand, der Führer sei einem englischen Fliegerangriff zum Opfer gefallen. Die Legende gehörte zur Nationalen Versöhnung. Damals, als der Staatsstreich anlief, war die Lüge überlebenswichtig gewesen. Sonst hätte der Volkszorn die Verschwörer überrollt. Sonst hätte es keinen Kompromiss geben können zwischen der Gruppe um Beck, Stauffenberg und Goerdeler, der SS und den führertreuen Generalen an der Ostfront.
    »Einer meiner besten Mitarbeiter, Gruppenführer Werner Krause.«
    Grujewitsch empfing einen kräftigen Händedruck. Der Mann sah gut aus, sportliche Figur. »Was ist Ihre Aufgabe, Herr Gruppenführer?«, fragte Grujewitsch.
    »Ich passe auf, dass Berlin nicht von Spionen übervölkert wird.«
    Krause lachte freundlich.
    Krauses Stellung in der Abwehr plus sein hoher SS-Rang ergaben, dass er bis 1944 in der Gestapo war. Aber Grujewitsch brauchte nicht zu raten. Der übergelaufene Gestapochef

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