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Der 26. Stock

Titel: Der 26. Stock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enrique Cortés
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verschwand. Ich glaube, das war sogar noch, bevor er richtig
     kapiert hat, was los war, sonst hätte er vermutlich nicht mit mir darüber gesprochen. An diesem letzten Abend war irgendwas
     komisch, etwas machte ihm Sorgen. Er sagte, man hätte den Abteilungsleitern verboten, die obersten Stockwerke des Hochhauses
     zu betreten. Und darum auch das neue Sicherheitssystem. Ich weiß, wenn es eine Antwort auf das alles gibt, dann dort oben.
     Und deswegen gehe ich jetzt dorthin. Nur, meine I D-Card lässt mich nicht.«
    Isabel zog die Magnetkarte hervor, die Gaardner ihr gerade unfreiwillig überlassen hatte. Vera starrte einen Moment lang darauf.
    »Ich gehe mit dir«, sagte Isabel und steckte die Karte wieder ein. »Ich muss Teo finden.«
    Vera schüttelte den Kopf und schob Isabel beiseite, um ans Ende des Flures zu gehen.
    »Ich werde nicht zulassen, dass du mitkommst. Ich fürchte, was ich da oben finden werde, ist verdammt gefährlich.«
    Vera kam an die Doppeltür, die ins Büro des Abteilungsleiters führte, und zog sie auf.
    »Was machst du da?«, fragte Isabel verdutzt.
    »Etwas abholen, das Rai für mich dagelassen hat.« Isabel folgte ihr in das Büro. Keine der beiden hörte, wie sich die Aufzugtüren
     abermals öffneten. »Er hat sich mir gegenüber mehr als korrekt verhalten.«
    Isabel starrte ihre Freundin an. Sie konnten nicht dieselbe Person meinen. Rai hatte beinahe für ihre Entlassung gesorgt.
    »Er   … er hat versucht, mich rauszuschmeißen.«
    Vera schien nicht auf sie zu hören. Sie ließ ihren Blick suchend durch den Raum schweifen. Schließlich trat sie an einen der
     Aktenschränke am Fenster.
    »Glaubst du, ich weiß das nicht?«, fragte Vera. »Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich das auch getan. Er wollte, dass du nie
     wieder einen Fuß in die Firma setzt, Isabel. Er wollte dich nur in Sicherheit bringen. Als er mir sagte, er habe nicht verhindern
     können, dass du befördert würdest, dachte ich, jetzt hätten wir verloren. Wir haben dann versucht, mit dir in Kontakt zu treten.
     Wir haben dich angerufen, Cassandra war sogar bei dir zu Hause, aber wir konnten dich nirgends finden.«
    »Aber ich   …«
    Isabel war verwirrt. Sie hatte die ganze Zeit über das Gefühl gehabt, dass Rai etwas vor ihr verbergen wollte, aber in eine
     ganz andere Richtung gedacht.
    »Als Alberto verschwand«, erklärte Vera, »bot Rai mir jede nur erdenkliche Hilfe an, aber ich konnte ihn nicht mit hineinziehen.
     Am Morgen des Meetings, als Rai euch sagte, Alberto sei verhindert, war mir klargeworden, dass er mit den schmutzigen Geschäften
     der Firma nichts zu tun hatte. Es mag dir absurd erscheinen, aber er ist ein loyaler Mensch, jedenfalls hat er sich mir gegenüber
     so gezeigt. Er hat mir das Leben gerettet und für die Mädchen und Cassandra einen Zufluchtsort gefunden. Von oben hieß es,
     Alberto sei in einer Klinik, und das hat er so an euch weitergegeben. Er wollte der Sache nachgehen, wollte ihn finden, aber
     ich bat ihn, das nicht zu tun. Ich wollte nicht, dass ihn dasselbe Schicksal trifft wie uns. So wie ich auch nicht wollte,
     dass es dich trifft, Isabel, aber du musstest ja unbedingt die Wahrheit herausfinden und uns helfen, und so bist du jetzt
     auch hier. Das tut mir wirklich sehr leid.«
    »Und Hugo?«, fragte Isabel. Ein vager Tabakduft stieg ihr in die Nase. »Er hat vom ersten Augenblick versucht, mit dir Kontakt
     aufzunehmen.«
    »Hugo?« Langsam öffnete sich die Bürotür. »Von ihm weiß ich nichts, seit   …«

43
    »Ich komme ja genau im richtigen Augenblick.« Im Türrahmen erschien ein großer, kräftig gebauter Mann, seine Pfeife in der Hand. »Das erinnert
     mich an eines von diesen öden Ehemaligentreffen. Wie geht’s, Vera?«
    Die Frau warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
    »Gut.«
    Hugo zog lang an seiner Pfeife und stieß eine dichte, weiße Rauchwolke aus.
    »Du siehst aber nicht gut aus. Hast wohl in letzter Zeit schlecht geschlafen, was? Nicht wie unsere Freundin Isabel hier,
     die, soweit ich weiß, ein paar ganz amüsante Tage hinter sich hat. Und? Hat Apolo dir Ausgang gegeben?«
    Isabel trat einen Schritt zurück. Das war nicht der Hugo, den sie kannte. Sein Gesicht war gleich geblieben, aber seine Stimme
     hatte sich verändert, als wüsste er, was passiert war, und es wäre ihm egal. Als er Gaardner erwähnte, ballte sie die Hände
     zu Fäusten.
    »Ganz ruhig. Reg dich nicht auf.« Hugo machte die Tür zu und ging um die beiden Frauen herum, um

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