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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Werdin und wusste, wie sinnlos seine Äußerung war.
    »Vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen«, sagte die junge Frau. Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Sie hatte schwermütige Augen.
    Werdin zog das Foto von Irma und ihrem Sohn aus der Tasche.
    »Kennen Sie diese Frau?«
    Die junge Frau betrachtete das Foto eingehend. Sie musterte auch die Rückseite. »Das ist schon der neue Agfafilm. Das Foto kann nicht älter als drei Jahre sein. Aber ich kenne die
    Frau nicht«, sagte sie. Sie schüttelte bedauernd ihren Kopf, als ahnte sie, welche Bedeutung ihre Auskunft hatte.
    Schweigen.
    Werdin sagte: »Vielleicht haben Sie das Negativ hier? Viele Kunden lassen ja die Negative beim Fotografen, um später Abzüge nachmachen lassen zu können.«
    In den Augen der jungen Frau blitzte es kurz. »Ja. Aber was glauben Sie, wie viele Negative in den letzten drei Jahren angefallen sind? Das dauert Stunden, und ich bin allein im Laden.«
    Werdin legte seinen SD-Dienstausweis auf den Tresen.
    Die junge Frau schaute ihn traurig an. Das Lächeln war erloschen. Sie ging zur Eingangstür, drehte das Schild auf Geschlossen , sperrte ab und verschwand hinter einem schwarzen Vorhang. Sie blickte Werdin nicht an.
    ***
    »Ja?« Krause brüllte ins Telefon. Er wollte nicht gestört werden. Seine Laune war mies. Waltraud ließ nicht locker, und er schaffte es nicht, sie loszuwerden. Er nahm immer wieder einen neuen Anlauf, aber immer gelang es Waltraud, ihn umzustimmen. Sie forderte und sie gab. Am Ende lässt du dich scheiden und heiratest Waltraud, fluchte er in Gedanken.
    »Hier Gottlieb. Gruppenführer, wir haben ihn.«
    »Werdin? Haben Sie ihn verhaftet?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Kommen Sie sofort zu mir«, befahl Krause.
    »Ich bin in Friedrichsfelde und leite die Operation.«
    »Gut, ich komme raus. Melden Sie Ihren Standort!«
    »Rummelsburger Straße 45.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht aufgefallen sind.«
    »Ja, Gruppenführer. Wir sind weit genug weg vom Haus und gut getarnt.«
    Als Krause von der Lückstraße in die Rummelsburger Straße einbog, erkannte er sofort das Straßenbaufahrzeug auf der linken Seite. Zwei Männer, die wie Straßenarbeiter aussahen, machten sich an einem Kanaldeckel zu schaffen. Sie hatten ein kleines Zelt aufgeschlagen. Gottlieb saß auf dem Beifahrersitz des Lastwagens.
    »Haben Sie ihn schon gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber woher wissen Sie, dass er kommt?«
    Gottlieb lehnte sich zurück, als wollte er der Ungeduld seines Vorgesetzten ausweichen. »Gestern Abend erhielt ich einen Anruf vom Alexanderplatz. Ich habe im Polizeipräsidium einen V-Mann. Sie haben einen Hotelmeldezettel gefunden, in dem der Name Oskar Brockmann eingetragen ist. Er wohnt im Hospiz im Zentrum Berlins in der Holzgartenstraße. Das ist nahe am Bahnhof Friedrichstraße.«
    »Ich weiß«, sagte Krause.
    »Wir hätten noch Tage auf diese Auskunft warten können, die Herren Polizisten lieben uns wirklich von Herzen.« Gottlieb legte seine Hand auf die linke Brustseite. »Ich bin sofort ins Hotel und habe dem Empfangschef ein Bild von Werdin gezeigt und ihn gefragt, ob er diesen Mann kenne. Ja, hat er gesagt, es sei ein Herr namens Oskar Brockmann.«
    Muss er mir das so umständlich berichten?, fragte sich Krause. Laut sagte er: »Das haben Sie gut gemacht.«
    »Ich habe sofort eine Überwachung angeordnet rund um die Uhr. Unsere besten Leute sind im Einsatz. Heute Morgen haben sich drei Mann an Werdin gehängt. Er ist zu einem Fotogeschäft Unter den Linden gegangen. Kurz nachdem er den Laden betreten hat, wurde der geschlossen, obwohl er gerade erst aufgemacht hatte. Unsere Leute warten nun schon drei Stunden.«
    »Haben Sie ständigen Kontakt mit den Männern?«
    »Ja, ich habe ihnen einen Funkwagen zugeteilt, der parkt um die Ecke, in der Charlottenstraße.«
    »Warum sind Sie hier und nicht dort?«
    »Er wird hierher kommen. Da vorn wohnt Irma von Zacher.«
    »Ja«, sagte Krause. Er ist mit dem Foto, das Schellenberg ihm hat schicken lassen, zum Fotografen gegangen. Er will herauskriegen, wo die Frau wohnt. Hätte Schellenberg den Umschlag mit dem Absender »Zacher« nicht entfernt, Werdin wäre wohl nicht gekommen. Hätten wir einen falschen Umschlag fabriziert, hätten die Amis irgendeinen von der Schweizer Botschaft nur ins Berliner Adressbuch gucken lassen müssen, um herauszukriegen, dass es eine Irma Mellenscheidt nicht gab in der Rummelsburger Straße 56, wohl aber eine Irma von Zacher. Schellenberg denkt an jeden

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